Die Pferdeakademie von Versailles

Versailles (dpa/tmn) — Es ist der einstige Marstall des Sonnenkönigs von Frankreich: die Grande Ecurie du Roy in Versailles. Seit Napoleon standen hier keine Pferde mehr - bis der französische Pferdeliebhaber Bartabas kam und dort seine Akademie aufbaute.

Ein lautes Wiehern hallt am Morgen durch den riesigen Stall. Es duftet nach Heu in den historischen Gemäuern. Die Pferde sind heute komfortabler untergebracht als zu Königszeiten. Damals standen sie eng nebeneinander, heute in großzügigen Boxen. Aber noch immer weht ein Hauch barocker Pracht über das Gelände der Grande Ecurie, des großen Marstalls in Versailles. Ludwig XIV., begeisterter Reiter und Pferdeliebhaber, ließ das hufeisenförmige Gebäude im 17. Jahrhundert gegenüber von seinem Schloss errichten.

Am Morgen laufen die Vorbereitungen für die Matinale, das öffentliche Training. Pferde werden geputzt und gesattelt. In der Reithalle finden sich die Zuschauer ein. Sie wurde für die Akademie eigens in ein Theater umgebaut. Spiegel stehen an den Seiten der Manege, und von der Decke hängen Lüster aus venezianischem Murano-Glas. Zu Zeiten des Sonnenkönigs wurde an diesem Ort der Reitunterricht abgehalten. Ihre ursprüngliche Ausstattung zerstörte aber 1751 ein Feuer. Sobald die Manege abgedunkelt ist, taucht der Zuschauer in die märchenhafte Welt des Pferdetheaters ein.

Die Matinale beginnt, und Laure Guillaume reitet konzentriert in die Manege ein - auf Soulange, dem 13-jährigen Lusitanohengst: groß, schwarz, stolz. „Wenn ich auf dem Pferd sitze, möchte ich, dass das Pferd glücklich ist - physisch und psychisch“, erläutert die führende Reiterin der Akademie ihre Philosophie.

Die Académie du Spectacle Equestre wurde 2003 von Bartabas gegründet. Der französische Pferdemann machte sich mit seinem Pariser Pferdetheater „Zingaro“ mit spektakulären Pferdechoreographien auch im Ausland einen Namen. Der 56-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Clément Marty heißt, gilt als Schöpfer eines neuen Genres, des Reittheaters.

In seiner Akademie werden zehn Reitschülerinnen über zwei Jahre
ausgebildet. Doch nicht nur Dressur, sondern auch Musik und Gesang, Tanz, Kunstfechten und Kyudo, das japanische Bogenschießen.

Am Abend füllen sich zur Vorstellung langsam die Ränge der Zuschauertribüne in der Reithalle. In der Vorstellung verbindet sich die Kunst der Dressur mit japanischem Bogenschießen, dem Rhythmus des Tanzes, den Klängen des Chorgesangs und der Dramatik des Fechtens im Sattel.

Die Akademie lebt von der Besonderheit und dem Prestige des Ortes
Versailles, einst Residenz und Regierungssitz Ludwigs XIV., der als
ausgezeichneter Reiter galt. Gut 100 Jahre lang war Versailles Hauptstadt von Frankreich. Und so erinnern die abendlichen Präsentationen der Hohen Schule mit Musik und Poesie auch ein wenig an die pompösen Feste des Hofes in der Barockzeit. In der Pferdeakademie lebt in gewisser Weise das barocke Versailles fort.

Informationen:

Académie du Spectacle Equestre, Manège de la Grande
Ecurie du Château de Versailles, Avenue Rockefeller, 78000 Versailles, Tel.: 0033/1/39 02 62 70.

Tourismusbüro der Region, Yvelines Tourisme, 3 rue de Fontenay, 78000 Versailles.

Französische Zentrale für Tourismus Atout France, Postfach 100128, 60001 Frankfurt, E-Mail: [email protected]

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