Versicherung gegen die Angst

Unfall-Policen sind beliebt, aber nur in einigen Fällen sinnvoll.

Düsseldorf. Die Angst vor schweren Unfällen mit langfristigen Gesundheitsschäden scheint immens zu sein. Zumindest legen das die Zahlen nahe: Mehr als 40 Prozent der deutschen Haushalte haben eine private Unfallversicherung abgeschlossen. Damit gehört sie mit zu den beliebtesten Policen.

Geldtipp

„Sie wird aber in vielen Fällen überschätzt“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale. „Sie ist nur eine Ausschnittsdeckung.“ Denn das wesentlich höhere Risiko, wegen Krankheit invalide zu werden, ist nicht abgedeckt. Das leistet nur die Berufsunfähigkeitspolice (BU). In einigen Fällen kann die Unfallversicherung aber sinnvoll sein.

Was leistet die Unfallversicherung?

Mit ihr sichert man sich gegen das Risiko Invalidität infolge eines Unfalls ab. Versichert sind Arbeits- und Freizeitunfälle. Die Invalidität muss voraussichtlich länger als drei Jahre anhalten. Die Höhe der Leistung richtet sich nach dem Grad der Invalidität, der in einer sogenannten Gliedertaxe festgelegt ist.

Wer benötigt eine Police?

Wer keine BU erhält, etwa wegen Vorerkrankungen oder eines risikoreichen Berufs, kann eine Unfallpolice als Alternative wählen. Auch für Menschen, die einem gefährlichen Hobby nachgehen, kann sie als Zusatzabsicherung zu einer BU wünschenswert sein. Ebenso können Kinder profitieren. „Eine Kinderunfallversicherung ist sinnvoll ab dem ersten Lebenstag“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Gerade im Kleinkindalter lauern viele Gefahren. Für Rentner lohnt sich eine Police nur, wenn Unfälle infolge von Vorerkrankungen wenigstens zum Teil anerkannt sind.

Wie hoch sollte die Invaliditätssumme sein?

„Ab 200 000 Euro wird es oftmals sinnvoll“, sagt Grieble. Gut sind Progressionstarife: Hier steigt die Versicherungsleistung bei höheren Invaliditätsgraden progressiv, also überproportional an, meist ab einer 26-prozentigen Invalidität. Es gibt Progressionen von 225, 350 oder auch 500 Prozent. Bei einer Versicherungssumme von 200 000 Euro erhält man bei einer Progression von 225 Prozent und einer Invalidität von 100 Prozent 450 000 Euro — anstatt nur 200 000 Euro bei einem Tarif ohne Progression. Damit sind auch niedrigere Invaliditätsgrade — 30, 40 oder auch 50 Prozent — gut abgesichert.

Welcher Versicherungstarif ist der richtige?

In der Regel muss man einen Komfort-, Plus- oder Premium-Tarif wählen, um einen guten Leistungsumfang zu erhalten. Wichtig ist, dass der Tarif verlängerte Fristen für das Eintreten und die Meldung der Invalidität bietet, dass er eine verbesserte Gliedertaxe im Vergleich zu den Musterbedingungen gewährt und zumindest eingeschränkte Leistungen bei Unfällen infolge von Bewusstseinsstörungen vorsieht.

Was kostet eine Police?

Für einen leistungsstarken Tarif (Invaliditätssumme 200 000 Euro, Progression 225 Prozent) zahlt man im Alter von 35 Jahren zwischen rund 200 Euro (Gothaer, Asstel) und 300 Euro (Münchner Verein, Europa) im Jahr. Man kann aber auch über 600 Euro dafür bezahlen (Stuttgarter, Alte Leipziger, Universa). Ein Tarifrechner findet sich unter

www.biallo.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort