Nervend, aber nicht gefährlich: 2015 ist ein Wespenjahr

Düsseldorf (dpa) - Sie ärgern die Bäcker, sie jagen Kindergartenkinder und stören am Kaffeetisch: Wespen gibt es in diesem Jahr in Massen, denn die Bedingungen sind ideal für sie: Wärme und wochenlange Trockenheit lässt die Brut gut gedeihen.

Nervend, aber nicht gefährlich: 2015 ist ein Wespenjahr
Foto: dpa

Für Klaus Mönch, Mitarbeiter im nordrhein-westfälischen Umweltamt Ratingen, ist 2015 bereits ganz klar ein „Wespenjahr“. Seit fast 30 Jahren erfasst er Wespenfunde, er hat zudem eine Formel aufgestellt, die es vor allem anhand der Wetterdaten möglich macht, Wespenjahre vorherzusagen. „Das Frühjahr war mild und trocken, ideal für Königinnen, die auf Futtersuche sind“, sagte er der dpa. „Außerdem sind sie früher als sonst aus dem Winterschlaf erwacht.“ In anderen Jahren stürben mehr von ihnen, weil sie bei Regen von einem Pilz befallen würden. Bis Ende August werde die Population der wärmeliebenden Insekten noch größer.

Nahrungssuche: Bis zu 2000 Tiere können in einem Nest leben. Lästig werden die schwarz-gelb gestreiften Insekten normalerweise erst im August oder September, wenn sich Drohnen und neue Königinnen entwickelt haben. Sie sind immer die letzten im Nest. „Dann werden die Arbeiterinnen arbeitslos“, sagt Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund (Nabu). Sie gehen dann nur noch für sich selbst auf Suche nach kohlendydratreicher Nahrung und fliegen auf Süßes.

Zur Zeit werden die Nester noch ausgebaut - Arbeiterinnen legen dafür Kammern für die Larven an, die aus den von der Königin gelegten Eiern schlüpfen. Das Baumaterial finden die Wespen derzeit überall reichlich: Sie schaben von trockenem Holz kleine Stückchen ab und kauen daraus eine Art Papierbrei. Die Brut füttern sie mit eiweißreicher Nahrung - meist zu Brei zerkleinerte Insekten wie Läuse oder Fliegen. Wählerisch seien sie nicht - und greifen auch mal bei Grillfleisch oder Bratwurst zu.

„In unserer aufgeräumten Landschaft ist Blütennektar nicht immer einfach zukriegen“, erklärt die Imkerin Fiona Flesser vom Imkerverband Rheinland. Deswegen würden die Wespen nicht immer warten bis Obst von den Bäumen fällt, sondern auch mit dem Pflaumenkuchen vorlieb nehmen.

Das ist vor allem in Bäckereien ein Problem. „Die Wespen sind eine Plage“, sagte Frank Köster, Geschäftsführer der Bäcker-Innung Rhein-Ruhr. Mit duftenden Lämpchen, Abdeckungen und Fliegengittern würde versucht die Insekten zuvertreiben, ein vollkommender Schutz sei aber nicht möglich. „Die Situation ist weder für Verkäuferinnen noch Kunden angenehm.“

Wespenstiche: Vor Wespenstichen muss man eigentlich keine Angst haben, meint Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund (Nabu). Denn Wespen verfolgten immer eine Abwehr- und nie eine Angriffsstrategie. Hektik sei der größte Fehler. „Wenn man sich ruhig verhält, passiert gar nichts“, sagt Langenhorst.

Wichtig sei es, mindestens zwei Meter Abstand zum Nest zu halten. Kommt man näher, kann das wie der sprichwörtliche Stich ins Wespennest wirken: Zur Verteidigung ihrer Brut stürzen sich mehrere Arbeiterinnen gleichzeitig auf den vermeintlichen Angreifer. Nester in Rollladenkästen oder in der Nähe von Haustüren können von Fachleuten entfernt werden.

Die Stiche sind nach Aussagen von Fachleuten zwar schmerzhaft, in der Regel aber ungefährlich, falls keine Allergie vorliegt. Stiche in den Rachen - etwa, wenn mit der süßen Limonade unbemerkt eine Wespe in den Mund gelangt, - könnten jedoch zu gefährlichen Schwellungen führen.

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