USB-Stick: Auf dem Speicher ist noch Platz

Die kleinen Festplatten gibt es mittlerweile als Duftspender oder mit Strass besetzt. Werden sie aber zu billig angeboten, stimmt die ausgelobte Kapazität meistens nicht.

Der Verlust wichtiger Dateien kann gravierende Folgen haben. Und gerade die trendigen Memory-Sticks, die sich an USB-Ports von Computern, Audio- und Video-Receivern oder sogar DVD Playern stöpseln lassen, bekamen kürzlich einen Fleck auf die bislang weiße Weste. Das beliebte Speichermedium, das eigentlich eine klar definierte Menge an Daten aufnehmen soll, schlich sich als Fälschung auf den deutschen Markt. Eine große Menge dieser manipulierten fünf bis sieben Zentimeter kleinen Stifte wurde von Herstellern wie hama, emtec, Platinum, Tevion, cnMemory, Intenso, bluemedia und weiteren Marken über Elektromärkte und Discounter billig vertrieben.

Die Unternehmen sind auf den Betrug eines asiatischen Speicherchip-Zulieferers hereingefallen, der die Produkte mit falschen Kapazitätsangaben ausgezeichnet hatte. Angeboten wurden die Sticks in den Größen zwei, vier und acht Gigabyte. Faktisch jedoch haben die enthaltenen Chips nur den Bruchteil des angegebenen Fassungsvermögens, und das, obwohl das Betriebssystem der verbundenen Computer die angegebene Größe sogar anzeigt.

Ein Chip-Controller im Sticks sendet ihm falsche Informationen und täuscht vor, Dateien wie E-Mails, Grafiken, Schriftdokumente, Musik, Bilder oder Filme komplett gesichert zu haben. Der Nutzer erlebt erst beim erneuten Abfragen des Inhalts die böse Überraschung: Die Daten wurden nur zum Teil gespeichert. Und sollte nicht zuvor eine zweite Sicherungsdatei angelegt worden sein, ist der Rest für immer verloren. Das Computerfachmagazin c’t, dem die Manipulation aufgefallen war, stellt unter www.heise.de/software/download/h2testw/50539 eine kostenlose Software zum Testen von USB-Sticks bereit. Betroffene Geräte werden von ihren Herstellern inzwischen zurückgenommen, allerdings besteht weiterhin die Gefahr, via Einzelhändler oder Auktionshaus eines der gefälschten Modelle zu erstehen.

Fernab der Billigware, von der man bei Speichermedien allgemein die Finger lassen sollte, sind USB-Sticks zur technischen Spielerei in zielgruppenorientiertem Design geworden, was - gewerblich wie privat - etliche Möglichkeiten bietet. Firmen, die die praktischen Minidatenträger zur kommerziellen Kommunikation nutzen, drücken damit ihren Kunden auf Messen und Events eine breite Palette multimedialer Informationen in die Hand. Werbeartikelhersteller lassen sich einiges einfallen, um Business-Großabnehmer mit ungewöhnlichen Produkten zu locken: So bieten sie USB-Sticks getarnt als Lippenstift, unter Kugelschreiberkappen, als Schlüsselanhänger oder in spleenigen Sonderformen mit Muschel- oder Möhren-Design.

Doch nicht nur als Werbegeschenk werden USB-Sticks unter die Leute gebracht. Der Trend geht zum wertigen Gerät, angefangen beim Geruch: In Kürze bringt der Speicherkartenhersteller Wilk Elektronik eine Kollektion namens "GoodDrive Fresh" auf den Markt, die nicht nur in poppig bunten Neonfarben daherkommt, sondern auch noch gut riecht. Ab zehn Euro lassen sich nach Orange, Erdbeere oder Limette duftende ein bis vier Gigabyte mit Daten füllen. Mindestens ein Jahr lang soll das Aroma halten und in Büros und Schulen für fruchtig frische Luft sorgen.

Einfallsreich und nützlich zugleich kombiniert der Zubehörhersteller Bluetrek die Vorteile eines USB-Sticks mit denen eines Headsets: Der "Bizz" ist ein Hybrid, der unter der abnehmbaren Sprechkappe seinen USB-Anschluss versteckt, mit dem das Headset laut Hersteller für bis zu sechs Stunden Gesprächszeit aufgeladen werden kann. Im knapp 50 Euro hohen Kaufpreis ist jedoch kein Speicherchip enthalten. Den müssen sich Nutzer als microSD- oder SDHC-Karte zusätzlich besorgen und in die dazugehörige Vorrichtung einschieben. Wann und ob das Kombi-Gerät in Deutschland erscheint, ist derweil noch offen.

Sicher ist jedoch die Nachfolge-Kollektion der hochwertigen Accessoire-Serie "Active Crystals" - ein Gemeinschaftsprojekt zweier Unternehmen: Elektro-Riese Philips und Swarovski, österreichischer Hersteller von geschliffenem Glas und optischen Geräten, liefern USB-Sticks aus Silbermetall und transparentem Kristall, deren stilvolles Design in erster Linie den weiblichen Verbraucher anspricht. Die Elektronik-Accessoires stellen luxuriös glitzernde Vorhängeschlösser oder modische Halsketten in Form von Herzanhängern dar, auf denen sich 1000 Fotos oder 250 Songs (bei einem Gigabyte Kapazität) speichern lassen.

Begriff: USB bedeutet auf Englisch Universal Serial Bus. Die Sticks sind Massenspeicher, die durch ihre höhere Zugriffsgeschwindigkeit Speichermedien wie die Diskette oder CD-RW, die ähnlich angewendet werden, verdrängen. Das Gerät, in dessen Innerem sich ein Flash-Speicherchip befindet, wird via Bus-Anschluss (Bus: engl.: bidirectional universal switch) an den Computer angeschlossen.

Kompatibilität: Betriebssysteme ab 2000 erkennen den USB-Wechseldatenträger, der bei laufendem Betrieb eingestöpselt werden kann, automatisch. Frühere Systeme benötigen einen Bus-Treiber zum Betrieb des Geräts.

Kapazität: USB-Sticks gibt es in unterschiedlichen Größen: Derzeit sind Kapazitäten von 16 MB (Megabyte) bis 64 GB (Gigabyte) im Umlauf. Die meisten Hersteller geben den auf einem USB-Stick gespeicherten Daten eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren.

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