Rennmäuse lieben Abwechslung

Bonn (dpa/tmn) - Rennmäuse sind pflegeleicht. Sie machen wenig Dreck und brauchen keine Animation, denn Beschäftigung finden sie selbst. Vorausgesetzt, die kleinen Nager haben genug Werkstoff zur Verfügung.

Sie graben Tunnel, wühlen herum oder nehmen ein ausgiebiges Sandbad: Rennmäuse haben immer etwas zu tun. Ihr Gehege wollen sie ständig neu und vor allem selbst gestalten. Damit den neugierigen Nagern nicht langweilig wird, sollte ihr Halter ihnen stets neues Baumaterial anbieten, am besten Naturmaterialien. Denn besonders wohl fühlen sich die Kleinen, wenn sie ihr Lebensraum an ihre Heimat erinnert: die Steppe.

Glücklich ist eine Rennmaus nur mit Artgenossen. Wer zwei oder mehr der geselligen Tiere hält, muss zunächst für ein ausreichend großes Gehege sorgen. Ein Käfig eignet sich dafür nicht: „Rennmäuse buddeln für ihr Leben gern“, sagt Henriette Mackensen, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Die Einstreu sollte daher entsprechend hoch sein. Etwa 30 Zentimeter empfiehlt die Tierärztin, damit die Rennmäuse - wie in freier Wildbahn - Tunnel graben und nach Herzenslust wühlen können.

„Bei einem Käfig würde da alles durch die Gitterstäbe fallen“, erläutert Mackensen. Praktischer sind Aquarien oder Terrarien. Darin kann man die Mäuse zudem besser beobachten. Wichtig ist, dass das Gehege oben geschlossen ist, weil die Tiere gut springen können. Dabei müssen sie aber trotzdem genug Frischluft bekommen. Das rät auch Thomas Göbel von der Bundestierärztekammer in Berlin: „Aquarien sind ok, aber sie haben unten keine Belüftungslöcher. Das kann schnell stickig und feucht werden.“ Terrarien hingegen haben unten spezielle Türchen, die Luft durchlassen.

Als Bodengrund empfiehlt Tierarzt Göbel ein Sand-Hobelspan-Gemisch. Insbesondere der Sand spielt bei Rennmäusen eine wichtige Rolle: „Die Kleinen lieben es, darin zu baden. Sie bringen so ihr Fell in Schuss“, erläutert Martina Schnell von der Stiftung für Tierschutz Vier Pfoten in Hamburg. Gut für die Fellpflege ist Chinchillasand.

Neben einem Futterplatz und mehreren Schlafhäuschen, die jedem Tier sein eigenes Rückzugsgebiet ermöglichen, dürfen im Rennmausgehege auch Heu und Stroh nicht fehlen. Damit bauen die Nager Nester und richten sich ihre Schlafplätze ein. Außerdem fressen sie davon, was gut zum Abschaben ihrer Zähne ist. Weil Rennmäuse gerne klettern, erstreckt sich ihr Gehege idealerweise über mehrere Etagen. Die dritte Dimension vergrößert die Bewegungsfläche, bietet Abwechslung und schafft Aussichtsplattformen.

Geeignet für die Ausstattung des Geheges sind den Experten zufolge Naturmaterialien wie Rindenstücke, Steine oder Wurzeln. Auch Äste von ungiftigen Gehölzen wie Weide, Buche, Haselnuss, Birke oder Obstbäumen kommen bei den Mäusen gut an, weil sie auf ihnen klettern und daran nagen können. „Man sollte aber unbedingt darauf achten, dass die Bäume ungespritzt sind“, rät Mackensen. Das Rennmausherz schlägt zudem für ausgeprägte Tunnelsysteme. Besser als leicht zu zerbeißende Papierrollen taugen hierfür Ton- oder Holzröhren: Sie sind stabiler, haben eine raue Oberfläche und lassen sich über die verschiedenen Ebenen hinweg miteinander verbinden.

Bietet man den Tieren diese Werkstoffe an, schaffen sie sich daraus ihren Lebensraum. Dabei kann der Halter seiner Fantasie freien Lauf lassen - und zwar am besten regelmäßig: „Die Nager sind lebhaft und neugierig. Sie brauchen ständig etwas Neues, damit sie sich nicht langweilen“, erklärt Tina Hölscher, Tierärztin von der Tierschutzorganisation aktion tier in Berlin.

Verzichten sollte man laut den Heimtierexperten auf jede Art von Plastikspielzeug: „Wenn die Mäuse Plastik zernagen, bleiben scharfkantige Reste übrig. Diese verschlucken sie oder verletzen sich daran“, erklärt Mackensen. Die Experten raten zudem davon ab, die Tiere im Zimmer laufen zu lassen: Die flinken Nager büxen schnell aus - sie wieder einzufangen ist äußerst schwierig.

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