Besuch auf Robben Island: Nelson Mandela, Zelle 466/64

Ehemalige Häftlinge führen heute Besucher durch das Gefängnis auf Robben Island.

Kapstadt. Schon die Überfahrt mit dem Katamaran ist ein Erlebnis, spektakulär der Blick auf Kapstadt: In der Mitte thront der 1000 Meter hohe Tafelberg, links und rechts grüßen der Devil’s Peak und Lion’s Head und am Fuß der Berge brodelt die Millionenstadt, die sich an die Hänge schmiegt.

Nicht zu übersehen ist das zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 erbaute futuristische Stadion in Green Point mit seiner eindrucksvollen Silhouette. Ununterbrochen klicken Kameras, fast alle Passagiere versuchen, das tolle Panorama festzuhalten.

Rund 30 Minuten dauert die Fahrt hinüber nach Robben Island, Südafrikas berühmter Gefängnisinsel. Kaum jemand achtet auf die Stimme aus dem knarrenden Lautsprecher, die in englischer Sprache Wissenswertes über die Gefängnisinsel mitteilt.

„We serve with pride“ (Wir dienen mit Stolz), steht über dem Eingangstor zum Gefängnis.

Derrick Basson ist ein ehemaliger Häftling. Viele Jahre war er auf Robben Island inhaftiert, heute verdient er sein Geld damit, dass er Touristen durch sein früheres Gefängnis führt.

Während der Tour erklärt er den Besuchern, dass Robben Island schon im 16. Jahrhundert von den Holländern als Sträflingsinsel genutzt wurde. Später verbannte man Leprakranke auf die Insel, ein Friedhof erinnert an die Aussätzigen.

Von dort geht es zum Haus von Robert Sobukwe. Der Vorsitzende des Pan Africanist Congress saß als einziger politischer Häftling neun Jahre in Einzelhaft.

Nächste Station ist das Hochsicherheitsgefängnis. Hier waren die politischen Häftlinge der Anti-Apartheidbewegung zusammen mit Schwerverbrechern untergebracht. Prominentester Insasse war Nelson Mandela, der Führer des African National Congress (ANC) und später der erste Präsident des neuen demokratischen Südafrika.

27 Jahre seines Lebens verbrachte Mandela in einer winzigen Zelle. In seiner Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ beschreibt er seine Gefangenschaft eindrucksvoll, bewegend.

Die Bedingungen waren zumindest in den Anfangsjahren extrem hart: Die Häftlinge mussten im Steinbruch arbeiten, waren unzureichend gekleidet und schlecht ernährt. 1971 erreichten sie einige Verbesserungen, durften sogar studieren.

„Das hier ist die Zelle von Nelson Mandela“, erklärt Basson. Der sechs Quadratmeter große Kerker blieb unverändert: grauer Steinfußboden, eine Pritsche und ein Eimer, der als Toilette diente.

Im Jahr 1996 verließen die letzten Häftlinge die Insel. Die Besucher wollen von Basson wissen, ob er in der Haft geschlagen wurde. „Ja, wir wurden oft verprügelt“, sagt er beinahe emotionslos. „Hassen Sie Ihre Peiniger?“ — „Nein, heute empfinde ich keinen Hass mehr.“

Symbolträchtig für das neue Südafrika: Zwei Stunden vor Mitternacht des Jahreswechsels von 1999 zu 2000 übergab Mandela seinem Nachfolger Thabo Mbeki in seiner ehemaligen Zelle Nummer 466/64 eine brennende Kerze — als Symbol, dass die Flamme der Freiheit von niemandem ausgelöscht werden kann.

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