Wie vor 50 Jahren : Mit der Nostalgiebahn durch die Heide
Lüneburg (dpa/tmn) - Gäbe es einen neuen Rotkäppchen-Film, er könnte in Neu-Neetze gedreht werden. Man sieht das Mädchen förmlich auf dem langen Weg durch den dichten Mischwald spazieren, die rote Mütze auf dem Kopf und den Korb in der Hand.
Vom bösen Wolf oder einem Haus mit Großmutter ist aber nichts zu sehen. Dafür steht ein Schild im Wald, „Neu-Neetze“ steht darauf - „wahrscheinlich die am schlechtesten erreichbare Haltestelle weit und breit“, sagt Hans Dierken. Er muss es wissen, denn er sorgt mit dem Verein Bleckeder Kleinbahn dafür, dass an manchen Sommerwochenenden hier der Heide-Express hält.
Neun Haltepunkte gibt es an der Strecke von Lüneburg nach Bleckede - so heißt der kleine Ort an der Elbe, der das Ende der Trasse markiert. Viele Passagiere, die in den Heide-Express steigen, haben ein Fahrrad dabei. Darum wird hinter den Triebwagen auch immer ein leerer Wagen für die Zweiräder gehängt, die Beförderung ist umsonst.
Die Bahn hat einen Fahrplan, aber sie muss keinen Takt einhalten, da kommt es auf eine oder zwei Minuten nicht an. Und für viele Fahrgäste ist ohnehin der Weg das Ziel. „Wir wollen das Zugfahren wieder so genießen, wie es vor langer Zeit war“, sagt Fahrgast Richard Bolek, der mit seinen Kindern unterwegs ist. Da rumpelt es ein bisschen in dem Wagen, die Sitze sind einfach, aber bequem - von technischem Schnickschnack keine Spur. Stattdessen: Bahnfahren wie in den 1960er Jahren. Mit dem Komfort, den es damals gab, und mit einem Schaffner, der noch richtige Papp-Billets ausgibt und mit seiner Zange locht.