In Myanmar bewegt sich was - Wandern durch goldenes Land

Kalaw (dpa/tmn) - Kalaw ist sehr beschaulich. Der Ort liegt im Shan-Gebiet, einem der sieben Verwaltungsgebiete in Myanmar, das noch immer für seine Autonomie kämpft. Die Ausflugsmöglichkeiten und die Nähe zum Inle-See mit seinen schwimmenden Gärten haben sich aber unter Touristen herumgesprochen.

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Nicht nur die holprigen Straßen machen die etwa neunstündige Anreise aus der einstigen Hauptstadt Rangun anstrengend. Wie so oft in asiatischen Reisebussen werden Touristen und Einheimische durchgängig von Karaoke beschallt. Das Outfit an Start und Ziel unterscheidet sich durch mindestens drei Kleidungsschichten. Es ist kalt hier oben. Den Einheimischen scheint es ähnlich zu ergehen: An den Busbahnhöfen in der Region trifft man auf viele Burmesen in Schal und Handschuhen.

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„Der anstrengendere Teil ist mit der Ankunft schon vorbei“, sagt der freundliche Besitzer von „Sam's Family Restaurant“. „Das Wandern ist dagegen ein Kinderspiel“. In dem Restaurant und Trekkingbüro ist der Name Programm. Die ganze Familie ist da. Einer kocht, zwei kümmern sich um die Trekkingorganisation, der Rest gibt dem Nachwuchs Hausaufgabenhilfe. Dazwischen hungrige Reisende.

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Es gibt verschiedene Trekking-Angebote, je nach Zeit und Kondition. Die beliebteste Route führt etwa 50 Kilometer von Kalaw nach Nyaung Shwe am Inle-See. Dafür hat man drei Tage Zeit. Statt Hotels und Restaurants gibt es Wildnis und Ruhe.

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Die Gruppe, die am nächsten Vormittag am Treffpunkt steht, besteht aus vier Schweizern, zwei Österreichern und zwei Deutschen. „German Season“ ist alles, was James dazu einfällt. James ist Ende 50 und der Guide der Tour. Er organisiert Wanderausflüge, seit es die ersten Touristen in das malerische Tal gezogen hat. Dazu kommt Oskar, ein Wegfinder in Ausbildung, der gerade mit der Schule fertig ist. Drei Köche komplettieren das Team, fahren mit Töpfen und frischen Zutaten auf ihren Motorrädern schon mal voraus.

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Die Sonne scheint, es riecht nach Pinien, und nur wenige andere Menschen sind unterwegs. Es geht gemächlich voran. Gerade am Anfang geht es einige Male bergauf, doch James beruhigt: „Kalaw liegt auf 1350 Metern, unser Ziel auf 900. Es geht also mehr runter als rauf.“

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Das erste Ziel ist ein kleines Kloster. Die ersten Blasenpflaster sind zu verkleben. Je nach Jahreszeit blühen die unterschiedlichsten Nutzpflanzen auf den Feldern, die man unterwegs durchstreift.

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Bergpanoramen wechseln sich mit kleinen Dörfern ab, aus denen einem immer wieder Kinder entgegenlaufen und fröhlich „Mingalaba!“ rufen - „Hallo!“ Fast als wüssten sie, um welche Uhrzeit die Trekker jeden Tag vorbeikommen. Die Mütter sortieren die Ernte und schauen ihren Sprösslingen hinterher. Elektronik und Strom sind in der Gegend noch nicht angekommen. Die Dorfbewohner sind nicht mit Auto und Motorroller unterwegs, sondern mit Fahrrädern und Ochsenkarren.

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Am frühen Nachmittag ist das Nachtlager erreicht. Ein kleines Dorf, in dem die Gruppe nicht der einzige Gast ist. Für das Aufnehmen von Wanderern erhalten die Familien ein wenig Geld. Um den Schweiß und Staub des Tages abwaschen zu können, muss erst Wasser aus dem Dorfbrunnen geholt werden. Statt Duschbrause gibt es Eimer. Eiskalt, aber nach so einem Tag genau das Richtige.

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Es riecht nach frischen, exotischen Gewürzen, als das Abendessen zubereitet wird. In jedem Haus leben mehrere Generationen unter einem Dach. Es gibt Erdnusscurry, Brot und Avocados. Und natürlich Reis. Zubereitet an der offenen Feuerstelle. Es schmeckt köstlich.

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Der nächste Tag beginnt mit dem ersten Hahnenschrei. Kalt kann es hier nachts werden, fast alle haben gefroren. Warme Kleidung ist nicht nur im Reisebus ein Muss. Doch der Sonnenaufgang hinter den Bergen mit nebelverhangenen Tälern entschädigt dafür. Das Tagesziel kann in weiter Ferne als weißer Punkt mit goldenem Dach ausgemacht werden - die zum Kloster gehörende Pagode. Überall in dem Land ragen goldene Tempel aus der Landschaft. Myanmar ist bekannt für seine Pagoden.

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Der Weg führt durch Felder, die von Bauern bestellt werden und durch menschenleere Wildnis. Gegen Mittag ist eine Badestelle erreicht. Ein kleiner Fluss, der durch das Tal mäandert. Doch die Wandergruppe ist nicht allein vor Ort. Ein Hirte badet seinen Wasserbüffel. Platz ist aber genug, schnell sind alle im kühlen Nass. Den Büffel stört es wenig. Nachdem er sich gesuhlt hat, wird er sauber geschrubbt. Auch die Österreicher trauen sich, helfen mit und sorgen für Gelächter.

Je näher das Kloster kommt, desto mehr Menschen sind auf den Wegen. „Heute Nacht ist Vollmond“, erklärt James. „Die Bewohner kehren dann in die Kloster ein, um Opfergaben zu bringen.“

Am Nachmittag ist das Kloster am Fuße des Berges erreicht. Es ist ein Ort für Waisen, über 30 Kinder leben hier. Nach einem ausgiebigem Fußballspiel - Mönche gegen Touristen - werden die Opfergaben der Bewohner umliegender Dörfer entgegengenommen. Zum Schluss wird gemeinsam gebetet, gesungen und gegessen.

Die erneut kalte Nacht endet um 4.30 Uhr. Gestärkt macht sich die Gruppe nach dem Frühstück in Richtung Inle-See auf. Zwischen Pinienwäldern und Reisterrassen wechselt sich die Landschaft ab. Nach einigen Stunden ist der See erreicht. Das Finale der Tour. Ein Boot bringt die erschöpfte Truppe über den großen Inle Lake nach Nyaung Shwe, vorbei an schwimmenden Dörfern und Einbein-Fischern.

James hat nun erstmal Urlaub, in seinem Alter kann er nicht mehr so oft Wandern gehen. Er nimmt den Bus zurück nach Kalaw. Handschuhe und Schal hat er im Gepäck.

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