Mülheimer Ruhrperlen - Spannender kann ein Fluss nicht sein

Mülheim (dpa/tmn) - Mülheim an der Ruhr setzte viel früher als andere Städte im Ruhrgebiet auf die Industrie. Doch irgendwann war die Kohle erschöpft. Zahlreiche alte Industriegebäude beherbergen heute Museen.

„Was habt ihr da alles an interessanten Museen und Ausstellungen, das weiß doch keiner“, hört Gästeführerin Anne Kebben immer wieder von überraschten Touristen, die in Mülheim an Ruhr oft nur zufällig Station machen. Wenig bekannt ist auch, dass die Stadt viel früher als andere Ruhrgebietsmetropolen auf Industrie setzten.

Irgendwann aber war die Kohle erschöpft, die Bahn kam als zuverlässige Konkurrenz zur manchmal unbändigen Ruhr, und andere Industrien waren nicht mehr wettbewerbsfähig. Strukturwandel zur Branchenvielfalt war nötig, ein Prozess, den die Stadt besser als andere gemeistert hat.

Viele der zuvor industriell genutzten Flächen sowie Brachland wurden 1992 für die Landesgartenschau in eine Parkanlage umgewandelt und bilden einen 66 Hektar großen Erholungsraum, der sich als kilometerlanger Grüngürtel entlang der Ruhr erstreckt.

Wie Perlen reihen sich am Fluss zahlreiche Attraktionen aneinander. Sie sind zumeist thematisch eng mit der Lebensader der Stadt und ihrer Historie verbunden. Drei Perlenketten verknüpfen die insgesamt 27 kulturellen, industriegeschichtlichen und landschaftlichen Höhepunkte, die sich zu Fuß oder mit dem Rad erkunden lassen. Darunter befinden sich auch die Museen, die zur Mülheimer Museumsmeile zusammengefasst wurden.

Sie schlagen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ganz deutlich wird das im ersten deutschen Gründer- und Unternehmermuseum (GUM), das 2008 im ehemaligen Stammsitz von August & Joseph Thyssen eröffnete. Existenzgründer von heute können sich hier über die Erfolgsgeschichten Mülheimer Gründungsväter informieren. Matthias Stinnes zum Beispiel gründete 1808 in Mülheim ein Unternehmen für Schifffahrt und Kohlehandel und machte es zu einer großen Reederei. Und Wilhelm Schmitz legte hier mit seiner Firma Wilhelm Schmitz-Scholl den Grundstein für den Handelskonzern Tengelmann. August Thyssen schließlich gründete 1870 das Walzwerk Thyssen & Co, aus dem mit der Thyssen-Krupp AG einer der weltweit größten Stahlkonzerne hervorging.

„Das Besondere an allen Museen ist, dass sie nicht als solche erbaut wurden“, sagt Tobias Kaufhold, Leiter der Camera Obscura, das sich in der imposanten Kuppel des Broicher Wasserturms befindet. Wo einst Dampflokomotiven mit Wasser versorgt wurden, lassen sich Besucher heute von der größten begehbaren Camera Obscura der Welt begeistern.

Haus der Ruhrnatur, Kunstmuseum in der Alten Post, Leder- und Gerbermuseum: die Vielfalt an Museen ist groß. „In der Alten Post werden schon lange keine Briefmarken mehr verkauft“, sagt Anne Kebben. „Hier in der früheren Schalterhalle mit ihren grün gefliesten Säulen sind Konzerte zu hören, und das ist immer ein stimmungsvolles Erlebnis.“ Das Museum selbst hat mit Malern des Expressionismus einen besonderen Schwerpunkt, verfügt aber auch über eine der größten Heinrich-Zille-Sammlungen außerhalb von Berlin.

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