Tote Hose am Tiber - Wehe dem, der jetzt in Rom ist

Rom (dpa) - Eine der chaotischsten Städte steht Mitte August fast völlig still. Mit leeren Straßen und geschlossenen Läden zeigt das sonst so wuselige Rom sich von einer ganz anderen Seite. Die mag nicht jeder.

Tote Hose am Tiber - Wehe dem, der jetzt in Rom ist
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Stille Tage in der Ewigen Stadt. Römer, die fliehen konnten, liegen nun auf Sardinien oder in der Toskana am Strand. Unzählige Läden sind geschlossen, viele Handwerksbetriebe verwaist. Derweil schleppen sich Touristen in der Hitze durch die Gassen des historischen Zentrums. Zwar ist die 40-Grad-Marke diesmal noch nicht geknackt. Den Kindern im Schlepptau ihrer kulturbeflissenen Eltern steht der Sinn nach einem Gelato und kalten Erfrischungen aber dennoch ganz fest ins Gesicht geschrieben. Das ist Rom rund um den Feiertag Ferragosto (Mariä Himmelfahrt). Es ist der wahrlich nicht bei allen beliebte Zenit in der sommerlichen Urlaubszeit Italiens.

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„Finalmente“, endlich konnte Panificio Fabio in der Via Urbana seine Bäckerei dichtmachen, die Regale hatte er am letzten Tag vor dem Urlaub kaum noch gefüllt. Für daheimgebliebene Römer wird die Suche nach manchen Dingen jetzt zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Der achteckige und typisch grüne Edicola-Kiosk des Zeitungsverkäufers im Herzen von Trastevere hat dicht. Man muss sich „La Repubblica“ oder „Il Messagero“ irgendwie anders besorgen. Eine Bar für den Cappuccino und ein Cornetto am frühen Morgen findet sich eher noch.

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Wer aber Frau und Kinder ans Meer geschickt hat und kein Fan von Kochlöffel und Pasta in der heimischen Küche ist, der steht jetzt vor einem Dilemma. Wie in anderen Metropolen auch haben etliche Osterien das „chiuso“-Schild statt des Menüs ausgehängt - geschlossen. Und das gilt vor allem für ein Ristorante, das was auf sich hält und auf ein römisches Publikum setzt. Die Abfütterung von Touristen ist immer gesichert. Aber das ist nicht gerade der Ort, den Römer ansteuern.

Apropos Gattin am Meer: Einem nicht totzukriegenden Klischee zufolge sind die daheimgebliebenen Ehemänner in diesen heißen Augusttagen mit Vorliebe auf der Jagd nach außerehelichen Abenteuern. Aber bei diesen Temperaturen? Da sitzen auch die Garagisten eher gelangweilt im Schatten, spielen mit ihren Handys und warten auf Kunden. Ach ja: Wehe dem, der jetzt in Rom ist, gilt nicht für die Autofahrer. Denn endlich einmal gibt es in der sonst so wuseligen Stadt Parkplätze.

Buongiorno, Sommer-Tristesse: Dieser entgeht auch Papst Franziskus ein wenig, obwohl er, anders als Vorgänger Benedikt, nicht hinter die kühlen Mauern seiner Residenz Castel Gandolfo am Albaner See flieht. Vielmehr zog es Jorge Mario Bergoglio nach Südkorea. Von der Reise kommt er erst zurück, wenn der Ferragosto-Höhepunkt überschritten ist und - piano, piano, also ganz langsam - wieder mehr Leben in die Stadt am Tiber kommt. Im September nimmt dann auch die Politik neu Fahrt auf, die trotz Wirtschaftskrise Sommerpause macht.

Wehe aber auch dem bildungshungrigen Touristen, der sich mehr als antike Ruinen, das eingerüstete Kolosseum oder die Restaurierung des Trevi-Brunnens ansehen will. An herausragenden Ausstellungen arm, bietet Rom mitten in der Hauptreisezeit eigentlich nur eine große Schau an - die mit den Werken der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo in den Scuderien am Quirinale-Palast von Staatschef Giorgio Napolitano. Der hat schon Urlaub gemacht. Nun wartet er wohl wie so mancher Römer darauf, dass die Hitze abebbt und die Stadt wieder in Gang kommt.

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