Last Minute zu Olympia

Wer die Winterspiele noch live sehen will, muss sich sputen und sehr flexibel sein.

Vancouver. Mitteleuropa und Südafrika sind im Sommer in der gleichen Zeitzone - zur großen Freude der Fußballfans. Beim ersten herausragenden Sport-Ereignis 2010, den Olympischen Winterspielen vom 12. bis 28. Februar in Vancouver und Whistler, sieht die Sache anders aus: Kanadas Westen liegt neun Stunden hinter Deutschland zurück. Viele Medaillen (etwa im Rodeln, Eiskunstlauf und Freestyle-Skilauf) werden erst vergeben, wenn von Aachen bis Görlitz die meisten Wintersportfans im Tiefschlaf sind. Wer aus diesem Grund in British Columbia live dabei sein will, sollte seine Reisepläne am besten schon gemacht haben - denn für Last-Minute-Olympiatouristen sind die Möglichkeiten zwar da, aber begrenzt.

Für deutsche Fans standen 12000 Tickets zur Verfügung - und fast alle sind verkauft. Anfang Januar hatte Dertour als Generalagent des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) noch Restkontingente von etwa 300 Karten. Das Interesse sei damit ähnlich groß wie 2006 bei den Winterspielen in Turin, erklärt Tom Rostek, der Sportreisen-Produktchef des Veranstalters. Besonders begehrt waren Zuschauerplätze beim Biathlon, Skispringen, Eisschnelllauf und Eishockey. Die meisten Gäste hätten "Ticket only" gebucht, den Flug und das Hotel organisieren sie also in Eigenregie, oder sie nutzen die Hilfe anderer Reiseveranstalter. Auch Sportreisen-Spezialisten wie Vietentours haben Tourprogramme zu den Winterspielen aufgelegt.

Wie groß das Schwarzmarkt-Angebot in Vancouver und Whistler für Last-Minute-Reisende sein wird, lässt sich schwer abschätzen. "Wir wissen nicht, ob alle Veranstaltungen ausverkauft sind", sagt Rostek. Eine Alternative soll der Marktplatz "Von Fans für Fans" sein, den das Organisationskomitee im Internet unter vancouver2010.com einrichten will, sagt Eva Brucklacher von Tourism British Columbia. Dort sollen Wintersportfreunde die Möglichkeit bekommen, noch Tickets zu ersteigern.

Auch bei diesem Punkt müssen Reisende flexibel sein. Immerhin: Es gibt noch Flüge nach Vancouver. Die Lufthansa startet täglich von Frankfurt aus. Mit Air Canada können Fans zunächst nach Toronto, Calgary oder Montreal reisen und dann in einen Inlandsflug nach Vancouver umsteigen. Zum Beginn und zum Ende der Spiele sind die Maschinen aber "bereits ziemlich voll", sagt Brucklacher, die günstigsten Buchungsklassen sind nicht mehr zu haben. Alternativ ist denkbar, von Deutschland nach Seattle in den US-Staat Washington zu fliegen und per Mietwagen weiterzureisen, rät Tom Rostek. Auch beim Rückflugdatum wird von den Last-Minute-Olympiafans Flexibilität verlangt: Nichts geht mehr vom 1. bis 4. März.

Hotels, Wohnmobilparks und Ferienhäuser - Urlauber haben mehrere Möglichkeiten. In den Bergen, wo Ski-, Rodel- und Bob-Wettbewerbe stattfinden, liegt die Hotelauslastung während der Winterspiele aber schon bei nahezu 100 Prozent. Dort seien fast nur noch "Condos" und "Townhouses" zu haben, also größere Unterkünfte für vier bis acht Personen, erläutert Brucklacher. In Vancouver dürfte es dagegen kurzfristig Hotelzimmer geben: "Wir bekommen wieder Infos, dass dort Zimmer frei werden, auch zu annehmbaren Raten", sagt Rostek. Für die Zimmersuche empfiehlt British Columbias Tourismusamt die Webite www.2010destinationplanner.com.

Auch hier wird das Angebot in West-Kanada zunehmend knapp, wie das Preisvergleich-Portal Billiger-Mietwagen.de ermittelt hat. Zugleich steigen die Tarife: Anfang Januar waren Kompaktwagen bereits etwa zwölf Prozent teurer als zur gleichen Zeit 2009. Der Tagespreis lag bei umgerechnet 29 Euro. Zu erwarten sei, dass die Preise immer stärker anziehen, je näher die Winterspiele heranrücken. Zwischen Vancouver und Whistler sind etwa 130 Kilometer zurückzulegen. Auf der Strecke werden allerdings auch Shuttlebusse und Züge unterwegs sein.

In beiden Olympia-Orten soll es nicht nur direkt an den Pisten, Loipen und Eisflächen gute Stimmung geben. Wie bei der Fußball-WM sind auch Partymeilen und Public Viewing geplant. In Vancouver bieten sich zum öffentlichen Sport-Schauen auf Großleinwänden vor allem zwei Orte an: ein altes Busdepot an der Georgia Street in Downtown und der David-Lam-Park im Stadtteil Yaletown. Auch die Eislaufbahn am Robson Square soll im Mittelpunkt vieler Aktivitäten für Besucher stehen. Außerdem stellen vier Stämme der westkanadischen Ureinwohner in der Nachbildung eines historischen Langhauses vor dem Queen-Elizabeth-Theater ihre Lebensweise vor. In Whistler wird es unter dem Motto "Whistler live" ebenfalls Public Viewing geben - auf fünf Plätzen im Ortszentrum.

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