Inselbesuch im Nordpazifik Nieselregen und Vulkane: Kreuzfahrt-Stopp auf den Aleuten

Unalaska (dpa/tmn) — Wer einen der entlegensten Orte der Welt besichtigen will, sollte keine Angst vor schlechtem Wetter haben. In Unalaska auf den Aleuten im Nordpazifik, mehr als 1000 Kilometer von der nächsten größeren Ansiedlung Anchorage entfernt, regnet es praktisch jeden Tag.

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Wenn es mal nicht regnet, ist es nebelig. Oder ein Vulkan bricht aus. Das launische Wetter ist allerdings nicht der Grund, um sich auf die lange Reise an den Südrand der Beringsee zu machen. Vielmehr lockt die beeindruckende Natur, deren grünbraune Farben an das schottische Hochland erinnern. Und die Einsamkeit und das Gefühl, weit weg von jeder Form hektischer Zivilisation zu sein.

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Die zum US-Bundesstaat Alaska gehörende Inselkette schwingt sich in einem weiten Bogen durch den Nordpazifik fast bis zum russischen Kamtschatka. Von Mai bis September tuckert die staatliche Fähre MV „Tustumena“ zwei- bis dreimal im Monat vom Festland zur Endstation Dutch Harbor, dem Hafen von Unalaska. Vier Tage braucht das Schiff für die Fahrt - Anlanden am Zielort nicht garantiert.

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Umso glücklicher kann sich schätzen, wem mit dem Kreuzfahrtschiff „Silver Shadow“ auf der Strecke von Vancouver nach Tokio der Zwischenstopp auf Unalaska gelingt. Um 7.00 Uhr begrüßt die Gäste sozusagen bestes Wetter: Es nieselt nur ein bisschen. Kaum eine halbe Stunde später bricht sogar die Sonne durch die Wolkendecke und zaubert Regenbögen über Insel, Häuser und Berge. Über allem thront der gewaltige Buckel des 2036 Meter hohen Makushin, einer von mehreren Dutzend aktiven Vulkanen auf den Aleuten.

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„Ein großartiger Tag“, sagt die junge Kassenwärterin im kleinen Aleuten-Museum, das die mehr als 9000 Jahre alte Siedlungsgeschichte im Zeitraffer erzählt. Die ersten Einwohner nannten die Insel Agunalaksh, „nahe der Halbinsel“, womit das Festland gemeint ist. Doch genug Geschichte, die Regenpause eignet sich für einen Ausflug über die Insel.

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Ein Taxi schleicht in aller Gemütsruhe über die asphaltierte Airport Beach Road. Am Steuer sitzt No, eine junge Thailänderin. Ihre Herkunft wirkt kurios, doch die Geschichte ist einfach: In ihrer Heimat hat sie einen Mann aus Unalaska kennengelernt. Sie heiratete ihn, zog vom warmen Südostasien in den kalten Nordpazifik, ließ sich wieder scheiden - und ist geblieben. „Weil es mir gefällt und ich als Taxifahrerin hier gutes Geld verdiene“, sagt No.

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In der Beringsee liegen einige der reichsten Fischgründe der Welt. Das beschert den Einheimischen ein gutes Einkommen. Sie arbeiten in den Fischfabriken, führen den Lebensmittelladen oder eine Kneipe.

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Man muss aber nicht fischen. Das Fremdenverkehrsamt von Unalaska empfiehlt auf einer Liste von „Dingen, die man tun kann“ als Nummer eins das Blumenpflücken! Das wirkt rührend in dieser rauen Gegend, umgeben von eisigen Meeren und rauchenden Vulkanen. Man findet auf den Berghängen in der Tat Schwertlilien, Lupinen und Weidenröschen.

Eine weitere Empfehlung der Liste ist die russisch-orthodoxe Kirche von 1825. Per Taxi sind vom Museum zehn Minuten dorthin. Das Gotteshaus ist ein kleines, weißes Holzgebäude mit zwei grünen Zwiebeltürmen und liegt idyllisch an der Iliuliuk-Bucht. Vom mit hohem Gras bewachsenen Kirchgarten aus kann man einen Seelöwen im Wasser nach Fischen tauchen sehen.

Nur eine Viertelstunde von der Kirche entfernt befindet sich eine Stätte zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg. Neben Pearl Harbor ist Unalaska das einzige Staatsgebiet der USA, das von den Japanern bombardiert wurde — am 3. und 4. Juni 1942. Man blickt auf die Bucht und fragt sich, was die Japaner hier bloß wollten? Ein Regenbogen erscheint. Dann fängt es wieder an zu nieseln.

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