Ander Länder - andere Sitten: Die Inder und ihre Hupe

Neu Delhi (dpa/tmn) - Schon in der Fahrschule lernen Inder, wie sie im Straßenverkehr überleben - mit der Hupe. Das Ergebnis ist ein Höllenlärm, gegen den keine Bürgerinitiative ankommt. Das Hupen gehört zu Indien dazu.

Da erblassen selbst die Italiener vor Neid: Die Inder veranstalten das größte Hupkonzert der Welt. Sie benutzen ihre Hupe als Blinker beim Verlassen der Parklücke, zur Begrüßung des Nachbarn, aus Frust vor der roten Ampel, und als Warnung an den Rikscha-Fahrer, wenn sie überholen wollen. Weil Indien eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt ist, entsteht daraus ein fast unerträglicher Dauerton.

Immer wieder versuchen Bürgerbewegungen, durch „Nicht hupen“-Schilder in den Millionenmetropolen den Lärm zu stoppen - bislang erfolglos. Das Signalhorn bleibt die Allzweckwaffe, die jeder vom einfachen Tuk-Tuk-Fahrer bis hin zum Chauffeur der Superreichen benutzt. Wenn der Vordermann in der dritten Reihe parkt, wird genauso gehupt wie im Stau und sogar für den Vogel auf der Straße - schließlich könnte man als Tier wiedergeboren werden.

Die meisten Fahrer glauben daran, dass das Signal sie vor Unfällen mit Ochsenkarren, Fußgängern und Ziegen bewahrt. Selbst in Fahrschulen wird Hupen als eine Form der Selbstschutzes gelehrt. Im Land gibt es deswegen spezielle Maler, die ihr ganzes Berufsleben lang reich verzierte Buchstaben auf die bunten Lastwagen im Land schreiben. Dort steht dann: „Bitte hupen“.

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