Der Vater aller Wanderwege - Auf dem Rennsteig durch Thüringen

Neuhaus am Rennweg (dpa/tmn) - Der 168 Kilometer lange Rennsteig führt vom Ufer der Werra bei Eisenach nach Blankenstein im Thüringer Schiefergebirge. Bei Wanderern ist er beliebt - trotz oder wegen des vielen Waldes, durch den der Weg führt.

„Die Gegend ist herrlich“, schwärmte schon Johann Wolfgang Goethe. Auch nach mehr als 200 Jahren kann man dem Dichterfürsten nur zustimmen. Noch immer steht der Thüringer Wald still und schweigt majestätisch - einsam und wunderbar geht der Blick über Täler, Schluchten, Flüssen, Felsen und Wälder. Und mit dem Rennsteig gibt es hier einen der schönsten Höhenwanderwege Deutschlands. Ein weißes „R“ auf den Stämmen der Bäume und Schilder ist das Zeichen für den Vater aller Wanderwege.

„Ausgedehnte Wanderungen sind die beste Art, um den Thüringer Wald zu erkunden“, erklärt Lothar R. Richter der kleinen Gruppe von Touristen. „Da erleben Sie die Natur hautnah, bewegen sich in frischer Luft und tun auch etwas für Ihre Gesundheit“, erzählt der Wanderführer weiter. „Es muss ja nicht gleich die gesamte Strecke des Rennsteigs sein. Sie können sich einzelne Etappen vornehmen.“

Ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen ist Neuhaus am Rennweg. 835 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, ist sie die höchstgelegene Stadt Thüringens. Schon nach einigen Minuten erreichen die Wanderer mit dem Weidmannsheil einen der schönsten Aussichtspunkte des Höhenwanderwegs. Hier wie im gesamten Verlauf des Rennsteigs laden Bänke und Tische zur Rast ein. Richter setzt sich, öffnet den Rucksack und bietet den Wanderern selbst geschmierte Brote und herzhafte Würste an. Aus einer Tasche holt er noch Limonade und Bier hervor, und alle freuen sich über das unverhoffte Picknickerlebnis.

„Für mich ist das hier der schönste Panoramablick, hier muss ich immer verweilen“, sagt Richter. „Schauen Sie selbst — unten im Tal glänzt das dunkle Wasser der Schwarza-Talsperre, dahinter liegt der kleine Ort Scheibe-Alsbach und sonst sehen Sie nur Wald, so weit das Auge reicht“. Eine Tafel informiert zum Beispiel darüber, dass erst 1937 mit dem Bau der Staumauer begonnen wurde und sich bis dahin lediglich ein kleiner Flößerteich an jener Stelle befand. Heute dient die Talsperre der Trinkwasserversorgung.

„Es gibt nur wenige Aussichtspunkte oder Sehenswürdigkeiten, die direkt am Rennsteig liegen“, erklärt Richter. „Zumeist führt der Weg durch den Wald, was ja auch seinen besonderen Reiz ausmacht.“ Aber links und rechts vom Rennsteig warten historische Residenzstädte und Ortschaften mit Burgen, Schlössern und Museen auf Besucher. Insgesamt 40 „Rennsteig-Leitern“ führen deshalb zu Sehenswertem in der Umgebung. Ganz in der Nähe von Neuhaus am Rennweg zum Beispiel weist eine dieser Leitern den Weg hinab in die Glasbläserhochburg Lauscha.

Der Ort gilt als Wiege des Christbaumschmucks. Schon 1597 wurde dort die erste Glashütte gegründet. Seit über 150 Jahren produziert die Farbglashütte Lauscha in aufwendiger Handarbeit Farbglasröhren und —stäbe, aus denen Glasbläser dann ihre Kunstwerke herstellen. „Sie können den Arbeitern über die Schulter schauen oder sich selbst im Glasblasen versuchen und vielleicht eine Glückskugel als persönliches Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen“, erklärt Geschäftsführerin Rita Worm.

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