Ukrainische Bierhauptstadt Lwiw wartet auf deutsche EM-Fans

Lwiw (dpa/tmn) - Die westukrainische Großstadt Lwiw - früher einmal Lemberg - will vor allem deutsche Touristen anlocken. Zur Fußball-Europameisterschaft, wenn die deutsche Elf zweimal im neuen Stadion spielt, sieht die alte Stadt ihre Sternstunde gekommen.

An den Wohnblöcken aus Sowjetzeiten muss jeder wohl oder übel vorbei auf dem Weg zum mittelalterlichen Kern der westukrainischen Großstadt Lwiw. Durchgerüttelt von den Schlaglöchern in den Straßen kommen die Besucher ans Ziel. Lemberg, wie es zu Zeiten der Habsburger hieß, hat sich für die Fußball-Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli herausgeputzt.

840 Kilometer östlich von Berlin gelegen, gilt der Ort noch als Geheimtipp für Osteuropareisende. Lwiw wirbt nicht nur als Bierhauptstadt der Ukraine, deren Brautradition laut Stadtführern bis zum Jahr 1715 zurückreicht. Auch Freunde von Wiener Kaffeehauskultur und handgemachter Schokolade kommen in der Altstadt, die als Weltkulturerbe unter dem Schutz der Unesco steht, schnell auf den Geschmack. Doch dies ist nur stärkendes Beiwerk auf einer Zeitreise durch jahrhundertealte Architekturstile.

Bröckelnde Balkons an Fassaden mit feinen, verwitterten Reliefs und Bildhauereien, zerfressener Putz und mal modriger, mal süßlich gäriger Apfelduft in den Höfen und Hauseingängen verströmen einen morbiden Charme, der seinen Reiz auch bei wiederholten Besuchen nicht verliert.

Im Rathaus gibt es seit 2009 eine Tourismusinformation. „Die Stadt ist vorbereitet auf den Ansturm“, sagt die Managerin Nadja Radionenko. Die junge Frau erinnert sich gut, wie 2008 noch viele Lwiwer ausschlossen, dass die Stadt EM-tauglich werden könnte. Lwiw eröffnete im Oktober 2011 als letzter ukrainischer Spielort nach Kiew, Donezk und Charkow das Stadion.

Auf dem Boulevard, der sich von der Oper aus am Prospekt Swobody erstreckt, ist eine Fan-Zone für mehr als 25 000 Menschen geplant. Viele Restaurants haben Sitzplätze im Freien.

Das EM-Geschäft will sich keiner entgehen lassen. Das Fünf- bis Zehnfache der üblichen Preise wollen einige Gastwirte kassieren, heißt es. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) empörte sich unlängst darüber. Jeweils zwischen 8000 und 10 000 deutsche Fans mit Tickets würden zu den Spielen der Nationalelf erwartet. In der Tourismuszentrale liegen Lwiw-Broschüren in Deutsch aus.

Auch nach der EM setzt Lemberg auf die Reiselust der Deutschen. Die drohende Preistreiberei werde intensiv mit den Hotel- und Gaststätteninhabern diskutiert, sagt Radionenko. „Wir wollen schließlich, dass die Besucher noch einmal wiederkommen“, sagt sie.

In Antiquariaten bestätigen Schwarz-Weiß-Postkarten, dass sich die einstige multikulturelle Handelsmetropole seit 100 Jahren zumindest äußerlich kaum verändert hat. Doch die 750 Jahre alte Schönheit verfällt. An den Gebäuden der Gotik, Renaissance, des Barock, Klassizismus und der Jugendstil-Zeit werden noch Generationen von Restauratoren zu tun haben. Damit einhergehen soll die innere Erneuerung. Besonders hier im Westen des Landes schauen viele Ukrainer nach Europa und auf eine Zukunft in der EU.

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