Wie finde ich die beste Klinik?

Im Internet erfahren Patienten wichtige Details über Angebot und Qualität von Krankenhäusern.

Düsseldorf. Helga Salomon hatte viel Zeit zum Überlegen. Seit Jahren weiß die 68-jährige Mönchengladbacherin, dass sie eine neue Hüfte braucht. Immer wieder geht sie zu Informationsveranstaltungen. "Doch je mehr ich lernte, desto größer wurde meine Angst, die falsche Entscheidung zu treffen." Welches Krankenhaus macht die besten Hüftoperationen? Wo haben die Ärzte die meiste Erfahrung für ihren speziellen Fall?

Fast alle Patienten wünschen sich klare Informationen, welche Klinik für sie die beste ist. Wie oft wird dort am Herzen, an der Hüfte oder am Knie operiert? Wie hoch ist die Komplikationsrate? Wie zufrieden sind die Patienten? Früher waren solche Informationen ein regelrechtes Staatsgeheimnis. Heute haben die Patienten schon bessere Karten. Aber sie müssen wissen, wo sie suchen.

Denn die so genannten Qualitätsberichte, die Krankenhäuser seit 2003 alle zwei Jahre veröffentlichen müssen, waren zunächst vor allem für medizinische Laien schwer verständlich - auch wenn es ausdrücklich Ziel der Gesetzesvorgabe war, Versicherte, Patienten und einweisende Ärzte besser zu informieren.

Doch Verbraucherschützer beobachten eine positive Entwicklung. Vor allem die Klinikführer sind patientenfreundlicher geworden. Wer sich durch solch ein Angebot im Internet klickt, muss nicht mehr mühsam einzelne Qualitätsberichte verschiedener Krankenhäuser vergleichen. Denn deren Daten fließen in die Klinikführer ein - es steht also heute dort viel mehr drin als Bettenzahl, Besuchszeiten, Telefonkosten, Caféteria-Angebot oder Internetanschluss.

Klinikführer gibt es viele. Der "Klinik-Lotse" der Angestellten-Krankenkassen und Arbeiter-Ersatzkassen war im November 2007 Testsieger bei der Stiftung Warentest, gefolgt vom "TK-Klinikführer" der Technikerkrankenkasse. Ein Pionier war die private Klinikgruppe Helios. Bereits seit 1999 sind in der "Helios Klinik-Suche" die Daten der 61 Helios-Krankenhäuser abrufbar.

Doch für Verbraucherschützer zählt die Unabhängigkeit des Anbieters. Das sei zum Beispiel beim "Klinik-Führer Rhein-Ruhr" gegeben, sagt Kai Vogel, Gesundheitsexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Der "Initiativkreis Ruhrgebiet" macht dort seit 2004 Leistungen und Angebote von mittlerweile 75 Krankenhäusern der Region abrufbar.

Ebenfalls hervorzuheben ist laut Vogel der "Klinikführer Rheinland", getragen vom Krankenhauszweckverband Köln, Bonn und Region. 160 Krankenhäuser unter anderem in Köln, Bonn, Aachen, Dormagen, Duisburg, Kempen, Krefeld und Düsseldorf sind dort vertreten.

Hohe Qualität hat der Klinikführer "Weisse Liste" der Bertelsmann Stiftung. Seit drei Monaten ist das Internet-Angebot auf dem Markt und kann laut Projektleiter Sebastian Schmidt-Kaehler schon mit 10000 Nutzern pro Tag aufwarten.

"Als Patient sollte man sich aber nicht allein auf einen Klinikführer verlassen", rät Verbraucherschützer Kai Vogel. "Viele Informationen sind immer noch nur für Experten verständlich. Man sollte Unterstützung in Anspruch nehmen, um die Daten zu interpretieren." Gesprächspartner können die eigene Krankenkasse, behandelnde Ärzte und unabhängige Beratungsstellen sein.

Helga Salomon hat sich lange durch das Internet geklickt. Doch am Ende hat sie sich bei der Auswahl ihrer Wunsch-Klinik für die Hüft-OP auf persönliche Kontakte verlassen: "Es ist gut zu wissen, dass dieses Krankenhaus im Jahr 2006 insgesamt 319künstliche Hüftgelenke ohne nennenswerte Komplikationen eingesetzt hat. Mich beruhigt vor allem aber auch, dass ich den Arzt kenne und ich sicher sein kann, dass er sich bei meiner Operation viel Mühe gibt."

Solche Aspekte sind in den gesetzlichen Qualitätskriterien allerdings nicht enthalten. Deshalb wird die "Weisse Liste" bald um den Punkt "Patientenzufriedenheit" erweitert, wie ihn andere Führer teilweise bereits bieten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort