Kos: Auf den Spuren des Hippokrates

Die Insel in der Ägäis bietet sowohl für Kulturliebhaber als auch Sonnenanbeter das ideale Programm.

"Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygeia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde." So beginnt der Eid des Hippokrates (ca. 460 bis 370v. Chr.), der als erste grundlegende Formulierung ärztlicher Ethik gilt. Heute wird er in dieser Form nicht mehr geleistet - und doch ist er äußerst beliebt.

Vor allem bei den Touristen auf der griechischen Insel Kos. Die Souvenirshops verkaufen den Eid in unzähligen Sprachen, wahlweise im Hoch- oder Querformat, mit oder ohne Bildnis des antiken Arztes.

Ein deutscher Urlauber diskutiert mit seiner Begleiterin, ob das Papier nun quer oder hoch besser an der Wand in der Küche aussieht. Die junge Dame setzt sich durch - ihr Freund bezahlt das Hochformat. Zwei Euro kostet das Papier. In den Läden bei der Platane des Hippokrates gibt es ein Blatt derselben dazu.

Der mächtige Baum in der Hafengegend soll schon dem Arzt und seinen Schülern Schatten gespendet haben - vor mehr als 2500Jahren, was nicht nur von Experten angezweifelt wird. Aber es ist eine Sage, und die gehört einfach dazu. Alt ist der Baum allemal. So alt, dass er von einem Metallgerüst gestützt werden muss. Kos-Guide Ioannis erklärt: "Der Baum diente nach der Antike auch als Hinrichtungsstätte." Ob Hippokrates das gefallen hätte?

Denn Kos ist "seine" Insel und Urlauber können auf Hippokrates’ Spuren wandeln. Drei Kilometer südwestlich der Inselhauptstadt Kos-Stadt liegen die Ruinen des Asklepieion, einer Art antiken Sanatoriums. Sie sind mit Abstand die bedeutendste Ausgrabungsstätte auf Kos.

Die Anlage erhebt sich über drei Terrassen an einem mit Zypressen bewachsenen Hang. Nur wenige Säulen und Bogenreihen lassen die einstige Größe des Bauwerks erahnen. Die Zypressen sollen den Touristen einen Eindruck davon geben. 22 Meter hoch sind die Bäume, so hoch wie die Gebäude, die sich einst auf der ersten Terrasse erhoben.

Eine Terrasse darüber ragen die korinthischen Säulenformationen des Apollo-Tempels in den strahlend blauen Himmel. "Wonderful" und "Magnifique" hört man die leisen Ausrufe - Briten und Franzosen zeigen sich beeindruckt. Nur die Italiener bleiben "cool". Alte Ruinen sind für sie nichts Bewundernswertes, schließlich haben sie selbst genug davon. "Aber man muss es ja mal gesehen haben", erklärt Giovanni, der bei Rom lebt.

Insgesamt 113 Stufen führen zur obersten Terrasse - im Sommer kann das zur Herausforderung werden. Hinab geht es einfacher. Ein schmaler Fußweg führt seitlich an den Ruinen entlang durch ein Zypressenwäldchen. Mit jedem Windhauch wehen dem Besucher hier die feinsten Kräuterdüfte um die Nase. Thymian, Rosmarin und auch Anis - Hauptzutat des typisch griechischen Ouzo - wachsen wild auf der Insel.

Wer griechischen Wein bevorzugt, ist in einer der kleinen Tavernen an der richtigen Adresse. Die gibt es nicht nur in Kos-Stadt und den Städten am Meer, sondern auch in Zia, einem kleinen Bergdorf, im Südosten, das man am Besten mit Mietauto oder -roller erkundet.

Im Vergleich zu den antiken Ruinen erwartet die Besucher ein Kulturschock: Ein Souvenir-Shop reiht sich an den nächsten. Schwämme, Muscheln, Decken, Ketten, Keramik, Olivenöl-Kosmetik und immer wieder die auf Kos unvermeidlichen Hippokrates-Büsten "en miniature" sollen die Urlauber zum Kauf verführen. In Zia gilt für den normalen Touristen das, was für Giovanni im Asklepieion galt: "Man muss es ja mal gesehen haben."

Statt in Keramik und Muscheln sollte man in Zia lieber in einen Besuch der Taverne Oromedon, gleich rechts hinter dem Ortseingang, investieren. Zum einen, weil Inhaber Nikos Fournaris dort noch richtig authentisch schmeckenden Tzatziki zu angemessenen Preisen serviert und zum anderen, weil die mit Weinlaub überrankte Dachterrasse einen der schönsten Blicke über die Nordseite der Insel bietet - den sogar schon Bill Clinton genossen hat. Der Blick schweift über die Nachbarinseln Kalymnos und Pserimos bis hinüber zur türkischen Küste. Und wer mit dem Essen bis gegen 18Uhr wartet, der kann erleben, wie die Sonne tiefrot und postkartenkitschig-schön am Horizont in der Ägäis versinkt.

Apropos Ägäis: Das Meer ist mit 33 bis 39 Promille Salzgehalt deutlich salziger als beispielsweise der Atlantik. Beim Baden gibt es die Hautpflege also inklusive. Und Kos wartet mit den schönsten und längsten Sandstränden aller griechischen Inseln auf. Die meisten sind nahezu unverbaut und naturbelassen. Was aber auch heißt, dass man sich mancherorts seinen Weg über Lavagestein ins Wasser suchen muss.

Wer das vermeiden will, fährt zum Baden auf die Halbinsel Kefalos im Westen. Hier säumen über zehn Kilometer Sandstrand die steil abfallende Südküste. Die Strände sind teils nur über unbefestigte Stichstraßen zu erreichen. Einer der bekanntesten ist Paradise Beach, auch Bubble Beach genannt.

Im Sommer ist der feine Sandstrand gut besucht, es gibt aber reichlich Sonnenliegen. Das Wasser ist glasklar und hat selbst im September Badewannen-Temperatur. Wer dort badet, sollte gut schwimmen können, da man schon wenige Schritte vom Strand entfernt schultertief im Wasser steht.

Familien mit Kindern sind an den flacher abfallenden Stränden der Nordküste zwischen Tigaki und Marmari besser aufgehoben. Oder am Kardamena Beach, der im Süden bei der gleichnamigen Stadt liegt. Der helle und weiche, acht Kilometer lange Sandstrand fällt flach ins Wasser ab und bietet neben Badevergnügen auch ein breites Sportangebot von Windsurfen bis Tretbootfahren.

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