Im Sauerland gibt es Abendspaziergänge der besonderen Art mit den Natur-Rangern Fledermaus-Safari an der Ruhr

Klack-klack-klack-klack-klack tönt es aus dem kleinen Gerät in Bettina Kreutzmanns Hand. Sie trägt es seit einer Stunde während des Spaziergangs vor sich her, immer wieder bleibt sie stehen und hält es hoch in die Luft.

 Dennis Kettner und Bettina Kreutzmann mit den beiden Fledermäusen Rosalinde und Karlchen.

Dennis Kettner und Bettina Kreutzmann mit den beiden Fledermäusen Rosalinde und Karlchen.

Foto: Daniela Kebel

Endlich ist das durchgehende Rauschen klackenden Lauten gewichen, die ein bisschen wie ein Geigerzähler klingen. Zuerst leise, dann werden sie immer lauter und schneller. „Da kommen sie, es sind mehrere“, sagt Kreutzmann und dreht sogar die Lautstärke etwas zurück, damit man nicht erschreckt. Kaum ausgesprochen, flattern sie direkt um die Köpfe der Spaziergänger: Fledermäuse.

Mit einem Fledermausdetektor, der aussieht wie ein Funkgerät und die Ultraschallrufe der Tiere in für den Menschen hörbare Töne übersetzt, macht sich die Vorsitzende des Vereins Natur-Ranger abends auf die Suche nach den Tieren. Fledermaus-Safari heißt die Tour, die alle Interessierten buchen können. Ausgangspunkt ist das Flair Hotel Nieder in Bestwig-Ostwig im Sauerland. „In Zusammenarbeit mit dem Hotel ist vor vielen Jahren die Idee entstanden“, erzählt Kreutzmann. Ein abwechslungsreiches Abendprogramm zunächst für die Hotelgäste, mittlerweile für jedermann. Denn buchbar ist die Tour auch direkt bei den Natur-Rangern.

Ideales Gelände
für das Naturerlebnis

Eine Viertelstunde Fußweg ist es vom Hotel zur Ruhr und zum etwa 1500 Quadratmeter großen Gelände an ihrem Ufer. Mehrere kleine Wasserwerke stauen dort den Fluss. „Wir dürfen die Fläche hier nutzen“, zeigt Kreutzmann auf eine riesige Wiese mit Bäumen und Sträuchern, durch die schmale Trampelpfade führen. Es geht vorbei an großen Holzkästen für Hochbeete, in denen bereits Zweige den unteren Teil bedecken. „Darauf füllen wir Erde und dann werden sie bepflanzt“, sagt Geschäftsführer des Vereins Dennis Kettner.

Und wer pflanzt dort was? „Die Kinder und Jugendlichen unseres Vereins“, sagt Kettner. Sie treffen sich regelmäßig zu Projekten auf dem Gelände, bauen Gemüse oder Kräuter an, bemalen Steine, lernen anhand von Infotafeln, welche Pflanzen und Tiere es in der Region gibt, legen Fischtreppen im Fluss an und sind – natürlich – auf Fledermaus-Pirsch.

Kindern die Natur näher zu bringen ist das Hauptanliegen des Vereins, der inzwischen rund 350 Mitglieder zählt. Finanzielle Unterstützung kommt neben den geringen Mitgliedsbeiträgen hauptsächlich aus Spenden. Und weil alles mit Fledermäusen begann, gibt es zwei tote Anschauungsobjekte in Streichholzschachteln: Karlchen steckt als winzige Zwergfledermaus in einer kleinen Schachtel, Rosalinde ist eine Mausohrfledermaus und damit größer. Sie ruht in einer Schachtel für extra große Streichhölzer.

Die besten
Beobachtungsgebiete gesucht

Anfassen ausdrücklich erwünscht! Liegt eines der Tiere auf der Handfläche, ist es kaum zu spüren, so leicht ist es. „Wir haben hier zwei Monate lang die Hotspots gesucht, bis wir die besten Stellen zur Beobachtung gefunden haben“, sagt Kreutzmann. An den Bäumen haben die Natur-Ranger zehn Kästen aufgehängt, in denen die Fledermäuse gemütlich hängen und schlafen können.

Wer sich auf Fledermaus-Safari begibt, startet erst bei Dämmerung. Die Touren finden von April bis Oktober statt, los geht es abends etwa um 20.30 Uhr. Und selbst dann dauert es noch eine ganze Weile, bis die Tiere fliegen.

Wenn die Ruhr völlig still im Mondlicht glänzt und ein einsamer Schwan seine abendliche Bahn zieht, ist die Szene absolut verträumt und die Zuschauer warten gespannt auf das, was och kommt. Zum Beispiel Wasserfledermäuse. Auf und ab flattern sie, klatschen immer wieder leise auf die glatte Wasseroberfläche – immer auf der Jagd nach Insekten. Und während man vom Ufer aus zuschaut, kreisen Zwergfledermäuse dicht über den Köpfen. Kreutzmann lacht, wenn Besucher zurückzucken. „Ich beobachte die Tiere jetzt seit mehr als 20 Jahren. Noch nie hat mich eine berührt oder angeflogen.“

In warmen Sommernächten legen sich die die Teilnehmer sogar flach auf den asphaltierten Weg am Ufer und beobachten, wie die Fledermäuse immer tiefer und tiefer über sie hinwegflattern. Dann sind es so viele, dass die Detektoren ausgeschaltet werden – zu laut wäre es sonst.

Wandern und Wellness
werden im Hotel groß geschrieben

Wer Gast im Hotel Nieder ist, bekommt im Anschluss an die Abend-Safari noch eine Brotzeit. Die Arrangements können über das Hotel gebucht werden. „Die Touren werden immer gut angenommen“, sagt Hotelbesitzer Josef Nieder. Nach all den Monaten ohne touristische Gäste hofft das Hotel nun auf baldige Öffnung. „Wir haben zwar finanzielle Hilfen bekommen, aber würden unser Geld schon lieber selbst verdienen.“

Ein paar Geschäftsleute waren zwar da, aber das Team vermisst den regulären Betrieb. Denn die Mitarbeiter mussten alle samt in Kurzarbeit geschickt werden „Normalerweise beschäftigen wir vier Köche. Derzeit bin ich allein in der Küche“, so Nieder. 32 Zimmer und vier Apartments gehören zum Hotel, ebenso Restaurant, Bar und Tagungsraum. Und ein großer Wellnessbereich mit Gartenanlage, Naturteichen und einer zusätzlichen finnischen Außen-Sauna.

Nun hofft man im Hotel auf eine gute Sommer- und Herbstsaison, denn das Hotel ist der perfekte Ausgangsort für Tageswanderungen durchs Sauerland.

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