Kunst trifft Natur: Museum Insel Hombroich

Neuss (dpa/tmn) - „Kunst parallel zur Natur“ - dieses Motto des französischen Malers Paul Cézanne ist im rheinischen Neuss in die Tat umgesetzt: Im Museum Insel Hombroich können Besucher durch eine renaturierte Auenlandschaft wandeln und Werke zahlreicher Künstler erleben.

Der Wind lässt die Blätter leise rauschen. Vögel zwitschern, Frösche quaken. Gelbe Sumpfdotterblumen wachsen am Ufer, und vor den für den Niederrhein so typischen Kopfweiden mit ihren ausladenden Kronen setzen Vergissmeinnicht zarte blaue Farbtupfer. Bänke unter hohen Pappeln laden zum Verweilen ein. In der Ferne ragt ein Gebäude aus altem Backstein wie eine Skulptur in die Landschaft.

Die Landschaft: Sie ist integraler Bestandteil des Museums Insel Hombroich im rheinischen Neuss, einer renaturierten Park- und Auenlandschaft an dem Flüsschen Erft, der wenige Kilometer weiter in den Rhein mündet. In Anlehnung an Paul Cézannes Motto „Kunst parallel zur Natur“ hat der Sammler und Museumsstifter Karl-Heinrich Müller von 1987 an gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Bernhard Korte eine Idylle für Natur- und Kunstliebhaber geschaffen. Die gepflegte Wildnis gibt immer wieder überraschende Blickachsen frei - auf eine der zehn begehbaren „skulpturalen Architekturen“ des Bildhauers Erwin Heerich wie auch auf andere im Grünen aufgestellte Objekte.

Da gibt es zum Beispiel einen etwa 15 Meter durchmessenden Kreis übermannshoher Lehnstühle aus rostigem Stahl, die in der Nähe eines heute als Wohn- und Atelierhaus genutzten Kutscherhauses von 1906 stehen. Ein Besucher kommentiert sie beim Anblick mit „König Arthurs Runde“. Das passt: In der Nähe, versteckt zwischen Büschen, steht ein genauso rostiger, mehrere Meter hoher Krieger mit heruntergeklapptem Visier und Lanze. In einem anderen Teil des Parks, nahe eines „Schnecke“ genannten Heerich-Baus, trifft man auf eine ganze Gruppe in Reih und Glied aufgestellter kantiger Stahlritter.

Es gehört zum Konzept der Insel Hombroich, dass die Betrachter vergeblich nach Hinweisschildern an den Objekten Ausschau halten. Sie sollen sich auf ihre Wahrnehmung verlassen, sich nicht von didaktischen Anmerkungen lenken lassen. Das gilt auch für die in den Heerich-Gebäuden gezeigten Werke. Die „Schnecke“ etwa behaust die grafische Sammlung des Museums. Ob Zeichnungen von Giacometti, Klimt oder Matisse, Aquarelle von Cézanne oder Radierungen von Rembrandt oder Corinth: Die Besucher müssen sich ihren Teil dazu denken.

Spannend ist auch das Nebeneinander von Architektur und Natur beim „Turm“, der die Besucher gleich am Eingang in seinen Bann nimmt, wo er steil in den blauen Himmel aufragt und mit seinem rötlichen Backstein in Kontrast zum satten Grün der Auenlandschaft steht. Auch die Gegensätze, die sich zum Beispiel im von hohen Hainbuchenhecken umgebenen „Labyrinth“ betrachten lassen, sind reizvoll: Dort stehen Skulpturen aus dem frühen China vor abstrakten Farbflächen-Bildern aus dem 20. Jahrhundert. Im „Zwölf-Räume-Haus“ finden sich unter anderem monochrom blaue Arbeiten von Yves Klein, Möbel von Marcel Breuer, Khmer-Skulpturen oder Federkleider aus Peru.

Da nicht nur die Seele Stärkung braucht, sollten Besucher unbedingt einen Abstecher zur Caféteria machen: Das kleine, an eine rheinische Kaffeetafel angelehnte Büffet mit Pellkartoffeln, Schwarzbrot, Rosinenstuten, Pflaumen- und Apfelmus, Kaffee und anderem ist im Eintrittspreis enthalten. Sitzplätze im Freien unter Bäumen sind an sommerlichen Tagen besonders begehrt, sie geben den Blick in Richtung Erft frei. Parkeigene Enten und Gänse watscheln zwischen Tischen und Stühlen mit ihren Küken herum. „So stelle ich mir Landleben vor“, sagt eine Besucherin und lehnt sich zufrieden zurück.

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