Strand am Kriegsdenkmal - Die Westerplatte als Ausflugsziel

Danzig (dpa/tmn) - Es war in der Morgendämmerung des 1. September 1939, als mit dem Beschuss der Westerplatte bei Danzig die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs fielen. Eine Spurensuche.

Strand am Kriegsdenkmal - Die Westerplatte als Ausflugsziel
Foto: dpa

Vögel zwitschern im Kiefernwald. Ihr Klang vermischt sich mit Kinderlachen am kleinen Strand, an dem Sonnenhungrige unbeeindruckt vom Anblick der Werftkräne und Containerschiffe ihre Handtücher ausgebreitet haben. Ein paar haben sich sogar in die kühle und hier wohl nicht sehr saubere Ostsee gewagt. Die Halbinsel Westerplatte bei Danzig ist heute vor allem ein Ausflugsziel für polnische Familien, die ihre Sommerferien an der Ostseeküste verbringen und für Russen, die dank des kleinen Grenzverkehrs von Kaliningrad aus visumfrei bis nach Danzig fahren können. Es kommen aber auch Besucher aus aller Welt, die mehr als nur die historische Altstadt der einstigen Hansestadt erkunden wollen.

Strand am Kriegsdenkmal - Die Westerplatte als Ausflugsziel
Foto: dpa

Für viele polnische Schulklassen gehört der Besuch der Westerplatte zum Pflichtprogramm. Die Halbinsel in der Danziger Bucht ist für die Polen ein symbolträchtiger Erinnerungsort. In den Morgenstunden des 1. September 1939 fielen hier die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs, als das deutsche Kriegsschiff „Schleswig Holstein“ die polnische Militärgarnison auf der Westerplatte beschoss. Die rund 200 polnischen Soldaten auf der Halbinsel verteidigten die Westerplatte sieben Tage lang gegen die militärische Übermacht - dann waren ihre Munitionsvorräte erschöpft.

Strand am Kriegsdenkmal - Die Westerplatte als Ausflugsziel
Foto: dpa

Wie hart die Kämpfe gewesen sein müssen, lässt sich schon bei der Ankunft auf der Westerplatte ahnen. Neben den von den Deutschen gesprengten Bahngleisen findet sich der Schriftzug „Westerplatte“, er wurde aus Trümmerteilen zusammengesetzt. Die zahlreichen Einschusslöcher sind auch nach 75 Jahren noch klar zu erkennen.

Strand am Kriegsdenkmal - Die Westerplatte als Ausflugsziel
Foto: dpa

Gezeichnet vom Dauerbeschuss ist auch die Ruine des Militärdepots, in dem sich die polnischen Soldaten bis zur Kapitulation verschanzt hatten. Von dem Gebäude stehen nur noch die dicken Außenmauern, innerhalb der Trümmerlandschaft sind neue Bäume gewachsen.

Erhalten sind auch die Gräber der 15 polnische Soldaten, die bei den Kämpfen um die Westerplatte ihr Leben ließen. Neben dem Gräberfeld belagern die Touristen Souvenir- und Imbissstände.

Ein breiter Pfad führt zu dem Denkmalhügel, auf dem 1966 das „Denkmal der Verteidiger der Küste“ errichtet wurde, zur Erinnerung an die Kämpfer auf der Westerplatte, aber auch an alle polnischen Soldaten an der Küste und in der Marine. Es ist ein markanter Wegweiser für alle Schiffe, die in den Danziger Hafen fahren.

Mit gerecktem Kinn und entschlossenem Blick schauen zwei in den Stein gemeißelte Soldaten vom Denkmal aus hinaus aufs Meer. „Nigdy wiecej wojny“ (Nie wieder Krieg) steht in großen Lettern am Fuß des Hügels. Auf den Stufen, die zum Denkmal hinaufführen, posieren polnische Familien für Erinnerungsfotos.

Die Westerplatte ist von der Danziger Innenstadt aus bequem mit dem Bus oder einem Taxi erreichbar. Vor allem im Sommer lockt jedoch der Wasserweg - zum Beispiel mit den Fährschiffen der „Zegluga Gdanska“.

Gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt: Vorbei am mittelalterlichen Krantor und den Patrizierhäusern, der Speicherinsel und der Danziger Werft, auf der 1980 die polnischen Arbeiter unter der Führung von Lech Walesa die Gewerkschaft „Solidarnosc“ erstreikten, erkunden die Besucher dabei polnische Geschichte jenseits des Zweite Weltkriegs.

Meistgelesen
Portugal: Unterwegs mit Vasco da Gama
Das Städtchen Sines in Portugal ehrt den berühmten Seefahrer: eine Begegnung mit seinem Ur-Ur-Enkel in Lissabon. Portugal: Unterwegs mit Vasco da Gama
Neueste Artikel
Tui und Airtours bieten Reisen nach
Tui neu mit Alaska und Lappland
TUI, DER Touristik, FTI und Alltours: Programm-Präsentationen mit neuen Zielen: Wer früh bucht, kann Geld sparenTui neu mit Alaska und Lappland
Per Steckenpferd zum Frieden
Mit einem ganzen Friedensjahr feiern Osnabrück und Umgebung das Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Frieden Per Steckenpferd zum Frieden
Innsbruck, die Alpenhauptstadt
Bei unseren Städteempfehlungen für ein Wochenende geht es diesmal um das Zentrum Tirols Innsbruck, die Alpenhauptstadt
Zwischen Fiesta und Filmkulisse
Navarra: Impressionen aus Spaniens Norden – und aus einer Wüste, die eigentlich keine ist Zwischen Fiesta und Filmkulisse
Zum Thema
Altaussee und die Salzwelten lohnen einen
Der Schatz, verborgen im Berg
Bad Ischl und 22 weitere Gemeinden eröffnen neue Einblicke ins Salzkammergut. Erstmals ist eine alpine Region KulturhauptstadtDer Schatz, verborgen im Berg
Valencia, wie es grünt und knallt
Spaniens drittgrößte Metropole trägt dieses Jahr das Prädikat „Grüne Stadt“ – und feiert im März sein Traditionsfest, die „Fallas“ Valencia, wie es grünt und knallt
Aus dem Ressort