Weg vom Gemischtwarenladen: Die neue Dachmarke DER Touristik

Wedemark/Wilhelmshaven (dpa) - Wer bislang mit ITS oder Meier's Weltreisen im Urlaub war, wusste selten, dass dahinter Deutschlands zweitgrößter Reisekonzern steckt: die Touristik der Rewe Group. Das soll sich mit der neuen Dachmarke DER Touristik ändern.

Doch warum war dieser Schritt überhaupt nötig?

Die Touristik der Rewe Group hat sich neu aufgestellt. ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg, Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen firmieren künftig unter der Dachmarke DER Touristik. Experten sehen darin einen überfälligen Schritt.

Was bringt die neue Dachmarke?

Rewe war bislang unter den großen Reiseveranstaltern der einzige,
der keine Dachmarke besaß. „Das war ein Gemischtwarenladen, man
wusste nicht, was eigentlich alles dazugehört“, sagte der
Tourismusforscher Karl Born. „Bislang hat kein ITS- oder Dertour-Kunde gewusst, dass er mit Deutschlands zweitgrößtem Reisekonzern unterwegs war“, erklärt Prof. Torsten
Kirstges von der Jade-Hochschule Wilhelmshaven. Mit einer Dachmarke
zeige man dem Kunden „Wir sind seriös, wir sind finanzstark, wir
holen dich im Krisenfall aus dem Urlaub zurück“, so Born.

Warum hat man sich für die Marke DER Touristik entschieden?

„Bei DER weiß man genau, um was es sich handelt, sagt Born. „Bei
Rewe denkt jeder zunächst einmal an Fleischwurst oder Obst“,
erläutert auch Prof. Torsten Kirstges. „Rewe“ sei zudem im Tourismus
nicht als Marke präsent gewesen.

Trotz Dachmarke bleiben die beiden Sparten Pauschal- und
Bausteinreisen organisatorisch weiter getrennt. Warum?

„Die bisherige Trennung zwischen Pauschalreise und Bausteinreise
ist sinnvoll“, erläutert Kirstges. Die organisatorischen Abläufe
seien sehr unterschiedlich. Ein Pauschalreiseanbieter arbeite zum
Beispiel im Einkauf mit viel größeren Kontingenten, bei
Bausteinreisen komme es dagegen auf viele einzelne Leistungen an.
Auch Born sieht darin zwei getrennte Geschäftsmodelle. „Ich könnte
mir aber vorstellen, dass da künftig stärker zusammengearbeitet
wird.“

Ist mit der neuen Dachmarke ein Angriff auf Marktführer TUI
verbunden?

Die Konkurrenten von Rewe setzen schon länger auf eine
Dachmarken-Strategie. Einen Angriff sieht Born deshalb darin nicht.
„Der Schritt war einfach überfällig.“ Ohnehin ist der Abstand zu TUI
noch recht groß. Die Hannoveraner liegen sowohl bei Umsatz als auch
Teilnehmern deutlich vor Rewe. Auf Platz drei folgen Thomas
Cook/Neckermann.

Hat eine Dachmarkenstrategie auch Risiken?

Eine Dachmarke hat vor allem im Krisenfall höhere Risiken. „Kommt
es bei einem Reiseveranstalter zu einem Unfall, ist meist nur dieser
in den Schlagzeilen, die anderen sind außen vor“, erklärt Kirstges.
Gibt es eine Dachmarke, ist diese als Ganze betroffen.

Was ändert sich für den Reisenden?

Der Reisende bekommt von den Änderungen relativ wenig mit. Auf
allen Katalogen erscheint nun neben dem Veranstalternamen auch noch
das DER-Touristik-Logo. Daneben gibt es eine neue Homepage
(www.der.com). Am deutlichsten werden die Veränderungen bei den
Reisebüros. Die Marke Atlas verschwindet komplett. Alle Büros firmieren künftig unter dem DER-Label. „Das ist das größte Risiko der
neuen Markenstrategie“, so Born. Die Atlas-Reisebüros seien vor allem
im Osten Deutschlands eine Institution gewesen. „Hier dürfe man die
Kunden nicht verunsichern und eine gewissen Übergangszeit beachten.“
Unabhängig davon sollen die Reisebüros ein neues Aussehen bekommen:
Unter anderem wird die klassische Katalogwand verschwinden.

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