Schlemmen wie die alten Römer: Feinschmecken in Frascati

Frascati (dpa/tmn) - Den Weißwein von dort kennt jeder, die Stadt nur wenige: Wer nach Frascati reist, kommt unweigerlich mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen zurück. Schon den römischen Feldherrn Lucullus zog es hierher.

Geschlemmt wird in dem Ort unweit von Rom heute noch.

Drei Brüste? „Ja“, sagt Susanne Hohwieler. „In Frascati haben die Frauen drei Brüste: zwei für die Milch, und eine für den Wein“, erklärt die Stadtführerin. Das gilt zumindest für die pupazza frascatana, das weibliche Wahrzeichen der Stadt. Das Busenwunder besteht aus süßem Teig und wird hier in jeder Bäckerei angeboten. Es ist ein Symbol für die Fruchtbarkeit der Gegend. Und dafür, dass hier die Menschen das Wissen um den Wein mit der Muttermilch aufgesogen haben. Der Ort in den grünen Hügeln vor den Toren Roms ist schließlich für seinen Weißwein berühmt. Schon die alten Römer machten hier gerne Ferien. Heute kommen die Touristen zum Schlemmen vor antiker Kulisse.

Zum Beispiel in das Weingut „Casal Pilozzo“ in den Hängen oberhalb des Ortes. Dort steht Winzer Antonio Pulcini an diesem Abend vor seinen Fässern. Alles, was man hört, sind ein Schlürfen, ein Gurgeln und Schmatzen.

Pulcini führt seine Gäste durch die Katakomben seines Weinkellers, 40 Meter unter der Erde. Der Grauhaarige zeigt auf die schwarzen Streifen an den Wänden: Die Lavaschichten im Tuffstein sind die deutlichen Spuren der Vulkanausbrüche der Vergangenheit.

Zum Wein gibt es frisches Ciabattabrot mit fruchtig-würzigem Olivenöl und Pecorino mit Feigenmarmelade. Dann wird das Essen serviert. „Oh, ich dachte, das war's schon“, sagt einer der Besucher. Nein, es geht erst richtig los.

Eingelegte Zucchini als Antipasti, Trüffelpasta, Kalbfleisch und noch einmal Käse landen nacheinander auf dem Tisch. Zum Nachtisch gibt es „Ciambelle“, süße Teigkringel, die in Rotwein getunkt werden. Oder wahlweise in den Malvasia passito, einen süßen Dessertwein, der dadurch noch süßer wird. Ein bisschen kommt man sich als Gast vor wie im alten Rom, wo Völlerei noch keine Sünde war, sondern zelebriert wurde. Wie passend, dass der römische Feldherr Lucullus hier einmal ein Landhaus besaß.

Vom Hotel aus geht der Blick weit über Hänge mit Weinstöcken und Olivenbäumen. Da hinten liegen die Albaner Berge, die zu Ausflügen ins Grüne locken.

Hinter den grünen Hügeln flimmern die Lichter Roms, das mit dem Regionalzug nur eine halbe Stunde entfernt ist. Bei dem Gedanken wird einem erst so richtig bewusst, wie schön ruhig es hier oben vor den Toren der Hauptstadt ist. Der Wind rauscht in den Bäumen, und eine laue Brise lässt einen Fensterladen leise klappern.

Am nächsten Tag geht es hinunter in die Stadt Frascati, die in römischer Zeit ein Treffpunkt reicher Familien war und noch heute vom Prunk vergangener Tage lebt: Protzvillen mit riesigen Anwesen prägen das Bild. In der Antike hatten hier Caesar und Cicero ihre Palazzi. Später kamen die Kardinäle hierher - wie Pietro Aldobrandini, dessen Villa aus dem Ende des 16. Jahrhunderts dem Besucher von der zentralen Piazza vor dem Eingang zur Altstadt sofort ins Auge fällt.

Eine gute Aussicht auf das Städtchen haben Besucher vom Anwesen der Villa Torlonia aus, zu dem einige breite Treppen hinaufführen. Der großzügige Park rund um die Villa ist öffentlich zugänglich. Mittags suchen hier die Touristen Schatten unter den Bäumen, am Abend wird das Gelände zum Joggingparcours.

Wenige Schritte weiter auf dem Platz vor der Kathedrale San Pietro läuft die allabendliche Vorstellung im städtischen Freiluftkino: Die Alten sitzen auf den Bänken und schauen den Jüngeren beim Schaulaufen zu. Im Hintergrund leuchtet die Kirche gelb in der Abendsonne.

Nächste Station ist die Piazza del Mercato, der Marktplatz, an dem sich ein Delikatessengeschäft an das nächste reiht. Dicke Schinken liegen in der Auslage, von der Decke hängen in langen Reihen Salsiccia, geräucherte Würstchen.

Draußen vor den Geschäften geht es aber gleich weiter: An Buden werden Spanferkelscheiben zu Holzofenbrot serviert - eine Spezialität aus den Albaner Bergen. Das muss man natürlich probieren. Und dann nicht zu vergessen: die Eisdielen. In der ersten fällt der Blick sofort auf die Kreation Bacio cioccolato, ein Berg dunkler Schokolade, der sich vor einem auftürmt. Na gut, eine Kugel kann doch nicht schaden. Puh, dass Schlemmen so anstrengend sein kann!

Auf dem Rückweg über die Via Piave kommt man an vielen kleinen Gassen vorbei, in denen Italiener im Restaurant an Tischen mit den typisch rot-weiß-karierten Decken auf der Straße sitzen. In einigen Lokalen gelte hier immer noch das alte Prinzip „cibo vostro, vino nostro“, erklärt Hohwieler. Man bestellt sich Wein und bringt sich selbst etwas zu essen vom Markt mit. Dass man auch auf diese Weise auf jeden Fall satt wird, hat sich auf diesem Rundgang gezeigt.

Abends im Hotel geht das große Fressen weiter: Antipastiteller mit frittierten Artischocken und überbackenem Blumenkohl. Auf dem Buffett liegen Pecorino - diesmal mit Zwiebelkonfitüre - und hauchdünner Schinken. Daneben ein ganzes Spanferkel. Der Kellner serviert außerdem Saltimbocca, Kalbsschnitzelchen mit Schinken und Salbei. Uff, jetzt soll er bitte bloß nicht noch ein Minzblättchen bringen, wie im Film „Der Sinn des Lebens“ von Monty Python, wo der Gast am Ende buchstäblich platzt. Oh nein, wenn man vom Teufel spricht: Der Kellner kommt. Er wird doch nicht etwa? Erbarmen! Ja, ich gebe zu: Ich habe gesündigt! Er lächelt verständnisvoll. Ein Glück, kein Minzblättchen. Er räumt nur den Teller ab.

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