Schampus zum Sonnenuntergang

Vom Preiswert-Paradies zum Lifestyle-Mekka. Wie wär’s mit einem Drink in der Bar „Valentino“?

Rovinj. Fast verhallt das klare Klack-klack der Highheels vor dem Rauschen der Adria. Als Laufsteg nutzen die Schönen des Sommers die glatten Felssteine vor dem „Valentino“ in Rovinj. Die angesagteste Bar Istriens, wenn nicht gar von ganz Kroatien, ist fest in deutscher Hand.

Aus Düsseldorf stammt Inhaberin Claudia Bambeck, die nach ihrem Sprachstudium 1989 Urlaub in Rovinj machte und für immer blieb: „Der Liebe wegen“, wie sie sagt.

Heute hocken Trendsetter und Touristen auf bunten Kissen und in weißen Korbsesseln auf dem Logenplatz am Meer, schlürfen passend zum Sonnenuntergang rosa Champagner und schauen meditativ aufs Meer bis hinüber zur vorgelagerten Katharineninsel.

Fast andächtig schrubbt die Deutsche jeden Morgen die weißen Steine rund um einen Gedenkstein: „Picobello sauber müssen sie sein, denn hier wurde 1720 der Sarkophag der Insel-Schutzpatronin Euphemia angeschwemmt.“

Laut Legende war die Heilige als Mädchen zur Zeit der Christenverfolgung bei Konstantinopel zu Tode gefoltert worden. Das war im Jahre 304. Wundersamerweise spülte die Strömung die Marmorkiste erst 500 Jahre später an die Küste von Rovinj. 1720 wurde eine eigene Kirche für Euphemia gebaut, deren Glockenturm sie als drei Meter hohe, windbetriebene Drehfigur krönt.

Rovinj gilt als italienischste Stadt Istriens, denn von 1283 bis 1797 stand die einstige Insel unter venezianischer Schirmherrschaft. Heute zählt nur ein kleiner Landstrich von Istrien zu Italien, während ein Teil des Nordens zu Slowenien und der größte Teil als eigener Verwaltungsbezirk zu Kroatien gehören. Doch Nachbar Italien lässt überall grüßen.

So ist die Halbinsel offiziell zweisprachig: kroatisch/italienisch. Gern versucht man, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Beispiel Wein: Hier spielen inzwischen auch die Winzer der Adria-Halbinsel in der ersten Liga mit. Die Rebsorten Malvasier (weiß) und Teran (rot) dominieren die Anbauflächen.

Weinbauern wie Marino Markezic vom Weingut Kabola bei Momjan und Ivica Matosevic vom gleichnamigen Weingut in Kruncici haben internationale Auszeichnungen erhalten. Präsident der kroatischen „Jeunes Restaurateurs d’Europe “ (Vereinigung junger Spitzenköche) ist Teo Fernetich, dessen Landhotel „San Rocco“ in Brtonigla zu den Hideaways zählt.

Die Küche wurde mit zwei Gault Millau Hauben gekrönt, sein selbst produziertes Olivenöl gewann Gold. Überall hat die feine Lebensart Einzug gehalten. Im Herbst stehen Trüffel auf der Speisekarte. Hunde ersetzen in Istrien die Trüffelschweine, ganze Rudel werden im Festungsstädtchen Motovun gehalten.

Ein Freiluftkino gibt es im Geburtsort des ehemaligen Formel-1-Fahrers Mario Andretti. Im August steigt das internationale Filmfestival. Die Stephanskirche von Baumeister Andrea Palladio steht hier — und das „Hotel Katel“, ein Palast aus dem 17. Jahrhundert, hinter dessen roter Fassade sich ein edles Spa verbirgt. Natürlich mit Wein-, Oliven- und Trüffelbehandlungen.

„No pizza, no cevapcici. Creative cuisine“ steht an einem Lokal in Rovinj, damit auch niemand auf den Gedanken kommt, etwa mit Billigkost aus der Urzeit des Tourismus abgespeist zu werden. Wer als Wirt auf sich hält, serviert edlere Genüsse.

Wie Danijel Dekic und seine Frau Tjitske aus Holland, die das Gourmetrestaurant „Monte“ auf dem Altstadthügel betreiben. Danijel zaubert gewagte Kreationen, mit denen er sich drei von insgesamt 26 Hauben vom Guide Gault Millau in ganz Istrien verdient hat.

Auch Fünf-Sterne-Häuser wie das Design-Hotel „Monte Mulini“ mit seinen beiden Gourmetrestaurants, einer Auswahl von 600 Weinen durch den besten Sommelier Kroatiens und einem riesigen Wellnessbereich zeigen, wie der Istrien-Urlauber von heute gestrickt ist: anspruchsvoll.

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