Die verborgenen Seiten der Kulturhauptstadt: Breslaus jüdisches Erbe

Breslau (dpa/tmn) - Wroclaw, so heißt Breslau heute. Und die frühere Wallstraße trägt nun den Namen ulica Wlodkowica. Hier und in der Umgebung war einst das jüdische Viertel der Stadt. Inzwischen ist die Wlodkowica für Breslau-Besucher eine ausgesprochen attraktive Ecke.

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Nicht nur wegen der Synagoge unter dem Weißen Storch, die unbedingt einen Abstecher lohnt. Sondern auch, weil man in den benachbarten Restaurants ganze Nachmittage und Abende verbringen kann. Direkt an der Straße gelegen ist auch das Jüdische Informationszentrum nicht zu verfehlen, kurz CIZ. Dazu gehört das „CIZ Café“, in dem Touristen frisch gepressten Saft trinken oder Espresso zu koscherem Kuchen.

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Im CIZ gibt es aber auch Literatur zu jüdischer Kultur und zu den Juden in Breslau. Nur drei Minuten zu Fuß entfernt stand das Jüdisch-Theologische Rabbinerseminar, im 19. Jahrhundert über die deutschen Grenzen hinaus berühmt. Breslau galt damals als ein Zentrum des Reform-Judentums. Vor 1939 lebten hier 22 000 Juden - ein großer Teil von ihnen wurde während des Zweiten Weltkriegs ermordet.

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Die Synagoge unter dem Weißen Storch mit ihrer mittlerweile wieder leuchtend hellen klassizistischen Fassade ist heute ein wichtiger Anlaufpunkt für alle Breslau-Besucher, die sich für jüdische Geschichte interessieren. Sie stammt schon aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weil sie eng von anderen Gebäuden umstanden ist, haben die Nazis sie 1938 nicht angezündet - anders als die Neue Synagoge, die zu den größten in Deutschland gehörte.

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Auch die Synagoge unter dem Weißen Storch hat einiges mitgemacht. In den 1990er Jahren war sie nur noch eine Ruine, baufällig, das Dach offen. Heute ist sie wieder Gotteshaus und Kulturzentrum - und im Kulturhauptstadtjahr 2016 Veranstaltungs- und Ausstellungsraum.

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Im Alltag ist das Gotteshaus für das jüdische Leben in der Stadt nicht mehr wegzudenken: „Es gibt in dem Gebäude daneben eine koschere Kantine“, erzählt Alexander Gleichgewicht, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und Ehemann von Bente Kahan. Die nach ihr benannte Stiftung hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass wieder Leben in die Synagoge einkehrt. Die Synagoge wird für Theateraufführungen für Kinder, Workshops zu jüdischer Musik, Sommerkonzerte und Vorträge genutzt. Von der Dauerausstellung zur Geschichte der Juden in Breslau ganz zu schweigen, die in jedem Fall sehenswert ist.

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Im Städtischen Museum im ehemaligen Palast der preußischen Könige gibt es ebenfalls eine kleine Ausstellung zur jüdischen Geschichte: Fotos jüdischer Breslauer gehören dazu, die in den Jahren vor der Nazizeit oft auch im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle spielten.

Jüdische Friedhöfe hat Breslau gleich zwei: Der eine an der Slezna-Straße gehört längst zu den touristischen Sehenswürdigkeiten. Der zweite jüdische Friedhof in der Lotnicza-Straße ist weniger bekannt, aber ebenfalls sehenswert. 1902 gab es die ersten Bestattungen. Heute sind viele Grabsteine umgefallen, einige der Mausoleen längst ganz verschwunden. Etliche Grabsteine wurden inzwischen von Nachkommen der Bestatteten erneuert.

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