60 Jahre „Wunder von Bern“: Auf den Spuren von Fußball-Legenden

Spiez (dpa/tmn) - In den Alpen wurde geboren, was dem deutschen Fußball heute noch gut tut: der „Geist von Spiez“. 60 Jahre nach dem legendären WM-Sieg von Sepp Herbergers Elf wandeln Touristen auf den Spuren der Kicker-Helden.

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Das Dinner war großartig, genau wie der Anlass. Angestoßen wurde mit Champagner. Nach Rinderkraftbrühe mit Blätterteigstange gab es Forellenfilet an brauner Butter, als Hauptgang Rindsentrecôte und zum Dessert Vacherin-Eis. So feierte Deutschlands Nationalmannschaft im Hotel Belvédère in Spiez am Thunersee ihren Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954.

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60 Jahre nach dem sensationellen 3:2 der Außenseiter über die hochfavorisierten Ungarn im Berner Wankdorfstadion hat die Küche im einstigen Mannschaftshotel der Truppe von Nationaltrainer Sepp Herberger das „Weltmeistermenü“ wieder im Angebot. Speziell für Reisegruppen zum Preis von 85 Franken (70 Euro) pro Person - Getränke exklusive.

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5 Franken - und damit weniger als eine Bratwurst in Schweizer Fußballstadien - kostet im Belvédère der Eintritt zu einer kleinen Welt der Kicker-Nostalgie: Die Jubiläumsausstellung zum „Wunder von Bern“ (26. April bis 30. September) lässt mit vielen Originalstücken die WM-Tage samt nervenzerreißendem Finale aufleben. Eine Bilderschau zeigt „90 legendäre Minuten von Bern“ - ein Foto pro Spielminute.

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Da hat man automatisch Herbert Zimmermann mit der wohl berühmtesten Sportübertragung des deutschen Rundfunks im Ohr: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen - Rahn schießt - Tooooor! Tooooor Tooooor!“

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Angesichts des danach einsetzenden Freudentaumels erscheint es im Rückblick weitsichtig, dass die Direktion des Belvédère dessen damalige Stammkunden über die Einquartierung des deutschen Teams informiert hatte. Sie suchten sich rechtzeitig andere Unterkünfte - die meisten waren Holländer. So konnten damals „kriegsbedingte Konflikte vermieden werden“, heißt es im Informationsmaterial der regionalen Tourismusorganisation für Reisende, die sich auf die Spuren der deutschen Kicker-Helden begeben möchten.

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Eine urbane Alternative ist das nur 40 Kilometer entfernte Bern mit seiner herrlichen Altstadt. Dort gehört wiederum für Fußballbegeisterte ein Besuch am Ort des WM-Finales dazu. Wenngleich im 2006 eröffneten Stade de Suisse kaum noch etwas an das alte Wankdorfstadion erinnert - abgesehen von der sorgsam restaurierten Matchuhr der WM.

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Ein Muss für Fans - und kostenlos - ist eine Wanderung am Spiezer Uferweg entlang des Thunersees. Zusammen mit dem Mannschaftshotel gilt er als Wiege des legendären „Geistes von Spiez“, jener Mischung aus Wohlfühlen, Harmonie, Kameradschaft und Siegeswillen, die maßgeblich zum Erfolg der „Herberger-Elf“ beigetragen haben soll.

Kein Wunder, dass auch spätere Nationaltrainer bei der Auswahl von WM-Quartieren stets den Wohlfühlfaktor im Auge behielten. „Eine reine Legende ist allerdings, dass zum Geist von Spiez der Ausschluss von Ehefrauen oder Freundinnen gehörte“, berichtet Johann Schlüper, Fußball-Historiker und Kurator der Jubiläumsausstellung. „Nach Spiez durften sie zwar nicht, aber sie hatten sich auf der anderen Seite des Sees einquartiert. Da fuhr abends so manches Boot rüber.“ Herberger habe getan, als wisse er davon nichts.

Am idyllisch-stillen Uferweg soll der Nationaltrainer, der sämtliche Hotelangebote in städtischer Umgebung als zu laut und hektisch zurückgewiesen hatte, seine Taktik für die jeweiligen WM-Spiele überdacht haben. Zudem bot die Route Gelegenheit für Einzelgespräche mit Spielern wie Fritz Walter oder Helmut Rahn.

Allen Dreien begegnet man auf dem Wanderweg von Spiez nach Faulensee, von wo aus man per Dampfer zurückfahren kann, als fröhlichen Holzskulpturen. Bänke laden an der Strecke zum Verweilen ein. Sie sind mit Sinnsprüchen verziert. Natürlich ist auch der wohl berühmteste von Herberger dabei: „Der Ball ist rund! Ein Spiel dauert 90 Minuten und nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“

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