Auf Kufen sitzend ins Tal: Rodelbahnen erleben einen Boom

Berlin (dpa/tmn) - Rodeln ist wieder in. Doch einfach nur auf den Berg stapfen und runterfahren, ist schon lange zu öde. Viele Wintersportgebiete bieten daher Rodelbahnen mit Lift und Gastronomie. Doch nicht überall ist das Schlittenfahren komfortabel - und gefahrenfrei.

Früher war alles ganz einfach. Und anstrengend: Schlitten den Hang hochziehen, draufsetzen, runterfahren. Heute nehmen immer öfter Lifte den Aufstieg ab, bergab geht es über speziell präparierte Rodelbahnen, Hütten laden zwischendurch zum Einkehren. Nicht zuletzt deshalb erlebt Rodeln eine Renaissance. Bei vielen Rodelbahnen in Deutschland lässt jedoch die Sicherheit zu wünschen übrig, wie ein Test des ADAC ergab. Was Winterurlauber zum Thema Rodeln wissen müssen - hier in den Fragen und Antworten:

Wie viele Rodelbahnen gibt es in den Alpen?

Rund 150 Rodelbahnen mit Aufstiegshilfe gibt es in den Alpen, schätzt Thomas Biersack, Projektleiter beim ADAC im Testzentrum Mobilität. Dazu kämen rund 300 weitere, bei denen die Urlauber zu Fuß auf den Berg steigen müssen. Die Zahl der Bahnen hat nach Biersacks Einschätzung in den vergangenen Jahren nicht besonders stark zugenommen - wohl aber ist die Wahrnehmung größer geworden. „Viele Regionen schauen, was es neben dem Skifahren noch an Angeboten gibt.“

Warum liegt Rodeln im Trend?

Christoph Ebert, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Sport Gesundheit Technologie in Garmisch-Partenkirchen, sieht neben der verstärkten Werbung vor allem zwei Gründe für den Rodelboom: „Vielen Wintersportlern ist der Aufwand, das ganze Skimaterial mitzunehmen, zu groß - zumal die Aufenthaltsdauer am Urlaubsort immer kürzer wird“, erklärt der Experte. Zudem brauche es anders als beim Skifahren zum Rodeln kaum Vorkenntnisse.

Was macht eine gute Rodelbahn aus?

Zwei Aspekte standen beim ADAC-Test im Mittelpunkt: Sicherheit und Service. Fragen waren zum Beispiel: Wie gut ist die Infrastruktur? Hat der Betreiber ein gutes Sicherheitskonzept? Sind enge Kurven gesichert? Wird vor Steilstücken gewarnt? Ist die Strecke so breit, dass gut überholt werden kann? Gibt es Ruhezonen? Ist die Strecke möglichst nur für Rodler und nicht für Fußgänger oder Skifahrer zugelassen? Gibt es genügend Parkplätze und Gastronomie? An diesen Punkten können sich laut Ebert auch Wintersportler orientieren. Ebert hat den Test zusammen mit dem ADAC entwickelt.

Wo lässt es sich am besten rodeln?

Am besten schnitt die Rodelbahn Hirscheckblitz in Ramsau in Bayern ab. Die Gefahrenstellen seien gut gesichert und mit Warnungen versehen, urteilten die Tester. Auch die Hocheckbahn im bayerischen Oberaudorf bekam „sehr gut“. Sie hatte 2011 noch ein „mangelhaft“ erhalten und verbesserte sich nun auf die Bestnote. Schlecht schnitt unter anderem die Naturrodelbahn Grünten in Kranzegg im Oberallgäu ab: Sie erhielt die Note „mangelhaft“. Ein Kritikpunkt: Die Bahn endet unvermittelt auf einer abschüssigen Straße. Auch die Anlage „Maria-Trost-Weg“ im bayerischen Nesselwang wies erhebliche Gefahren für Schlittenfahrer auf. Diese Bahn zählte bereits beim Test 2011 zu den Schlusslichtern.

Welche Ausrüstung ist auf einer Rodelbahn nötig?

Neben dem Schlitten brauchen Wintersportler keine speziellen Ausrüstungsgegenstände. Allerdings gibt es laut Ebert bei der Bekleidung einiges zu beachten: „Helm, Brille und Handschuhe sind Pflicht.“ Denn beim Rodeln befinde man sich relativ nahe am Boden und erreiche Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern. Daneben sei festes Schuhwerk wichtig. „Mit Sneakers kann ich einfach nicht bremsen“, warnt Ebert.

Was muss ich beim Schlitten beachten?

Das Gerät der Wahl sollte laut Ebert ein Holzschlitten mit zwei Kufen und Metallschienen sein. „Diese sind im Vergleich zu Reifen und Bobs wesentlich besser zu steuern.“ Gerade das sei auf einer Rodelbahn wichtig. Beim Ausleihen sollte man darauf achten, dass der Schlitten in einem guten Zustand ist.

Wer darf auf die Rodelstrecke?

Kinder unter sechs Jahren sollten grundsätzlich nicht alleine auf einem Schlitten fahren. Ab dem Schulalter ist das möglich - wenn die Kinder ausreichend Erfahrung haben. „Bevor sie zum ersten Mal alleine auf eine Rodelstrecke gehen, sollten sie besser mal auf einem kleineren Hügel üben“, rät Ebert.

Wie viel kostet die Schlittenpartie?

Billig ist der Rodelspaß nicht: Für eine Liftfahrt fallen laut ADAC Kosten zwischen 5 und 15 Euro an. Ein Leihrodel kostet zwischen 1 und 10 Euro.

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