Alle Meere in einem Museum: Das Acquario di Genova

Genua (dpa/tmn) - Wer die Meeresbewohner dieser Welt sehen will, kann mit Taucherbrille und Flossen um den Globus jetten. Oder er schlendert durch das futuristische Aquarium Genuas. In 70 Becken sieht er dabei 600 Arten von Lebewesen - darunter auch Seltenheiten.

Die hellblaue, auf Betonpfeilern ruhende Containerbox enthält das Meer. Nein, sie enthält sogar alle Meere: von der Korallensee bis zur Antarktis, von Madagaskar bis zu den Molukken - und sogar für Mittelmeer und Amazonas war noch Platz im Acquario di Genova, einem futuristischen Bau, der zu den größten Aquarien Europas zählt. In Erinnerung an den berühmtesten Sohn der Stadt, Christoph Kolumbus, lädt es ein, jene Welt zu entdecken, die nebenan beginnt, unter den Wellen im alten Hafen Genuas.

Die nackten Zahlen beeindrucken, sind aber inzwischen Standard für ein Aquarium der ersten Liga: Das Acquario di Genova beherbergt in 70 Becken 600 Arten an Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln, Säugetieren und Wirbellosen - von den Seekühen und Delfinen über die Pinguine und Papageienfische bis zu jenen winzigen Polypen, aus denen die Ohrenquallen entstehen. Als pulsierende Unterwasserraumschiffe zeigen sie am eindrucksvollsten die Fremdartigkeit der Meereswelt.

Im größten Becken, einem 1,2 Millionen-Liter-Tank, ziehen die Haie ihre Kreise: harmlose, aber böse aussehende Sandtigerhaie, Sägehaie und Sandbankhaie, die sogar im Mittelmeer heimisch sind. Die schnittigen Knorpelfische sind hier die Sympathieträger für eine Wirbeltierklasse, die inzwischen von der weltweiten Haiflossen-Industrie an den Rand der Ausrottung gebracht wurde, wie eine Tafel neben dem Becken informiert.

Einen eher trostlosen Eindruck vermitteln die Delfine in ihrem kahlen Becken. Aber ohne die vermeintlich dauerlächelnden Tümmler scheint eine Einrichtung, die auf Familien als Kunden zielt, nicht auskommen zu können. Pepe und Husar leiden dagegen offensichtlich nicht unter Bewegungsmangel: Die beiden Seekühe, die aus dem Nürnberger Zoo an die ligurische Küste gekommen sind, hängen ab: Mit ihren runden Schwanzflossen stützen sie sich auf den Beckenboden, den Rest erledigt die Speckschicht ihres wurstigen Körpers, die für ausreichend Auftrieb sorgt.

Eine Attraktion für Kenner - sozusagen die Blaue Mauritius in der zoologischen Sammlung des Aquariums - sind die fast farblosen Eisfische aus der Antarktis. Sie sind die einzigen Wirbeltiere mit biologischem Frostschutz und ohne roten Blutfarbstoff. Bei Körpertemperaturen unter Null fühlen sie sich hinter besonders dicken Scheiben wohl. In den Becken daneben lebende Beweise, dass es unter dem Packeis im Südpolarmeer bunter zugeht als vermutet: antarktische Seesterne und Seeanemonen in kräftigem Rot.

Wohlige Wärme umhüllt Besucher im Regenwald der Biosfera. Das kugelförmige Gewächshaus steht neben dem Aquarium im Hafenbecken. Kolibris umschwirren im grünen Dämmerlicht die Blätter der Palmen und baumhohen Farne. Durch die Scheiben sind Jachten zu sehen. Irgendwo dort draußen legen auch die Boote ab, die Passagiere zu den Meerestieren bringen, die selbst für das Aquarium hier zu groß sind: die Finn- und Pottwale im Walschutzgebiet vor der ligurischem Küste.

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