Sony PS4 im Test: So gut ist die neue PlayStation

Sony setzt im Konsolen-Zweikampf mit Microsoft weniger auf Multimedia, dafür umso mehr auf das, wofür Konsolen entwickelt wurden: zum Erleben digitaler Welten in Spielen. Und der Plan scheint zu funktionieren, wie die ersten Teststunden mit der PlayStation 4 beweisen.

Düsseldorf. Sieben Jahre nach ihrem Vorgänger erscheint die PlayStation 4 (PS4) am 29. November in Deutschland. Aufgrund der Hardware-Spezifikationen, der Entwickler-Rückmeldungen und den gezeigten Spielen ist eines klar: Die Neue ist der alten PS3 um Längen überlegen. Die PS4 ist einfacher zu programmieren, was die Entwicklungskosten nicht in die Höhe treibt. Sie ist durch den komplett überarbeiteten Controller noch angenehmer zu spielen und der Preis spielt die Rolle des besten Nebendarstellers: 100 Euro günstiger als die Konkurrenz Xbox One und ganze 200 Euro günstiger als die PS3 bei ihrer Europa-Markteinführung im Jahr 2007. Wir haben die neue Konsole bereits ausführlich probegespielt.

Die PS4 kommt hübsch daher. Sie ist schwarz, halb matt, halb glänzend und hat ein scharfes, leicht angewinkeltes Profil. Sie kann im vertikalen Stand, aber auch in der Horizontalen auf der TV-Bank platziert werden. Auf der Oberseite setzt die leuchtende Lichtleiste einen futuristischen Akzent und dient gleichzeitig als Anzeige, in welchem Betriebszustand sich die Konsole gerade befindet.

Im Gegensatz zur Xbox One befindet sich das Netzteil im Inneren der Konsole. Daneben findet man einen Prozessor mit 8 Kernen und einen sehr schnellen, acht GB großen Arbeitsspeicher. Wichtiger Technik-Fakt: Der Arbeitsspeicher der PS4 kann pro Sekunde 176 GB verarbeiten, der Speicher der Xbox One dagegen nur 68 GB pro Sekunde. Ein Vorteil zugunsten Sony, denn damit ist die PS4 auf dem Papier schneller — auch weil sie eine schnellere Grafikkarte besitzt.

Zusätzlich verfügt die Konsole über Anschlüsse für ein HDMI-Kabel, unterstützt W-LAN, besitzt zwei USB-Steckplätze an der Front und kann Blu-rays abspielen. Leider fehlt noch eine Unterstützung für Bluetooth-Headsets. An dieser Stelle sollte Sony mit einer später folgenden Systemaktualisierung noch nachbessern. Das gilt auch für das Abspielen von Audio-CDs, MP3s oder gestreamten Dateien vom PC via DLNA — noch beherrscht die PS4 nichts davon. Laut Sony werden diese Funktionen aber über kurz oder lang wohl in das Betriebssystem implementiert werden.

Auch beim Eingabegerät macht Sony einen großen Schritt nach vorn. Nahezu jede Schwäche seines Vorgängers weiß der neue DualShock 4 zu vermeiden: die Analogsticks sind nun weiter voneinander entfernt, mit konkaver Oberfläche in der Mitte, um dem Daumen stets auf dem Stick Halt zu gewähren. Auch die Oberfläche der hinteren Schultertasten ist nicht mehr nach außen, sondern nach innen gewölbt und bietet so ausreichend Halt. So verkrampft der Spieler auch bei langen Sessions nicht.

Ebenfalls neu: Auf der Kopfseite des Controllers befindet sich ein leuchtendes Feld, das bei Mehrspielerpartien an einer Konsole jedem Spieler seine Spielerfarbe anzeigt. Ähnlich seinem Vorgänger, kann man auch mit dem DualShock 4 dank seines Beschleunigungssensors im Inneren durch leichte Neigungen in gewissen Spielen die Richtung verändern.

Dagegen machen die zwei neuen Tasten namens Share und Options (ersetzen Start und Select) keine gute Figur. Zu tief sind sie in den Controller eingelassen, zu schwer lassen sie sich betätigen. Das neue Touchpad in der Mitte arbeitet in den Spielen gut, dient aber keinesfalls als echter Computermaus-Ersatz im Browser — dafür ist es noch zu ungenau.

Zum Start der PlayStation 4 erscheinen nicht nur die üblichen Verdächtigen wie FIFA 14, Call of Duty: Ghosts oder Battlefield 4. Sony schickt auch zwei exklusive Vollpreis-Spiele ins Rennen.

In Knack, einem Mix aus Jump’n’Run und Beat’em Up, an dem auch der Schöpfer der PS4-Konsole Mark Cerny mitgearbeitet hat, spielt man den Helden Knack - eine Kreatur, die sich aus mysteriösen Relikten zusammensetzt. Im Verlauf des Spiels verändert sich sein äußeres Erscheinungsbild, je nachdem welche Relikte man sammelt. Knack kann dadurch beispielsweise auch riesengroß werden. Durch eine abwechslungsreiche Anzahl an Umgebungen, wie Wälder, Städte und Höhlen, kämpft sich der Held durch Gegnerhorden von fiesen Goblins. Größtenteils eignet sich dieser Titel als Weihnachtsgeschenk für Kinder. Für Erwachsene ist der Anspruch zu gering.

Bei Killzone: Shadow Fall handelt es sich um eine Fortsetzung der exklusiven Ego-Shooter-Reihe des holländischen Entwicklers Guerilla Games. Der neueste, sechste Ableger überzeugt durch seine Bombast-Grafik, die gute Geschichte (kalter Krieg zwischen den bösen, außerirdischen Helghast und der menschlichen Interplanetary Strategic Alliance) sowie durch den unterhaltsamen Mehrspieler-Modus. Unterschiedliche Waffen, eine steuerbare Drohne sowie Schleich-Passagen runden das Angebot ab. Hinweis: Nur für Erwachsene geeignet.

Auch das Menü behebt die Schwächen des Vorgängers. Es behält seine Navigationsgeschwindigkeit, genießt aber eine erhöhte Flexibilität. So navigiert man sich horizontal durch Menüpunkte wie Mitteilungen oder Einstellungen — die auf ihren unteren Ebenen übersichtlich aufgebaut sind. Die Kacheloptik ist von vielen Apps und Windows 8 bekannt.

Es gibt noch weitere Verbesserungen: Man kann ein Spiel jederzeit per Druck auf die PlayStation-Taste auf dem Controller pausieren und im Hauptmenü durch alle Menüpunkte wechseln — ohne das Spiel verlassen zu müssen. Das ging zu PS3-Zeiten nicht. Was der PS4 fehlt, ist jedoch ein Sleep-Modus. Entweder sie ist komplett an — oder sie ist aus. Das bedingt nach dem Ausschalten jedes Mal einen kompletten Neustart des Systems und keinen Schnellstart.

Wer möchte, kann mit seiner PS4 auch Screenshots machen oder Videos aus Spielen aufnehmen, doch gerade Letztere leiden momentan noch stark unter der schlechten Qualität der Aufzeichnung.

In Kombination mit der PlayStation Vita erhält der Spieler neben einem Bild auf dem Fernseher auch ein Bild auf seinem Handheld — je nach Spiel mit einem Optionsmenü oder einer Übersichtskarte. Praktisch! Auch kann man sich per WLAN ein PS4-Spiel auf seine Hostentaschen-Vita streamen lassen und dort weiterzocken.

Im Internet-Bereich hat Sony ebenfalls fundamentale Verbesserungen eingebaut: Jeder Spieler kann jetzt aus dem Hauptmenü per Knopfdruck einer Mehrspielerpartie seiner Freunde beitreten. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit bis zu acht Freunden und dem beigelegten Headset im Party-Chat eine Unterhaltung zu starten — auch parallel zum Spielen.

Zusätzlich zeigt das Menü „Was ist neu“ die letzten Aktivitäten der eigenen Online-Freunde an. So sieht man jederzeit, wer der maximal 2000 eigenen Freunde gerade welches Spiel zockt oder wann sie eine Spiele-Session live im Internet streamen. Ab und zu sind die möglichen Auswahlfunktionen allerdings etwas unübersichtlich, weil erschlagend.

Praktisch ist dagegen die Verknüpfung mit Facebook: Man kann als PS4-Profilbild stets das aktuelle Facebook-Profilbild verwenden und seine Freunde im sozialen Netzwerk wissen lassen, welche Erfolge man in Spielen erreicht hat.

Daneben gibt es die von der PS3 bekannten Trophäen, also zu erreichende Meilensteine in Spielen und den bekannten, nun aber schnelleren PlayStation-Store für den Erwerb oder das Leihen von Filmen und Spielen.

Für Spieler, die häufig auch bei oder mit Freunden vor der Konsole Zeit verbringen, hat Sony sich etwas besonderes überlegt: Wer seine Spieldaten- und Speicherstände in die Cloud lädt, kann sie temporär auf jeder PS4 weltweit herunterladen und da weitermachen, wo er zu Hause aufgehört hat. Nachteil: Für diese und auch weitere Online-Features, wie die Teilnahme an normalen Mehrspielerpartien, ist ein PlayStation-Plus-Abo nötig. Dieses kostet im Jahr 50 Euro — beinhaltet aber jeden Monat auch kostenlose Spiele-Downloads.

Im Gegensatz zur Xbox One befindet sich im Lieferumfang der PlayStation 4 keine Kamera. Sie ist aber zur Veröffentlichung der Konsole gegen 60 Euro im Handel erhältlich — und beschert dem Nutzer zusätzliche Optionen. So kann man die Konsole per Sprachsteuerung bedienen, auch wenn das momentan noch relativ schlecht erklärt wird und eine Reaktion das ein oder andere Mal ausbleibt. Aufgrund der Bauweise der Kamera und der fehlenden Infrarot-Komponente, kann man im Gegensatz zur Xbox One und deren Kinect-Einheit nicht völlig im Dunkeln spielen.

Dafür funktioniert zumindest im Hellen auch auf der PS4 das Anmelden am System via Gesichtserkennung. Und in Spielen reagiert die Kamera auf Armbewegungen des Spielers — wodurch beispielsweise im Spiel „Playroom“ Massen an kleinen Robotern beiseite geschoben werden können. Eine lustige Demonstration der Möglichkeiten, aber auf Dauer aufgrund fehlender Spieltiefe etwas eintönig. Dafür unterstützt die neue Kamera aber auch noch die von der PS3 bekannten Move-Controller — also die Eingabegeräte der Bewegungssteuerung.

Die PlayStation 4 richtet sich mit ihren Funktionen zur Veröffentlichung vor allen Dingen an eine Zielgruppe: an Konsolenspieler. Überragende TV-, Kamera- oder Multimedia-Funktionen gibt es nicht — dafür ist die Konsole schnell, zaubert eine wunderschöne, flüssige Full-HD-Grafik auf den Bildschirm und ist dank des neuen Controllers intuitiv und angenehm zu bedienen. Obendrauf überzeugen das zeitlose Design und der mehr als faire Preis. Wer spielen will, ist hier genau richtig — und kann sich auf zukünftige Updates freuen, die garantiert mehr Multimedia-Funktionen hinzufügen werden.

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