Nerven- und Gaumenkitzel: Ski fahren in Telluride und Silverton

Telluride (dpa/tmn) - Aspen und Vail kennt jeder Skifahrer. Die beiden Orte haben Colorados Ruf als Ski-Paradies geprägt. Aber der US-Bundesstaat hat noch viel mehr grandiose Ski-Orte zu bieten - Telluride und den Kult-Berg Silverton zum Beispiel.

Wo der Highway 145 endet, beginnt für Skifahrer das Paradies. Tief im Südwesten Colorados versperren 4000 Meter hohe Bergmassive den Weg. Direkt hinter Telluride erheben sich im San-Miguel-Tal zerklüftete Gipfel, an deren Flanken die Schneewolken hängen bleiben und die Landschaft in ein Winterwunderland verwandeln. Telluride und sein Nachbar Silverton bieten einige der besten und landschaftlich schönsten Skiberge Nordamerikas. Dennoch sind sie immer noch Geheimtipps, weil sie nicht so schnell erreichbar sind wie Aspen oder Vail. Knapp zwei Stunden dauert die Autofahrt vom Flughafen Montrose durch enge Canyons und über atemberaubende Passstraßen, die bei Schnee und Eis zur Herausforderung werden.

Telluride ist nicht so groß wie Vail und nicht so glamourös wie Aspen - so langsam aber läuft es den beiden großen Rivalen in Colorado dennoch den Rang ab. Denn Telluride ist nicht so überlaufen und bietet einfach alles: einen authentischen Ort mit Geschichte, ein erstklassiges Skigebiet, dramatische Gipfel wie in den Alpen und dazu diese einzigartige amerikanische Weite.

Die Main Street des Skiortes sieht an vielen Ecken noch so aus wie vor gut 100 Jahren, als Telluride eine boomende Minenstadt war. Damals lebten rund 5000 Minenarbeiter und Glücksritter in dem 2667 Meter hoch gelegenen Städtchen.

Wo heute Skifans aus der ganzen Welt friedlich bei Whiskey und Bier an der Bar stehen, ging es einst hoch her. 1889 überfiel Butch Cassidy in Telluride seine erste Bank. Der später mit seinem Partner Sundance berühmt gewordene Gangster spazierte in die San-Miguel-Bank und entkam mit 24 000 Dollar. Angeblich versteckten sich Cassidy und Sundance danach in Dunton Hot Springs. Der Ritt dorthin wird fast einen Tag gedauert haben. Heute kann man in zwei Stunden mit Schneemobilen in das 50 Kilometer von Telluride entfernte Dörfchen jagen.

Ein Spross der deutschen Industriellen-Dynastie Henkel hat das verfallene Dörfchen rund um eine heiße Quelle in ein Luxus-Western-Dorf verwandelt. Christoph Henkel und seine Frau Katrin restaurierten die Hütten, bauten ein Badehaus und putzten den alten Saloon wieder heraus.

Dunton Hot Springs ist von Telluride nicht nur per Snowmobile, sondern auch per Auto erreichbar - und für zahlungskräftige Kunden sogar per Helikopter. Sie können sich von Dunton aus direkt auf unberührte Tiefschneehänge oberhalb von Telluride fliegen lassen.

Hat es in Telluride aber gerade wieder mal geschneit, findet man auch in dem riesigen Skigebiet unverspurte Hänge. Auf Könner warten unzählige tiefschwarze Abfahrten und unendliche Möglichkeiten in der mit nur kurzen Aufstiegen erreichbaren Black Iron Bowl und unterhalb des Palmyra Peak.

Telluride bietet genug Pisten, Restaurants und Après-Ski-Lokale für einen längeren Ski-Urlaub. Wer dennoch Abwechslung und einen besonderen Kick sucht, fährt gut eineinhalb Stunden über den Red Mountain Pass nach Silverton, das bei Extrem-Skifahrern in Nordamerika Kult-Status genießt. Der Silverton Mountain hat nichts mit einem normalen Skigebiet gemein. Es gibt nur einen einzigen alten Sessellift, keine einzige präparierte Abfahrt und nicht mal Pisten-Markierungen. Alle Abfahrten sind steil, einige mit bis zu 55 Grad Gefälle extrem steil.

„Dieser Berg ist nur was für echt gute Skifahrer“, sagt Jeff. Der Mann mit dem Vollbart ist einer der Bergführer, die Skifahrer und Snowboarder in kleinen Gruppen auf den völlig naturbelassenen Silverton Mountain begleiten. Mehr als zehn Meter Schnee pro Jahr rieseln dort nieder. An Neuschneetagen zieht der Berg alle an, die enge und steile Rinnen ebenso zu meistern wissen, wie Tiefschneeabfahrten durch dichte Wälder. Auch wenn die „Ski-Patrol“ den Berg auf Lawinengefahr hin überwacht, sollte niemand ohne Sicherheitsausrüstung inklusive ABS-Lawinenrucksack losziehen.

Silverton liegt mitten in den mächtigen San Juan Mountains und ist nicht mit dem höchst komfortablen Ski-Resort Telluride vergleichbar. Die wenigsten Strecken zurück ins Tal starten direkt an der Bergstation des Uralt-Lifts von 1960, der Skifahrer und Snowboarder von 3169 Metern hinauf auf 3749 Metern transportiert. „Fünf bis 50 Minuten dauern unsere Aufstiege bis hinauf auf 4111 Metern“, erklärt Jeff. In dieser Höhe sind derartige Anstiege eine Herausforderung, erst recht wenn danach derart kräftezehrende Abfahrten folgen.

Aaron und Jen Brill haben das außergewöhnlichste Ski-Gebiet Nordamerikas 2002 eröffnet. Mittlerweile bieten sie sogar Heliskiing für diejenigen an, denen die Aufstiege in der dünnen Höhenluft zu anstrengend sind. Ein Flug kostet 159 Dollar (rund 120 Euro) - günstiger und genauso bequem ist das Catskiing bei Silverton Powder Cats ganz in der Nähe auf dem Molas Pas. Dort werden die Wintersportler in einer umgebauten Pistenraupe auf den Berg transportiert. Hinunter geht es dann wie auf dem Silverton Mountain geführt von ausgebildeten Guides durch das unpräparierte Gelände.

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