Schwarze Schönheit und viel Duft: Zu Besuch im Rosarium Sangerhausen

Sangerhausen (dpa/tmn) - Eine Farbenpracht, soweit das Auge reicht. Besonders im Frühsommer und zur zweiten Blüte im August lohnt ein Besuch im Europa-Rosarium Sangerhausen. Die weltgrößte Rosensammlung feiert in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen.

Der Weg ist nicht zu verfehlen: Schon am Bahnhof der kleinen Stadt in Sachsen-Anhalt weisen weiße Rosen die Richtung. Besucher brauchen den auf den Gehweg aufgesprühten Symbolen einfach nur folgen. Quer durch die Altstadt, vorbei an rosenberankten Häusern, über kopfsteingepflasterte Straßen geht es den Hang hinauf zum Europa-Rosarium Sangerhausen. Die Blütenpracht dort ist kaum zu überschauen - unzählige Rosen in Rot, Orange, Violett, Weiß, Gelb oder Rosa stehlen sich gegenseitig die Schau.

'Konrad Adenauer', 'Heidi Klum', 'Nigrette', 'Mainzer Fasnacht' oder 'Gruß aus Sangerhausen' heißen die Gewächse, die die umfangreichste Rosensammlung der Welt in der kleinen Stadt am Südrand des Harzes vereint. In diesem Jahr könnte es dort besonders voll werden: Das Rosarium feiert sein 110-jähriges Bestehen.

Wer es das erste Mal betritt, weiß kaum, wo er zuerst hinschauen soll: zu den Wildrosen, den historischen Rosen oder doch lieber zu den modernen Strauchrosen? Es gibt so viel zu sehen - und vor allen Dingen zu riechen: Immer wieder beugen sich Besucher über die Blüten oder ziehen von oben einen Zweig herab und schnuppern ausführlich.

„Rosen und Duft gehören zusammen“, sagt Jutta Pfeiffer, stellvertretende Leiterin der Sammlung. Aber das war zeitweise nicht so: Guter Wuchs und eine schöne Blüte, darauf kam es den Züchtern damals an. Doch echten Rosenfreunden reichte das nicht. So unbeschreiblich der Duft einer Rose, so unverzichtbar ist er. Daher gebe es viele moderne Züchtungen, die wieder duften, erklärt die Gartenbau-Ingenieurin.

Unangefochtener Star des Rosarium ist die sogenannte Schwarze Rose. Viele Besucher fragten gezielt nach 'Nigrette', wie die Teehybride eigentlich heißt, sagt Pfeiffer. „Das ist furchtbar, wir haben so viele andere schöne Rosen.“ Trotzdem sollte man den Anblick nicht versäumen: Denn 'Nigrette' gilt als dunkelste Rose überhaupt. Wenn ihre Knospe noch geschlossen ist, wirkt sie tatsächlich fast schwarz.

Wer das Rosarium besucht, sollte sich Zeit nehmen. Die seit 2003 grundlegend umgestaltete Fläche umfasst 13,5 Hektar, das entspricht rund 18 Fußballfeldern. Mehr als 8300 Rosensorten gibt es zu sehen, viele ranken an Pavillons und Rosenbögen empor. Dazwischen wachsen typische Begleitpflanzen wie Lavendel, Clematis, Frauenmantel und Rittersporn.

Viele Rosen finden sich auch außerhalb des Rosariums. An etlichen Gebäuden ranken die stachligen Schönheiten an besonders schönen Gerüsten empor.

„Die Stadt schenkt den Bürgern Rosen für ihre Häuser“, erklärt Helmuth Loth, städtischer Denkmalpfleger, Kirchenältester der Ulrichgemeinde und Vorsitzender des Geschichtsvereins in Personalunion. Die Gerüste seien extra für die Stadt kreiert worden - wie die Rosen sollen sie der „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“ dienen, wie es im städtischen Bürokratendeutsch heißt. Das war bitter nötig: Seit der Wiedervereinigung hat die bis dahin vom Kupferbergbau geprägte Stadt mehr als ein Drittel ihrer Einwohner verloren.

Die Bergbauvergangenheit spiegelt sich an vielen Stellen wider: So nennt sich Sangerhausen offiziell „Berg- und Rosenstadt“ und feiert Ende Juni das 38. Berg- und Rosenfest. Immer wieder gerät außerdem die imposante Abraumhalde „Hohe Linde“ in den Blick, vom neueren, östlich auf einer Anhöhe gelegenen Teil des Rosariums etwa. Mehr als 20 Millionen Tonnen Gestein aus dem stillgelegten Kupferschacht sind zu dem 150 Meter hohen, pyramidenförmigen Berg aufgeschichtet. Er bildet mit seiner geröllartigen Kargheit einen skurrilen Kontrast zur üppigen Blütenpracht im Rosarium.

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