Carnaby Street: Die hippe Kultmeile wird 50

Hier ging Tom Jones mit einem Leoparden an der Leine spazieren.

Düsseldorf. Die Miniröcke von Mary Quant - das war 1966. Und Peggy March trällerte 1969: "Was so alles geschieht in der Carnaby Street". Philip Townsend war der Lieblings-Fotograf der Beatles und bummelt noch heute gern über die legendäre Carnaby Street.

Dafür gibt es in diesem Jahr einen besonderen Anlass: Die Kultstraße wird 50. Man hatte sie gar nicht mehr auf dem Zettel. Zu Unrecht: Denn die Carnaby Street im Zentrum Londons ist, ganz still und heimlich nach einer Flaute in den 80er und 90er Jahren, wieder zu einer der beliebtesten und individuellsten Einkaufsstraßen geworden. Sie liegt direkt neben dem Oxford Circus.

Hier hat der Topshop, durch das Model Kate Moss bekannt gewordener Kultladen, seine größte Filiale. Noch origineller und stilvoller das berühmte Traditionskaufhaus Liberty - mehr als 100 Jahre alt in einem alten Tudor-Fachwerkgebäude an der Great Marlborough Street. Bei Liberty gibt es von Knöpfen über Spitze, bis zu englischem Teegebäck, My-fair-Lady-Blumen und Designer-Stiefeln alles. Die alten Mahagonny-Treppen knarren unter den Füßen, wenn man in dem Edel-Kaufhaus unterwegs ist.

Die geblümten, taillierten Hemden und spitzen Schuhe der Typen, die sich Mods nannten. Die Rüschenblusen, die Ray Davies von den Kinks liebte, deren Welthit "A Dedicated Follower of Fashion" übrigens auf der Carnaby Street entstand: Kaum zu glauben, dass die Anfänge auf der Carnaby Street schon ein halbes Jahrhundert her sind.

Zur Feier des Tages präsentiert sich die alte Dame an Weihnachten im Zukunftslook mit vielen Sonderangeboten: Angestrahlte Weltkugeln und Santa Claus fliegen durch die Nacht, eine besonders schöne Dekoration in diesem Jahr.

Der Beatles-Fotograf Townsend ist inzwischen 70, doch wie alles begann, weiß er noch genau: "Es war das Nachkriegsjahrzehnt in London. Wir alle warteten darauf, dass etwas passierte." 1960 machten die ersten Läden auf. Dann ging alles ganz schnell: "Jede Woche riefen Zeitungen aus ganz Europa und Amerika an und wollten, dass ich Swinging London fotografiere", erzählt Townsend. "Und das gab’s eben nur auf der Carnaby Street."

Der Hit bei deutschen Besuchern damals wie heute: Jacketts mit dem Muster des Union Jack, die bei "Sherry’s" verkauft werden. Genau genommen besteht das Carnaby Viertel inzwischen aus einer Fußgängerzone mit zwölf Straßenzügen und 185Shops, Bars, Cafés und Restaurants auf knapp einem halben Quadratkilometer. Es ist die Schnittstelle zwischen dem Theaterviertel Soho und dem feinen Mayfair.

Rund 60 Prozent der Carnaby-Geschäfte sind unabhängige kleine Läden. Mit gezielter Förderung der Stadt für junge Talente ist der Bezirk wieder hip geworden. Dazu gehört etwa Fiona Deffenbaugh (28), Schmuckdesignerin aus Glasgow. In ihrem Retro-Laden "Black Pearl" verkauft sie Ohrringe mit Kirschen aus Glas. "Ich bin zufrieden hier", sagt sie. Sie zahlt für ihren Laden in bester Lage der englischen Hauptstadt 1200 Pfund Miete (etwa 1500 Euro) - für London ein Schnäppchen.

"Als es los ging auf der Carnaby Street", erinnert sich Philip Townsend, "ging hier Tom Jones mit einem Leoparden an der Leine spazieren" - das war wohl der erste PR-Gag der Pop-Geschichte.

Die Carnaby hat viele verrückte Premieren erlebt. Jimi Hendrix erstand seine berühmte, doppelreihige Uniform-Jacke 1967 im Kriegs-Trödelshop mit dem kuriosen Namen "I was Lord Kitchener’s Valet". Den Bands folgten die Mädels. Im "Bag of Nails"-Club lernte Paul McCartney seine erste Frau Linda kennen.

Im "Powder Room" kann man sich heute für 15 Pfund Nägel und Make-up nachbessern lassen. Tolle Idee, denn die Londoner gehen oft vom Büro gleich ins Theater oder ins Restaurant, und der Weg nach Hause ist of zu weit zum Frischmachen. Im "White Horse Pub" trinken alle ihr Feierabend-Bier, zum Dinner geht’s in die trendige Tapas-Bar. Einfach hip!

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