Deutsche bleiben Reiseweltmeister

Stuttgart (dpa) - Auch wenn es zu Hause am schönsten ist - die Deutschen bleiben Reiseweltmeister. Über 60 Milliarden Euro gaben sie laut einer Studie 2011 für Reisen ins Ausland aus. Doch der Thron wackelt.

Die Deutschen bleiben Reiseweltmeister - doch die Chinesen sind ihnen dicht auf den Fersen. Im vergangenen Jahr gaben die Bundesbürger laut einer Commerzbank-Studie mit 60,7 Milliarden Euro weltweit wieder am meisten für Auslandsreisen aus. Das sind drei Prozent mehr als 2010, und auch im kommenden Jahr wird eine weitere Steigerung um zwei Prozent erwartet, wie Commerzbank-Volkswirtin Jutta Kayser-Tilosen am Dienstag (17. Januar) auf der Urlaubsmesse CMT (14. bis 22. Januar) in Stuttgart sagte.

Zwar könnte dann mit knapp 62 Milliarden Euro ein neuer Rekord erreicht werden, aber: „Vor dem Hintergrund der weiterhin stark wachsenden chinesischen Wirtschaft ist zu erwarten, dass der Titel des "Reiseweltmeisters" demnächst an China gehen wird“, sagte Kayser-Tilosen. Bereits in zwei Jahren könnte es soweit sein.

„Die Schuldenprobleme im Euro-Raum haben die Deutschen bisher nicht vom Reisen abgehalten“, sagte Kayser-Tilosen. Die wachsende Beschäftigung und höhere Löhne hätten zur Reiselust beigetragen. Insgesamt wuchsen die privaten Reiseausgaben im Ausland um 1,4 Prozent. Die Ausgaben von Geschäftsleuten legten sogar um 12 Prozent auf rund neun Milliarden Euro zu. Hatten die Unternehmen während der Wirtschaftskrise 2008/2009 ihr Budget für Auslandsreisen gekappt, waren sie in den vergangenen zwei Jahren wieder spendabler.

Reisende aus dem Ausland gaben 2011 in Deutschland mit 27,4 Milliarden Euro 5,4 Prozent mehr aus. Ein Großteil von ihnen kam aus den Nachbarländern. Auch wenn es dort konjunkturell bergab gehe, sollen 2012 die Ausgaben den Wert von 28 Milliarden Euro überschreiten, prognostizierte Kayser-Tilosen. Deutschland liegt bei den beliebtesten Reiseländern auf Platz 8 - hinter Großbritannien und vor Malaysia. Spitzenreiter ist Frankreich.

2012 wird das Reiseverhalten der Deutschen nach Einschätzung der Expertin von den Diskussionen über die Staatsschuldenkrise geprägt sein sowie von den Sorgen vor neuen Belastungen für die Steuerzahler und einer langfristig höheren Inflation. Als Folge würden sie teurere Reisen meiden, später buchen oder kürzer urlauben. Mit zwei Prozent würden die Reiseausgaben deshalb langsamer steigen. Auch Ziele im Inland könnten noch stärker in den Fokus rücken.

Schon jetzt ist Deutschland der Studie zufolge das beliebteste Reiseziel der Deutschen. 119 Millionen Bundesbürger verreisten 2011 innerhalb des Landes, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die favorisierten Reiseziele im Ausland sind Spanien und Österreich. Die Schweiz bleibe aufgrund des teuren Frankens auf der Strecke. Die Zahl deutscher Gäste fiel in der Sommersaison um 11 Prozent. „Ich vermute auch, die dass die deutschen Reisenden Ägypten als Reiseziel noch eine ganze Weile meiden werden“, sagte Kayser-Tilosen.

Service:

Die Messe ist vom 14. bis 22. Januar täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tageskarten kosten 12 Euro, ermäßigt 9 Euro.

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