Karibik auf Kolumbianisch: Müßiggang in Cartagena

Cartagena (dpa/tmn) - Kolumbien verbindet man weniger mit Karibikurlaub als mit Drogenhandel und Rebellen. Doch in Cartagena sind die Probleme weit weg, und die Besucher ergeben sich schnell dem karibischen Müßiggang vor prachtvoller Kolonialkulisse.

Wenn die schwüle karibische Hitze zu drückend wird in Cartagena, flüchten Einheimische und Urlauber zur Plaza de Bolívar. Vier Brunnen plätschern um den von hohen Palmen beschatteten Platz, hoch auf seinem Ross wacht ein bronzener Simon Bolívar über die Idylle, der Vater der kolumbianischen Unabhängigkeit. Ein Kaffee gefällig? Ein fliegender Händler gießt das heiße, überzuckerte Gebräu aus einer Thermoskanne in winzige Becher.

Man mag gar nicht mehr aufstehen von den hölzernen Parkbänken mit schmiedeeisernen Armlehnen. Hier an der kolumbianischen Karibikküste schlurft das Leben gemächlich dahin. Reisende passen sich dem entspannten Tempo unwillkürlich an. In der kolonialen Altstadt, Welterbe der Unesco, lässt es sich wunderbar schlendern und dem Müßiggang frönen. Die niedrigen Häuser sind farbenfroh wie ein Kinder-Malkasten. Ein kobaltblaues Haus steht neben einem senfgelben, das Haus gegenüber ist in sattem Bordeauxrot gestrichen. Fast alle Fassaden haben gedrechselte Holzbalkone, von denen sich üppig blühende Pflanzen herunterranken.

Wer von der Karibik träumt, erwägt kaum Kolumbien als Reiseziel. Linke FARC-Rebellen, die jahrelang Geiseln im Dschungel festhalten, rechte Paramilitärs und Drogenkartelle haben den schlechten Ruf des Landes geprägt. Doch heute kann sich die FARC nur noch in abgelegenen Dschungelgebieten halten.

Für Reisende gilt das Land mittlerweile als ebenso sicher wie viele andere lateinamerikanische Länder. In Cartagena, das eineinhalb Flugstunden nördlich der Hauptstadt Bogotá liegt, scheinen die politischen Probleme ebenso weit entfernt wie die Berliner Politik in einem malerischen Alpendorf.

Während der Kolonialzeit war der Küstenort der wichtigste Hafen an der karibischen Küste und ein Nadelöhr für ganz Südamerika. Von hier aus wurden die zusammengerafften Reichtümer ins spanische Mutterland verschifft, Unmengen von Silber, Gold und Smaragden. Das Goldmuseum an der Plaza Bolívar bietet schöne Beispiele dafür, wie die Indios zuvor ihre Schätze kunstvoll verarbeitet hatten.

Wer durch die Gassen mit den bunten Häusern schlendert, kommt nicht umhin, bei einem der zahlreichen Obsthändler haltzumachen. Sie bieten ihre Ware auf Holzkarren unter Sonnenschirmen an: Tiefrote Wassermelonen und sattorangene Mangos werden, in mundfertige Streifen geschnitten, in Plastikbechern angeboten. Ungewohnt, aber sehr erfrischend sind grüne Papaya, die mit Salz bestreut werden.

Im Getsemani-Viertel wohnen vor allem die Nachfahren afrikanischer Sklaven, die in Kolumbien „afrodescendientes“ genannt werden. Hier spielt sich vor allem am Abend das Leben auf der Straße ab. Kinder spielen Fußball, Frauen putzen ihr Gemüse und unterhalten sich, Greise sitzen auf breiten Holzstühlen und schauen dem Treiben zu. Hier befindet sich auch Cartagenas bekanntester Salsa Club, das „Café Havana“. Wer die rhythmische Musik hört, wiegt automatisch die Hüften. Die kolumbianischen Salsatänzer verzichten auf komplizierte Verknotungen, wie sie in europäischen Tanzkursen gelehrt werden, tanzen die Grundfiguren aber dafür umso eleganter.

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