Langzeit-Urlaub: Mehr als Bingo und Blutdruckmessen

Tipps und Trends zum Überwintern im sonnigen Süden.

Düsseldorf. Die Bäume sind kahl, die Temperaturen liegen um Null und die Sonne scheint nur noch in der Erinnerung. Oder im Süden.

Viele träumen jetzt vom Auswandern in wärmere Regionen, zumindest während des Winters. Und einige tun es auch: Unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise bucht eine seit Jahren gleich bleibende Zahl von Gästen ihren Langzeit-Urlaub auf den Kanaren, in der Türkei oder in Nordafrika. Wie das geht, was es kostet - hier ein Marktüberblick und Entscheidungshilfen.

Langzeit-Urlaub - das bedeutet in der Definition der Pauschalreise-Veranstalter: vier bis zwölf Wochen, kombiniert mit einem Freizeit-Angebot, das auf "Best Ager" abgestimmt ist. Begriffe wie "Senioren" meidet man in diesem Zusammenhang - das klingt zu sehr nach Bingo und Blutdruckmessen.

Bei TUI empfängt man die reiferen Reisenden in einem "Club Elan" auf Zypern, auf Mallorca oder in der Türkei. Angeboten werden zum Beispiel Aqua Jogging, Nordic Walking, diverse Gymnastik-Kurse und dazu gehört auch ein Gesundheits-Check. Ausflüge gibt es, Vorträge zur Geschichte des Landes auch. Man kann Malkurse belegen, am Gedächtnistraining teilnehmen, sich in Schnupperkursen das Internet erklären lassen - kurz: Man kann all’ die Dinge tun, die man sich zu Hause auch schon so oft vorgenommen hat - nur eben bei besserem Wetter.

Auch am Mittelmeer gibt es jedoch eine "kalte Jahreszeit". Aber was man dort als Winter empfindet, nennt man hierzulande "frühlingshaft". Zwischen 13 und 19 Grad pendeln die Temperaturen zum Beispiel auf Mallorca gegen Jahresende. Auf den Kanaren liegen die Temperaturen sogar noch ein bisschen höher, und das Regenrisiko ist hier ungleich niedriger.

"Aus gutem Grund sind die Kanarischen Inseln das beliebteste Ziel zum Überwintern," so Daniela Sauerwald, Sprecherin der Rewe-Touristik mit den Marken ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg. "Wir bieten aber auch immer mehr Ziele in Nordafrika an. Rund um Monastir in Tunesien vor allem, aber auch am Roten Meer in Ägypten."

Der Anteil der Stammkunden sei bei dieser Urlaubs-Form sehr hoch, einen Rückgang der Gästezahlen verzeichne man auch in der Krise kaum, denn: "Die meisten Überwinterungs-Gäste sind Rentner." Und die müssen einen möglichen Arbeitsplatzverlust nicht fürchten, das Einkommen bleibt kalkulierbar.

Wer noch nicht zu den Stammkunden zählt, schreckt davor zurück, die eigenen vier Wände für vier oder mehr Wochen zu verlassen. In der Tat gibt es einiges zu beachten. Ein paar Entscheidungshilfen:

"Langzeiturlaub" ist ein Produkt für die Saisonverlängerung, das heißt: Veranstalter versuchen mit einem Werbekniff, Hotels und Flüge in einer Zeit zu vermarkten, in der diese bis dahin kein Geld gebracht haben.

Noch vor 30 Jahren wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, im Dezember Urlaub auf Mallorca zu machen, denn ein Adventssonntag in Cala Millor kann ähnlich trist sein wie in Hamburg oder Stuttgart -auch wenn der Regen wärmer ist und nicht tagelang dauert. Wer es garantiert warm haben will, fliegt in die Karibik, nach Fernost oder auf die Südhalbkugel.

Andererseits ist eine Fernreise natürlich teurer. Sechs Wochen im Vier-Sterne-Hotel Monastir Center in Tunesien zum Beispiel kosten bei ITS ab 475 Euro pro Person im Doppelzimmer (inklusive Flug und Halbpension). Für das Geld bekommt man gerade mal die Flüge nach Puerto Plata in der Dominikanischen Republik.

Etablierte Winter-Ziele mit kurzer bis mittlerer Flug-Anreise sind freilich auch nicht so billig zu haben wie das genannte Tunesien-Schnäppchen: Vier Wochen auf den Kanaren (ohne Verpflegung) kosten kaum unter 800 Euro. Auf dem spanischen Festland, zum Beispiel an der Costa de la Luz, sind die Preise ähnlich. Andererseits: Wer während der kalten Jahreszeit mehrere Wochen nicht daheim ist, spart Kosten für Heizung und Strom.

Andererseits kann man die eigenen vier Wände nicht so ohne weiteres mehrere Wochen lang sich selbst überlassen. Wer einen freundlichen Nachbarn oder einen Verwandten hat, der verlässlich die Blumen gießt und den Briefkasten leert, dem sind schon viele Sorgen genommen. Ein Problem könnte es noch mit der Hausratversicherung geben, denn manche Anbieter verlangen einen "Gefahren-Zuschlag" bei einer Abwesenheit von mehr als 60 Tagen. Wer so lange verreist, sollte vorsichtshalber nachfragen.

Erhebliche Mehrkosten kann die Auslands-Krankenversicherung verursachen. Die günstigen "Jahresverträge" für ein paar Euro, die wahrscheinlich jeder mal für den Sommerurlaub abgeschlossen hat, gelten nämlich in aller Regel nicht bei längeren Auslandsaufenthalten. Je nach Versicherer ist die Reisedauer am Stück auf 42 bis 70 Tage begrenzt. Die Urlauber sollten sich erkundigen - ein Preisvergleich lohnt.

Nicht alles, was als Langzeit-Urlaub beworben wird, ist auch mit Animation und Betreuung verbunden. Das liegt schließlich nicht jedem. Andererseits sollte vor der Buchung abgeklärt werden, ob das gewählte Hotel nicht zu ruhig ist. Wie weit ist zum Beispiel der nächste Ort entfernt? Mit etwas Pech landet man weit ab vom Schuss und ist für eine lange Zeit ans Hotel und dessen Angebote gebunden.

Was genau hat auch während des Winters geöffnet? Viele Hotels bieten nur einen eingeschränkten Service, zum Beispiel könnte der Pool während des Winters geschlossen sein.

Gibt es eine deutschsprachige medizinische Versorgung vor Ort, wie steht es um die Versorgung mit Medikamenten?

Hotels ohne Heizung werden inzwischen zumindest bei den großen Veranstaltern nicht mehr für den Winterurlaub angeboten. Das war früher oft ein Ärgernis, denn selbst auf den sonnigen Kanaren können die Nächte im Januar kühl werden.

Eine kurze Nachfrage vor der Buchung kann nicht schaden.

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