Eine Suite für das Image: Hat sich die First Class überlebt?

Berlin (dpa/tmn) - Für die First Class in der Luftfahrt gab es zuletzt widersprüchliche Prognosen: Es wurde von einer „bedrohten Spezies“ gesprochen, aber auch von einer „Renaissance des Luxus“.

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Viele Airlines haben die Erste Klasse in den vergangenen Jahren deutlich reduziert, gleichzeitig wird das Angebot zunehmend luxuriöser - auch als Abgrenzung zur Business Class, die immer mehr Komfort bietet. Hat sich die First Class also überlebt? Jein.

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Das Schweizer Fachmagazin „Aerotelegraph“ hat sich den Markt genau angeschaut: Qatar Airways baut die Nobelklasse in vielen Maschinen aus. Asiana Airlines hat die First Class fast ganz abgeschafft. Auch American Airlines hat sein Angebot drastisch zurückgefahren, United hat ebenfalls abgebaut. So auch die australische Qantas.

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Warum ist das so? Natürlich wegen des Geldes. Mit der First Class werde kein dem Ressourcenbedarf gerechter Umsatz gemacht, erklärt Prof. Christoph Brützel, Luftverkehrsexperte an der IUBH School of Business and Management in Bad Honnef. Kurzum: „Wirtschaftlich ist das Unfug.“ Wenn eine Airline die bezahlten Sitze in der First Class gegen Economy-Plätze tauscht, verdient sie mehr.

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Denn nur mit wenigen First-Class-Passagieren macht eine Airline auch wirklich Erste-Klasse-Umsatz. „Da finden vermutlich mehr Upgrades als bezahlte Buchungen statt“, schätzt Brützel. Aber: Die Frage zur Wirtschaftlichkeit sollte sich nicht allein auf die Erlöse dieser Reiseklasse beschränken, findet man bei Lufthansa. Die First Class stehe für das Produktversprechen, Europas qualitativ führende Airline zu sein. Es geht also ums Image.

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In der First Class legen vor allem die Golf-Carrier Etihad und Emirates die Messlatte ziemlich hoch. Etihad hat vor einem Jahr „The Residence“ vorgestellt, eine Luxus-Suite, in der sich der Passagier fühlen soll wie in einem Hotel: drei Zimmer inklusive privatem Bad mit Dusche. Das Produkt ist im Prinzip oberhalb der eigentlichen First Class angesiedelt, denn die hat Etihad auch noch im Angebot.

Emirates bietet in der First Class im Airbus A380 Mini-Suiten mit Bett, Arbeitstisch, 32-Zoll-Bildschirm und Minibar. Die Airline arbeitet derzeit ebenfalls an komplett abschließbaren Privatsuiten. Die höchste Bedeutung komme der First Class auf Verbindungen über den Mittleren Osten nach Asien zu, sagt Brützel. Die Imagewirkung sei in diesem Markt bedeutender.

Und wer bezahlt tatsächlich für ein First-Class-Ticket? Imageorientierte Spitzenmanager oder extrem reiche Privatkunden, schätzt Brützel. Bei den Preisen verwundert das nicht. Mit Lufthansa von München nach Miami und zurück: ab rund 5200 Euro. Mit Emirates von Deutschland aus nach Dubai und zurück: ab etwa 5400 Euro. Und ein Flug zwischen London und Abu Dhabi in einer „Residence“-Kabine von Etihad belastet das Konto mit ungefähr 37 500 Euro.

Die First Class muss immer exklusiver sein, weil die Business Class mittlerweile auch oft ein Spitzenprodukt ist, das den allermeisten vielfliegenden Spitzenverdienern genügen dürfte. „Die Business Class ersetzt die First Class“, fasst Brützel zusammen. „Was früher einmal Business war, ist heute die Premium Economy.“ Während die First Class also nicht mehr so häufig angeboten wird wie früher, ist ihre Qualität gestiegen.

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