Mit dem Zug durch die Schweiz : Von den Gletschern zu den Palmen
Pontresina In der Schweiz sind Züge nicht nur Verkehrsmittel, sondern auch Erlebnis. Manche von ihnen durchqueren das Land bei traumhaftem Panorama, andere erklimmen den höchsten Bahnhof Europas ohne Zahnräder.
Langsam arbeitet sich der Bernina Express das gleichnamige Bergmassiv hinauf. Schon der Start in Pontresina liegt auf einer Höhe, in der Flachland-Touristen deutlich schwerer atmen.
Der kleine Ort im Engadin liegt 1774 Meter über dem Meeresspiegel. Über den Bergen hängen die Wolken, nur ab und an dringt die Sonne durch. Doch das Wetter wird besser, je höher sich der Zug der Rhätischen Bahn schraubt.
Steile Fahrt auf bis zu 2253 Metern Höhe
Die Strecke des Bernina Express gehört zu den steilsten zahnradlosen Eisenbahnlinien der Welt. Der höchste Punkt der Strecke ist der Bahnhof Ospizio Bernina auf 2253 Metern Höhe. Von dort aus geht es nur noch runter - mit einem stetigen Gefälle von sieben Prozent in Richtung Italien, vorbei an Poschiavo bis nach Tirano. Dann heißt es: Gletscher ade, auf zu den Palmen, die die Seen der mediterranen Orte Lugano, Locarno oder Ascona säumen.
Der schönste Punkt aber folgt kurz hinter dem höchsten, auf nur noch 2091 Metern Seehöhe: die Alp Grüm. Dort hält der Zug für ein paar Minuten an und gibt den Passagieren die Möglichkeit auszusteigen - Panoramagenuss ganz ohne Fensterscheiben und Klimaanlage, den Piz Palü direkt im Blick.
Weiter bergab. Der Bahnhof von Poschiavo liegt auf 1014 Metern. Von dort aus geht es bis auf 429 Meter, zum Zielbahnhof in Tirano. Zwischen die letzten beiden Stationen haben Schweizer Bahningenieure noch ein einzigartiges Bauwerk gesetzt: das Kreisviadukt in Brusio. Hier dreht sich die Bahn auf engstem Raum einmal um die eigene Achse und verliert dabei massiv an Höhe.