Trotz Drogenkrieg: Mexiko will Touristen anlocken

Mexiko-Stadt (dpa/tmn) - Unter den Tausenden von Toten des Drogenkrieges in Mexiko sind bislang keine Touristen. Dennoch hat die allgemeine Verunsicherung Auswirkungen auf den Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequelle des Landes.

Schnorcheln mit den Walhaien in der Karibik, an Seilen über einer waldreichen Schlucht schweben, plaudernd vor einer Maya-Pyramide, als Radfahrer auf der Insel Cozumel: So zeigte sich Präsident Felipe Calderón in einem Film, der diesen Sommer eigens für das Publikum in den USA produziert wurde, um den „Königsweg“ durch die Schönheiten Mexikos zu präsentieren. Ziel der Aktion: den Nachbarn die Angst vor der Kriminalität in Mexiko zu nehmen und sie zu animieren, ihren Urlaub trotz der Reisewarnungen ihrer Regierung in Mexiko zu buchen.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Stützen der mexikanischen Wirtschaft. Er verschafft dem Land nicht nur Milliardeneinnahmen, sondern sorgt vor allem für Beschäftigung und regionale Entwicklung, etwa durch den Bau von Straßen, Flughäfen, Schulen und Krankenhäusern. Allein im Jahr 2004 entstanden im Tourismus 66 000 neue Arbeitsplätze.

Insgesamt beschäftigt die Tourismusindustrie mehr als 1,8 Millionen Menschen. Die Zahl derjenigen, die vom Tourismus leben, dürfte aber viel höher sein. Zum Vergleich: Vom Drogenhandel leben nach Schätzungen rund 500 000 Menschen in Mexiko. Ein Stillstand oder gar ein Einbruch hätte schwerwiegende Folgen für das Land. Vor allem die traditionelle Touristenhochburg Acapulco ist in den vergangenen Monaten wegen des dort tobenden Drogenkrieges ins Gerede gekommen und hat das Image des Landes nachhaltig beschädigt.

Die Einnahmen aus dem Tourismus sanken zwischen Januar und September dieses Jahres nach Angaben des Tourismusministeriums um 3,3 Prozent. Die Verunsicherung macht sich im Land bemerkbar, weil auch die Mexikaner ihre Reisen durchs Land eingeschränkt haben. 2010 registrierte das Ministerium bis September noch 60 Millionen Reisende, dieses Jahr waren es fast acht Prozent weniger, nämlich 55 Millionen.

Die Besucherzahlen aus den USA, woher fast die Hälfte aller ausländischen Touristen kommt, gehen beständig zurück. Die Gründe liegen in der Wirtschaftskrise, aber auch in der Sicherheitslage. Der Reiseveranstalter Travel Impressions berichtete Mitte des Jahres von einem Rückgang um 15 Prozent. Der mexikanische Hotelverband rechnet mit einem Rückgang um 400 000 US-Touristen. „Neue Gäste aus Russland und Brasilien werden den Verlust nicht kompensieren“, sagte der Präsident des Verbandes, Armando Uribe.

Die mexikanische Tourismusindustrie versucht, mit mehreren Initiativen dem Negativtrend entgegenzuwirken. Etwa mit günstigen Paketen für Urlauber, die sich immer noch zu Millionen an der Karibikküste oder am Pazifik erholen. Diese heißen etwa „Routen von Mexiko“, „Magische Dörfer“, „Kolonialstädte“ oder „Orte des Abenteuers“.

Mit diesen Angeboten werden die Vielfalt Mexikos, seine Architektur, seine Natur und seine Menschen mit ihren Gebräuchen herausgestellt. Jetzt kam eine neue Attraktion hinzu: Mexikos Essen, das seit dem vergangenen Jahr Weltkulturerbe ist. Insgesamt acht Routen unter dem Motto „Mit dem Geschmack von Mexiko“ sollen den Besuchern im ganzen Land die mexikanische Küche mit ihren Ursprüngen bei den Mayas und Azteken, aber auch in Spanien nahebringen.

Und im kommenden Jahr, so hoffen die mexikanischen Tourismus-Manager, kommt ein Aspekt hinzu, der möglichst auch die vom Drogenkrieg verursachten Schlagzeilen in den Schatten stellen soll: die angebliche Maya-Prophezeiung vom Weltuntergang im Dezember 2012. Sie soll Tausende von Touristen zu den Pyramiden locken.

„Wir werden der ganzen Welt die Magie der Mayas näherbringen“, sagte Calderón vor einigen Tagen. 500 Ausstellungen, Konferenzen und Festivals in den archäologischen Stätten der Bundesstaaten Yucatán, Quintana Roo, Chiapas, Campeche und Tabasco sind geplant.

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