Von der Grenze zur Gedenkstätte - Zwischenstopp in Marienborn

Marienborn/Helmstedt (dpa/tmn) - Während der Teilung Deutschlands war Marienborn der wichtigste Grenzübergang zwischen Ost und West. Heute gibt es auf dem Gelände eine Gedenkstätte. Schon knapp 30 Millionen Menschen haben sie besucht.

Auch heute noch führt auf der Strecke von Hannover nach Berlin kein Weg an der Grenzübergangsstelle Marienborn vorbei. Nur anhalten muss niemand mehr. Während der Autobahnverkehr wenige Meter entfernt vorbeirauscht, ist das weitläufige Gelände neben der A2 zwischen Helmstedt und der Ausfahrt Alleringsleben an diesem Sonntag wie ausgestorben. Zu DDR-Zeiten war Marienborn das Nadelöhr in Richtung Osten - allein von 1985 bis 1989 wurden hier 34,6 Millionen Reisende abgefertigt.

Damit die Geschichte der Grenze nicht in Vergessenheit gerät, hat sich in Helmstedt 1995 der Verein Grenzenlos gegründet. Zu DDR-Zeiten lag vor den Toren der niedersächsischen Stadt der größte europäische Ost-West-Grenzübergang. Während an anderen Orten Mauern und Stacheldraht abgerissen wurden, blieben sie in der Region Helmstedt als stille Zeugen erhalten.

„Was wir hier erlebt haben, war Schikane hoch drei“, erinnern sich Friedhelm Döllmann und Bernhard Brinkmann, während sie am Zollgebäude vorbeilaufen. Die ehemaligen Spediteure lieferten viele Jahre Eier ins geteilte Berlin. Nachdenklich betrachten sie die verlassenen Baracken: „Damals hatten wir wirklich Angst.“ Auf dem Gelände hat sich auch eine Schulklasse verteilt, die den Raststellenstopp mit einem Rundgang verbindet. Wer mehr Zeit mitbringt, kann sich die Ausstellung im ehemaligen Stabsgebäude ansehen. Knapp 30 Millionen Besucher verzeichnete die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn seit 1996.

Ein weiterer Halt ist das Zonenmuseum in Helmstedt. Hier wird die Geschichte der ehemaligen innerdeutschen Grenze von ihren Anfängen bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990 dokumentiert. In Hötensleben steht noch heute die Original-Grenze: Erhalten wurde ein 350 Meter langes Stück des insgesamt fast 1400 Kilometer langen ehemaligen „Schutzstreifens. Auf einer Länge von 350 Metern sind die Sperranlagen unverändert erhalten: die Sichtblendmauer zum Ort hin, der Signalzaun, das Sicht- und Schussfeld mit Lichttrasse, der Kolonnenweg und die Stahlhöcker als Kfz-Hindernisse.

„Hier wird die Unmenschlichkeit der ehemaligen innerdeutschen Grenze auf bedrückende Weise nachvollziehbar“, sagt Birgit Wippich vom Verein Grenzenlos. Vom Führungsturm haben Besucher einen guten Blick über die Grenzanlage. Auch er kann bei der Rundfahrt des Vereins und bei Führungen besichtigt werden.

Fast wäre auch dieses Stück Mauer abgerissen worden. Doch der Grenzdenkmalverein um Achim Walther kämpfte dafür, das Gelände unter Denkmalschutz zu stellen. Der 76-Jährige lebt selbst seit 1973 in dem kleinen Grenzort. Mittlerweile führt er Interessierte über das ehemalige Grenzgelände.

Walther erläutert den Besuchern dann zum Beispiel die Bedeutung des „K6“: Dieser sechs Meter breite Erdstreifen wurde zu DDR-Zeiten täglich geeggt. Das machte es Republikflüchtlingen fast unmöglich, ihn zu überqueren, ohne Spuren zu hinterlassen. Walthers Schilderungen sind lebendiger als jedes Geschichtsbuch und dienen vor allem einem Zweck: Er will an die Vergangenheit erinnern, um für die Zukunft vorzubeugen.

Informationen:

Zonengrenzmuseum Helmstedt (Tel.: 05351/121 11 33, E-Mail: [email protected])

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn (Tel.: 039406/920 90, E-Mail: [email protected])

Rundfahrt Grenzenlos (Tel.: 05351/17 77 77, E-Mail: [email protected])

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