Im Queen-Elizabeth-Park Artenreich: Schimpansen-Schlucht und Elefanten-Kino

Mweya (dpa/tmn) - Als zwei Schimpansen den Feldweg überqueren, freut sich der erfahrene Ranger wie ein kleines Kind. Robert Adaruku setzt das Fernglas ab und strahlt, als hätte er zum ersten Mal in seinem Leben einen Affen gesehen.

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„Heute ist ein wunderbarer Tag, wir haben großes Glück“, sagt er.

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Seit 15 Jahren arbeitet Adaruku im Queen-Elizabeth-Nationalpark im Südwesten Ugandas und weiß, dass die Schimpansen sich nur selten aus dem Regenwald in der Kyambura-Schlucht in die offene Savanne begeben. Doch die Feigenbäume sind zu verlockend. Zwischen den Ästen rasten die Tiere, weithin sichtbar, und genießen den Überfluss an Früchten.

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Es ist keineswegs gewiss, auf einer geführten Wanderung einen der derzeit 24 Schimpansen in der 100 Meter tiefen, dicht bewaldeten Schlucht zu sehen. „Morgens suchen sie Nahrung, rufen sich und streiten miteinander“, sagt Adaruku. Dann ist es leichter, die Menschenaffen aufzuspüren. Doch zu späterer Stunde hocken die Tiere träge im Busch oder in den Tropenbäumen, praktisch unsichtbar für die ungeschulten Augen der Touristen.

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Der Queen-Elizabeth-Nationalpark gibt sich Mühe, auch routinierte Afrika-Reisende mit Wildlife-Erfahrung zu überraschen. Das hat mit seiner Lage im Albert-Graben zu tun, dem westlichen Ausläufer des Ostafrikanischen Grabenbruchs, wo Regenwald, Papyrus-Sümpfe, Krater und Savanne aufeinandertreffen. Zwischen den Kontinentalplatten haben sich hier außerdem der Eduardsee und der Georgsee gebildet.

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Der Artenreichtum im Queen-Elizabeth-Park ist aufgrund der verschiedenen Ökosysteme so groß wie kaum sonst irgendwo im östlichen Afrika. Mehr als 610 Vogelarten gibt es im Park, darunter den Kronenkranich, der Wappenvogel Ugandas. Die meisten Besucher wollen die exotischen Landsäugetiere sehen. Sie werden nicht enttäuscht.

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Schimpansen lassen sich zwar auch in großer Zahl im benachbarten Kibale-Nationalpark beobachten, und Elefanten und Löwen gibt in vielen Reservaten Ostafrikas. Doch im Queen-Elizabeth-Nationalpark findet sich beides. Und die variantenreiche Landschaft bietet eine besonders abwechslungsreiche Kulisse für die Tiere.

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Ranger Adaruku, der ein friedvolles Lächeln im Gesicht und das Sturmgewehr AK 47 über der Schulter trägt, führt die Urlauber auf den Grund der Schimpansen-Schlucht. Aus einer Baumkrone schaut ein Stummelaffe schreckhaft nach unten.

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Die Schimpansen-Population in der Kyambura-Schlucht stammt ursprünglich aus einem ausgedehnten Waldgebiet südlich des Parks. Beide Habitate waren einst durch einen Korridor verbunden, der vor mehr als 30 Jahren unterbrochen wurde. Die Schimpansen in der Schlucht lebten fortan isoliert.

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Der Bestand stabilisierte sich. „Wir haben zuletzt vier Exemplare verloren, wahrscheinlich im Kampf untereinander“, berichtet Adaruku. „Aber wir haben auch Babys.“ Der jüngste Schimpanse ist zwei Jahre alt. Allerdings bedroht Inzucht die Gruppe. Den alten Korridor wieder zu öffnen, wäre jedoch kompliziert. Mehrere Dörfer liegen dazwischen.

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Schimpansen bekommen die Besucher der Kyambura-Schlucht an diesem Nachmittag nicht mehr zu sehen. Dafür kommt es zur unerwarteten Begegnung mit einem Elefanten, den auch der Ranger erst recht spät im Unterholz bemerkt. Der Bulle klappt die Ohren nach vorne. Schlechtes Zeichen. „Er hat das Gefühl, er wird angegriffen“, flüstert Adaruku und mahnt zum raschen Rückzug.

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Deutlich stressfreier ist die Begegnung mit Elefanten auf dem Kazinga-Kanal, der wohl beliebtesten Attraktion des Nationalparks. Auf einer Bootsfahrt über die natürliche Wasserstraße zwischen Eduard- und Georgsee sind die Tierbeobachtungen ebenso zahlreich wie bequem. Die Fähren legen gleich unterhalb der „Mweya Safari Lodge“ ab. Von deren Terrasse aus lassen sich bereits Elefanten, Afrikanische Büffel und Hippos in der Ferne des anderen Flussufers beobachten.

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Die Bootsausflüge bewältigen längst nicht die gesamten 40 Kilometer des Kanals, genug zu sehen gibt es trotzdem. An der Mündung in den Eduardsee haben sich Scharen von Wasservögeln versammelt, Pelikane, Kormorane, Goliath- und Schwarzhalsreiher. Der einzigartige Schuhschnabel ist leider sehr selten. Auf dem See wippt ein einzelnes Fischerboot vor einem Wolkenturm, der sich düster über dem anderen Ufer jenseits der Landesgrenze erhebt, als wollte er mahnend darauf hinweisen: Dies hier ist schon der Ostkongo.

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Die Konfliktregion im Nachbarland, für die es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gibt, könnte sich abends in der komfortablen Lodge auf der Mweya-Halbinsel nicht ferner anfühlen. Auf schweren Holzmöbeln genießt der Tourist hier seinen Sundowner, stets umsorgt von aufmerksamen Mitarbeitern. Nach dem Abendessen werden zur Unterhaltung der Gäste folkloristische Tänze aufgeführt. Später stapft direkt vor der Tür zum Doppelzimmer ab 350 Dollar pro Nacht ein Flusspferd durch die Nacht. Safari-Afrika als Urlaubstraum für Besserverdiener und Klischee zugleich.

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Eine ungewöhnliche Attraktion des Nationalparks sind die Löwen von Ishasha im südlichen Teil des Schutzgebietes, die auf Bäume steigen. Die Region liegt abseits der Hauptrouten und wird daher seltener besucht. Doch an diesem Morgen ist das ohnehin nicht nötig: In der Kasenyi-Ebene hat sich eine Löwin in drei Metern Höhe bequem im Schatten der Äste eingerichtet. Noch ein unverhofftes Erlebnis. Robert Adaruku wäre jetzt sehr glücklich. Doch der sucht gerade wieder Schimpansen.

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