Costa Rica: Eine Boa als kleines Haustier

Faszinierende Tierwelt oder genussvoller Bade-Urlaub, tiefgrüner Urwald oder blitzweiße Strände?

Düsseldorf. "Kommt schnell. Da hinten liegt eine Boa constrictor", ruft Carlos Mairena aufgeregt. Die Touristen auf der Terrasse der Dschungelherberge lassen ihr Frühstück stehen und folgen dem Gästeführer an den Rand des Urwalds. Carlos deutet auf einen Mimosenbaum, unter dem sich die zwei Meter lange Schlange zusammengerollt hat.

Das erwachte Reptil zischt und zeigt seine spitzen Zähne. Ein Kollege von Carlos packt die Boa hinter dem Kopf, die sich sogleich um seinen Arm ringelt. Später setzt er sie neben dem Restaurant der Selva Bananito Lodge aus. Von den Männern wird sie als nützliches Haustier geschätzt.

"Sie fängt die Mäuse", erzählt Carlos. Ab und zu verirrt sich eine Boa in einen der hölzernen Gästebungalows. "Keine Angst, diese Schlange ist für Menschen harmlos," beruhigt der junge Mann die Gäste, die seinen Worten nicht so ganz glauben wollen.

Die Lodge liegt nahe der Karibikküste Costa Ricas in einem rund 1000 Hektar großen Privatreservat, das der deutschen Familie Stein gehört. Es grenzt an das fast unerschlossene Biosphärenreservat Amistad, das größte Naturschutzgebiet Mittelamerikas.

Noch mit 81 Jahren betreibt Vater Rudi Stein Viehwirtschaft auf dem Land, auf dem die United Fruit Company einst Bananen anpflanzte. Sohn Jürgen, früher Theaterregisseur, leitet das kleine Urwaldhotel. Die nächsten Nachbarn sind einige Indianerfamilien, die zwei Kilometer entfernt im Urwald wohnen.

Von der Terrasse des Restaurants und der Gästehäuser lassen sich mit dem Fernglas wilde Tiere beobachten. Im Teich lauert ein Kaiman auf Beute. Den vorbeihüpfenden Pfeilgiftfrosch verschmäht das kleine Krokodil jedoch. Auf einer Pferdeweide stolzieren schneeweiße Kuhreiher und picken Insekten.

Eine Brüllaffen-Familie hangelt sich durch die Wipfel von Mahagonibäumen und droht lautstark einer benachbarten Herde. Das Brüllen dient dazu, das eigene Revier abzugrenzen. Farbenfrohe Regenbogentukane krakeelen in den Bäumen. Kolibris schwirren hektisch von Blüte zu Blüte, um Nektar zu saugen. Schwarzgelbe Montezuma-Stirnvögel basteln an ihren hängenden Nestern.

Aus dem Urwald ist das Krächzen von roten Aras zu hören, die in einer Baumhöhle ihre Jungvögel aufziehen. Geier stürzen sich auf die Reste eines Waschbären, die ein Ozelot übrig gelassen hat.

Nach dem frühen Sonnenuntergang senden zehntausende Glühwürmchen ihre Lichtblitze in die Finsternis des lärmenden Urwalds und Fledermäuse gleiten lautlos durch die Nacht.

Im komplexen Ökosystem des Dschungels leben tausende Tierarten. Ihr Lebensraum ist bedroht durch Rodungen skrupelloser Geschäftemacher. Denen hat Jürgen Stein den Kampf angesagt. So verklagte er erfolgreich einen Mann, der mehrere Hektar illegal in dem Privatreservat gerodet hatte. Seitdem müssen er und seine Mitarbeiter mit Todesdrohungen leben.

Doch der Hotelier lässt sich nicht einschüchtern. "Der Tourismus kann helfen, den Regenwald zu erhalten", sagt der Hotelier. Der Tourismus ist inzwischen die wichtigste Einnahmequelle Costa Ricas. Lange Sandstrände und eine artenreiche Flora und Fauna locken Urlauber aus aller Welt ins Land.

Rund ein Viertel Costa Ricas, das sich zwischen Karibik und Pazifik erstreckt, steht unter Schutz. Es gibt rund 60 Nationalparks und Reservate. Immer beliebter werden die Canopy-Touren. Dabei schweben Touristen an Seilen durch die Baumkronen und betrachten den Urwald aus der Affenperspektive.

Viele Besucher kommen vor allem wegen der Vögel, von denen es in Costa Rica 852 verschiedene Arten gibt. Hobby-Ornithologen fiebern danach, einen Tukan oder den farbenprächtigen "Göttervogel" Quetzal zu beobachten, der nur noch vereinzelt in den Bergwäldern lebt.

Als besonders artenreich gilt der Nationalpark Tortuguero mit seinen natürlichen Kanälen und Lagunen. Hier lebt seit mehr als zehn Jahren die Biologin Barbara. Mit Urlaubern paddelt sie durch die weitverzweigten Wasserwege des Nationalparks, in dem 2400 verschiedene Bäume und Pflanzen wachsen. Fast lautlos nähert sich ihr Kanu dem Ufer, ohne die Tiere zu aufzuschrecken.

In der Baumkrone einer blühenden Wasserkastanie halten Klammeraffen Siesta, nachdem sie sich mit Blättern und Früchten satt gefressen haben. Im Schilf duckt sich ein Blaureiher, Eisvögel schießen senkrecht ins Wasser, um Fische aufzuspießen. Hundert kleine Schildkröten hocken auf schwimmenden Baumstämmen, poppig bunte Giftfrösche hüpfen von Blatt zu Blatt. Ein Basilisk, der aussieht wie ein kleiner Drache, rennt auf breiten Hinterbeinen geschickt über die Wasseroberfläche.

Der Urwald steckt gleichermaßen voller Schönheit und voller Grauen. Die Biologin deutet auf grellbunte Radnetzspinnen. Für das Männchen bedeutet die Paarung das Todesurteil, das Weibchen frisst ihren Partner nach dem Akt auf.

Neben der von Palmen gesäumten Küste und den faszinierenden Urwäldern zählen die aktiven Vulkane zu den Attraktionen Costa Ricas. Besonders beliebt ist der markante Arenal am Rand des gleichnamigen Sees.

Immer wieder faucht der Vulkan wie eine Lokomotive und spuckt tonnenschwere Gesteinsbrocken mehrere Hundert Meter in die Höhe. Nachts lässt sich vom Ostufer des Sees beobachten, wie glühende Lava die kahlen Abhänge hinabfließt.

Viel besucht sind auch die angrenzenden Reservate von Monteverde und Santa Elena. Diese von Flechten und Lianen überwachsenen, märchenhaften Regenwälder hängen zumeist in den Wolken.

Relativ wenig bekannt sind dagegen die Schutzgebiete im Norden des Landes wie der Nationalpark Santa Rosa mit seinen Trockenwäldern und einsamen Stränden oder das Gebiet um den Rincón de la Vieja.

Am Fuß des 1800 Meter hohen, aktiven Vulkans liegen blubbernde Schlammtümpel, die mit Dampf aus dem Erdinneren gespeist werden. Flüsse haben tiefe Schluchten in das Bergmassiv gegraben. Wasserfälle ergießen sich 30 Meter senkrecht in natürliche Schwimmbecken. Über dem smaragdgrünen Wasser tanzen handgroße, blau schillernde Morphofalter, und am Ufer raschelt ein Gürteltier im Unterholz. Ein Platz, der dem Paradies sehr nah kommt.

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