Zu Gast bei Max Liebermann - Villa am Wannsee ist ein Kunstwerk

Berlin (dpa/tmn) - Wer an den Wannsee fährt, packt die Badehose ein. Aber es geht auch anders: Ein lohnendes Ziel am Ufer ist die Villa, in der Max Liebermann den Sommer verbrachte. Sie ist heute ein Museum mit riesigem Garten - oder ein riesiger Garten mit Museum.

Manche Besucher finden, schon der Garten sei ein Kunstwerk. Die Villa ist ganz sicher eins. Und in der Ausstellung im Innern finden sich etliche, die der einstiger Hausherr gemalt hat: Max Liebermann. Nach ihm ist das eindrucksvolle Gebäude mit den hohen Fenstern am Wannsee benannt. Die Liebermann Villa gehört zu den lohnendsten Ausflugszielen in Berlin, für alle, die in der Hauptstadt bleiben, aber den Hauptstadtbetrieb hinter sich lassen wollen - egal ob Touristen oder Berliner.

Max Liebermanns (1847 bis 1935) Motive, an den Wannsee zu ziehen, waren ganz ähnlich. Der Künstler kaufte dort in der Villenkolonie Alsen im Juli 1909 ein Grundstück, damals eines der angesagtesten und schicksten Viertel der Hauptstadt. Die Wassergrundstücke waren schon fast alle weg - Liebermann bekam eines der letzten mit Zugang zum See. Gefühlt lag es schon ziemlich weit draußen im Grünen - aber die Reichsstraße 1 war nicht weit weg, die Berlin und Potsdam miteinander verband.

Wenn er wollte, gelangte Liebermann also schnell zurück in den Trubel der Metropole, dem er an Tagen in seiner Villa den Rücken kehrte, um zu malen. Am Wannsee hat er ein Vierteljahrhundert lang viele Sommermonate verbracht - und hier sind eine ganze Reihe seiner Bilder entstanden. Der Garten hinter der Villa ist in vielen von ihnen verewigt, allein in mehr als 200 Ölgemälden. Liebermann, für dessen Arbeit die Inspiration durch die Natur immer wichtig war, schätzte das neue Sommerhaus auch aus diesem Grund: An Motiven fehlte es nun nicht mehr.

Mit seiner Frau Martha, seiner Tochter Käthe und dem Dackel Männe zog er im Sommer 1910 in die Villa ein, die genau nach seinen Vorstellungen entworfen worden war: Vom See aus wollte er durch das Haus in den Garten sehen können - und von den Zimmern aus auf den See. Sein Atelier war im Obergeschoss, Liebermann malte nur manchmal im Garten. Einige der Bilder, die hier entstanden, sind heute in der Villa zu sehen. Die früheren Wohnräume im Erdgeschoss zeigen eine Ausstellung über die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner.

Selbst wenn es die Villa nicht gäbe, wäre schon der Garten allein einen Abstecher wert: Vor dem Haus waren vor allem Beete mit Nutzpflanzen wie Gemüse und Obst. Ein interessanter Perspektivwechsel bietet sich, wenn man von der Liebermann-Villa in den Garten hineinblickt, ein Stück in diese Richtung läuft und sich dann umdreht, um zurück auf die Nordwestfassade der Villa zu schauen. Eines bleibt dabei gleich: In diesem Teil des Gartens blüht es im Sommer üppig in fast allen Farben.

Vor der Villa, auf der Seite, die zum Wannsee zeigt, liegt eine großzügige Terrasse, auf der Besucher heute Kaffee trinken - mit kaum zu überbietendem Blick über den Rasen und die Heckengärten. Das Grundstück endet direkt am Ufer. Fast zu jeder Tageszeit sind von dort Segelboote zu sehen, die auf dem Wannsee kreuzen.

Die Geschichte der Liebermann-Villa hat viele unschöne Wendungen: Nach dem Tod des Künstlers 1935 gehörte sie noch eine Zeit lang der Familie. 1940 zwangen die Nazis seine Witwe, das Anwesen an die Deutsche Reichspost zu verkaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie kurze Zeit ein Lazarett, dann Teil eines städtischen Krankenhauses, Liebermanns Atelier wurde zum Operationssaal. Danach war das Haus Vereinsheim eines Tauchclubs. Es dauerte ziemlich lange, bis Besucher sich hier umsehen konnten: Erst seit 2006 ist die Villa ein Museum - und genau wie der Garten wieder weitgehend in dem Zustand wie zu Max Liebermanns Zeit.

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