Bierwanderungen: Ob hell, ob dunkel - Prost!

Drei Wege zum erfrischenden Getränk in Franken, Sachsen und im Allgäu.

Eisenberg. Von wegen „Berge von unten, Kirchen von außen“: Der biersinnige Wanderer freut sich an den Menschen und an der Natur. Und wenn ihm der liebe Gott neben Schloss, Museum und Kirche auch noch ein Brauhaus hingestellt hat, genießt er durchaus das „Wirtshaus von innen“.

Wie Victor von Scheffel „bin ich emporgestiegen“, und sehe nun, wie im Gedicht, die Lande um den Main „zu meinen Füßen liegen“. Ein Windchen weht über die schroffen Felsen des Staffelbergs über Bad Staffelstein, aromatisch duftet der Thymian.

An der Kapelle hinter der Wiese mit blitzblauem Ehrenpreis zapft der Klausenwirt St.-Georgen-Bier aus Buttenheim. Ein Edelstoff ist das, wie die Jeans des Buttenheimers Strauss, der 1848 den kalifornischen Goldgräbern die ersten Levi’s schneiderte.

Hinüber nach Vierzehnheiligen geht’s nun schon beschwingter. 1445 war einem Schäfer das Jesuskind im Kreise der 14 Nothelfer erschienen. Seither floriert die Wallfahrt. Das Rokoko-Juwel verzaubert mit einem lichten Wirbel goldener Rocaillen. Die 14 Märtyrer am Altar helfen gegen Pest und Hagel, schützen Ärzte, Flößer und Epileptiker. Der geköpfte Dionysius mit dem Haupt unterm Arm vertreibt — was sonst? — das Kopfweh.

Gegen Durst aber hilft allein das nachtdunkle „Nothelfer Export“ — nebenan im Garten der Brauerei Trunk. Länge der Tour: zwölf Kilometer, Höhendifferenz: 265 Meter, Dauer: drei Stunden, Schwierigkeit: leicht.

Kirche und Bier passen zusammen. Beide aktivieren Kopf und Bauch. Aber Milch und Bier? Die kombiniert die Allgäuer „Bier- und Käse-Wanderung“. Start ist der Kössel-Bräu bei Eisenberg nordwestlich von Füssen direkt neben der Wallfahrtskirche Mariahilf. Ziel ist die Sennerei Lehern mit Käsespatzen und Fondue, nach nicht mal einer Stunde Fußmarsch. Anspruchsvoller ist der Aufstieg zu den Burgen Eisenberg und Hohenfreyberg.

Von den Ruinen blickt man in König Ludwigs alpine Zauberwelt — auf Neuschwanstein, Hohenschwangau und den Falkenstein, der sein verrücktestes Schloss tragen sollte. Doch der Märchenkönig ertrank im See. Der Abstieg führt direkt zu den kupfernen Sudkesseln mit dem samtweichen Mariahilfer Märzen. Würstel und Braten fasst man am Tresen.

Das nahe „Bierdorf“ Nesselwang vertritt allein noch der Post-Bräu. Toughe Typen erstürmen die Alpspitze, sausen mit dem Sommerrodel zu Tal und spülen eine Haxe mit „60 Minuten Freibier“ weg. Der Rekord steht bei sechs Halben. Länge der Burgentour: 7,5 Kilometer, Höhendifferenz: 250 Meter, Dauer: zweieinhalb Stunden, Schwierigkeit: leicht.

Die Laboranten hatten den Stoff geprüft und bekannten: „Wir haben mehr gesoffen als analysiert.“ Ist ja auch ein Traum, wie das Harz der Hopfendolden aus dem tönernen Humpen duftet. Dann greift der Braumeister auch noch zum Dudelsack und spielt das Hohelied vom Bier.

Nicht anders muss es gewesen sein, als im Jahr 1510 auf Weesenstein südlich von Dresden das erste Bier schäumte. Wie damals gibt es auch heute deftige Schweinskeulen, herzhafte Wurst und Ranken vom Schrotbrot. Köstlich.

Stolz thront Schloss Weesenstein über dem Müglitztal. Der Barockgarten unter dem Felssporn, den die Jahrhundertflut 2002 verwüstet hatte, prangt schöner als zuvor in blühender Geometrie. Ein Rundgang durch die adeligen Wohnräume mit ihren seltenen Tapeten lohnt schon deshalb, weil er unweigerlich unter der Hopfenlaube der Schlossbrauerei endet. Dort lässt man sich gern Zeit zur Annäherung.

Zum Beispiel vom historischen Städtchen Dohna an der sächsisch-böhmischen Poststraße über die Ploschwitzer Höhe. Länge der Tour: 8,5 Kilometer, Höhendifferenz: 270 Meter, Dauer: zweieinhalb Stunden, Schwierigkeit: leicht.

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