Auf den Spuren der Bisons durch den Schnee

Jackson Hole (dpa/tmn) - Im Winter kehrt im ältesten Nationalpark der Welt Ruhe ein - sogar im neuen Besucherzentrum am berühmten „Old Faithful“-Geysir. Dann sind die wenigen Touristen in der weißen Wildnis Amerikas fast allein mit den Königen der Steppe.

Schnaubend stapft der Bison-Bulle durch den Schnee auf uns zu. Gemächlich dreht der Koloss seinen wuchtigen Schädel und mustert uns. Halb zugeschneit wirkt das zottelige Tier beinahe anrührend friedfertig, aber auch bedrohlich. Zwischen uns und dem Büffel steht nur noch ein Snowmobile, mit dem wir mitten im Winter bei eisigen Temperaturen durch den Yellowstone-Nationalpark gefahren sind, um den König der nordamerikanischen Steppe zu suchen.

„Tatonka“ nennen ihn die Sioux-Indianer. Ohne den ersten Nationalpark der Welt gäbe es ihn längst nicht mehr. Der 1872 gegründete Yellowstone-Park rettete die Ende des 19. Jahrhunderts praktisch ausgerotteten Bisons. Legendäre Jäger wie „Buffalo Bill“ schossen im Wilden Westen innerhalb weniger Jahrzehnte Millionen von Bisons, um ihre wertvollen Felle zu verkaufen.

1902 wurden noch 23 Tiere in den USA gezählt. Erst als die US-Armee im „Fort Yellowstone“ den Schutz der Tiere übernahm, erholten sich die Bestände. 5000 leben heutzutage wieder im Yellowstone, 350 000 sind es in den USA. Bisons sind keine Seltenheit mehr in den amerikanischen Steppen, so schön beobachten wie im Yellowstone-Park kann man sie jedoch selten.

In den Wintermonaten verlieren sich die Besucher in der Landschaft. Ski-Langläufer und Schneeschuhwanderer streifen dann lautlos durch unberührte Wildnis. Nur die schrecklich knatternden Motorschlitten stören ab und an die Ruhe. Bei knackigem Frost und meterhohem Schnee sind die bis zu 93 Grad heißen Quellen von West Thumb und die emporschießenden Geysire umso eindrucksvoller. Der berühmteste ist „Old Faithful“. Alle 90 Minuten schießt der heiße Wasserstrahl in den Himmel. Rund um den bekannten Geysir gibt es Hotels und Restaurants sowie das neu eröffnete große Besucherzentrum mit Park-Museum. Im Winter ist dies das Zentrum von Yellowstone.

Knapp vier Stunden dauert die Fahrt in alten Bombardier-Kettenfahrzeugen vom Eingangstor des Parks an der Flagstaff Ranch in der Nähe des Skiortes Jackson Hole bis zum „Old Faithful“. Im Winter darf man nicht selbst durch den Park fahren. So ist man für An- und Abreise auf den altertümlichen Shuttle angewiesen. Das kostet zwei Tage. Bei einem Kurztripp mit zwei Übernachtungen im Park bleibt eigentlich nur ein Tag für die Safari per Snowmobile.

Frühmorgens gibt unser Guide Julia eine Einweisung für die Motorschlitten. In Thermo-Overalls und Fellstiefel eingepackt, fahren wir davon. Immer wieder kommen uns andere Gruppen entgegen. Bei dem Lärm ist es kein Wunder, dass man kaum ein Tier sieht. Die scheuen Elche haben sich in die Wälder verzogen, die hier wieder angesiedelten Wölfe lassen sich nicht blicken. Die Grizzlybären sind im Winterschlaf. Selbst die Otter scheinen am „Yellowstone Lake“ keine Lust auf ein Bad in den warmen Quellen zu haben.

Mittags kehren wir zu einem Picknick-Stopp und zum Aufwärmen in eine der Schutzhütten ein. Die Landschaft beeindruckt, obwohl 1988 mehr als ein Drittel des Parks niederbrannte. Bis heute sehen ganze Hügelketten mit verkohlten Baumstümpfen wie Schlachtfelder aus. Als wir wieder aufbrechen, gibt ein Ranger Julia noch einen Tipp, wo sich eine Herde Büffel aufhält. Und nach knapp 20 Minuten Fahrt treffen wir sie tatsächlich. Eine größere Gruppe steht rund 300 Meter entfernt auf einer Lichtung, rund 20 Tiere kommen uns auf der Straße entgegen. Wir reihen unsere Motorschlitten am Straßenrand auf und lassen die Tatonka-Parade an uns vorbeiziehen.

„Wenn man den Tieren zu sehr auf den Pelz rückt, verlieren sie ihre stoische Ruhe und dann rammen sie“, warnt Julia. Und so ein Bulle ist trotz seines wuchtigen Körpers bis zu 50 Stundenkilometer schnell.

Informationen:

Rocky Mountain International, Scheidswaldstraße 73, 60385 Frankfurt; Telefon: 069/25 53 82 30, Internet: www.rmi-realamerica.de.

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