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Ein Besuch im Sonnenuhrdorf Taubenheim

Sohland (dpa/tmn) — Kompliziert berechnet, kunstvoll gestaltet: Kaum jemand benutzt heute noch Sonnenuhren. Doch schön anzuschauen sind sie auf jeden Fall. Das Dorf Taubenheim im Südosten Sachsens hat gleich 32 zu bieten.

In der digitalen Welt erscheinen Sonnenuhren wie ein romantisches Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Kaum jemand orientiert sich wohl noch an ihnen, um zu erfahren, was die Stunde geschlagen hat. Die nostalgisch anmutenden Zeitmesser sind heute eher ein schöner Schmuck an Gebäuden und Plätzen. Allein 32 davon lassen sich in Taubenheim an der sächsisch-tschechischen Grenze bestaunen. Der Ortsteil von Sohland wirbt deshalb längst als Sonnenuhrendorf für sich.

Ein von der EU gefördertes Projekt half der Gemeinde, stärker auf die farbenfrohen Schmuckstücke an Häuserecken und Giebeln aufmerksam zu machen. „Seit 2012 hat Sohland knapp 15 000 Euro dafür erhalten“, berichtet Christine Herold von der Tourist-Information. So war es möglich, einen thematischen Rundweg in Taubenheim auszuschildern und vor jeder Sonnenuhr eine Hinweistafel aufzustellen.

In der Regel hat jede Sonnenuhr einen direkten Bezug zu dem Gebäude, an dem sie hängt. Das Kunstwerk am Karasekhaus etwa lässt den Passanten wissen, dass dort der berüchtigte Oberlausitzer Räuberhauptmann Johannes Karasek auf seinen Beutezügen Unterschlupf für amouröse Abenteuer gefunden haben soll. Bezeichnungen wie „Niedermühlenuhr“, „Beim Hohlfeldtischler“ oder „A dr Bleche“ (An der Bleiche) verweisen auf die frühere Nutzung des Hauses, an dem die Unikate hängen.

Der Leidenschaft eines Mannes ist es zu verdanken, dass der idyllisch gelegene Ort an der Spree seit den 1970er Jahren zu einer Vielzahl an Sonnenuhren kam. „Der Grafiker Martin Hölzel erhielt seinerzeit den Auftrag, die älteste Sonnenuhr des Dorfes zu restaurieren“, erzählt Christine Herold. Der Taubenheimer vertiefte sich dabei in die Gnomonik, wie die Lehre von der Sonnenuhr genannt wird.

Offensichtlich war Hölzel so fasziniert davon, dass er allein zehn Sonnenuhren für den Ort entwarf. Nach seinem Tod 1994 setzten der Leiter der Sohlander Sternwarte, Wolfgang Knobel, und der Grafiker Peter Domschke das Werk fort, ebenfalls mit dem Anspruch, exakt funktionierende Zeitmesser zu konstruieren. „Die manuelle Berechnung einer Uhr dauert einen ganzen Tag“, sagt Domschke. Heutzutage helfen jedoch Computerprogramme bei der komplizierten Prozedur.

Auch in der Gestaltung bedient sich der Grafiker längst moderner Mittel. Die Motive lässt er auf Hochleistungsfolie drucken, um die jeder Witterung ausgesetzten Uhren haltbarer zu machen. Domschkes jüngstes Werk schmückt seit Juni den Kindergarten von Taubenheim.

Mit seinem Markenzeichen gehört Taubenheim seit 2011 der Initiative „Urlaub in Sachsens Dörfern“ an. 20 Orte bilden das deutschlandweit einmalige Netzwerk. „Sachsen ist das erste Bundesland, das gezielt für Dorfurlaub wirbt“, sagt Udo Delinger von der Tourismus-Marketing-Gesellschaft des Freistaates. Jedes Dorf hebe sich mit einem eigenständigen Thema von anderen ab, etwa das Schmiededorf Frohnau im Erzgebirge, das Raumfahrtdorf Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland oder das Elbweindorf Diesbar-Seußlitz.

Für Taubenheim ist die Außenwirkung längst spürbar. „Ich bekomme ganz gezielte Anfragen“, sagt Christine Herold. In der zweiten Phase des EU-Projektes soll nun ein Sonnenuhrenkatalog entstehen. Zeitmesser dieser Art gebe es schließlich auch in Sohland, Wehrsdorf und auf tschechischem Gebiet. „Ich bin mir sicher, dass wir noch mehr finden“, sagt Herold.

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