Mit kalter Schnauze auf der Suche nach heißer Ware

Neuendettelsau (dpa) - Sie helfen Rauschgiftfahndern bei der Drogensuche, erschnüffeln Waffendepots und stellen flüchtige Verbrecher. Hunde sind im Arbeitsalltag von Polizei und Zoll nicht mehr wegzudenken.

Ausgebildet werden sie dafür in der Zollhundeschule in Franken.

Schäferhund Malto verbeißt sich in den Arm des Flüchtigen. An Gegenwehr ist für den Mann nicht mehr zu denken. Seinen Kiefer entspannt der Schutzhund erst wieder auf Kommando von Johann Witzofski. Beide haben die Aufgabe, einen Verbrecher zu stellen und zu verhaften, perfekt gemeistert, wie Ausbildungsleiter Jürgen Halbmann resümiert. „Eine Bestätigung für erfolgreiches Arbeiten ist das“, fügt er hinzu.

Der Zollbeamte Witzofski und Hund Malto nehmen an einem routinemäßigen Auffrischungsseminar an der Zollhundeschule im bayerischen Neuendettelsaus teil. In zwei Wochen müssen sie nachweisen, dass sie alle erforderlichen Techniken des Schutzhundewesens beherrschen. Seit drei Jahren sind die beiden nun ein eingespieltes Team - sowohl beruflich als auch privat. Die Übungen machen den beiden keine Mühen.

Die Einrichtung im mittelfränkischen Neuendettelsau, gegründet 1958, ist eine von zwei Schulen in Deutschland, die Hundeteams für den Polizeidienst ausbilden. Rund 210 Vierbeiner aus ganz Süddeutschland werden auf 135 Hektar Gelände aus- und fortgebildet. Waffen- und Sprengstoffspürhunde gehören ebenso dazu, wie Drogen-, Artenschutz- und Bargeldsuchhunde. Man könne den Hunde die Suche nach fast allen Stoffen antrainieren, nahezu nichts bleibe vor ihnen verborgen, berichtet Halbmann. Sogar Grundstoffe für die Herstellung illegaler Drogen fänden die Spürnasen, wenn sie es zuvor gelernt hätten.

Die Einrichtung, die dem Bildungs- und Wissenschaftszentrum in Münster untergeordnet ist und damit zum Bundesministerium der Finanzen (BMF) gehört, bietet nach Angaben von Schulleiterin Erika Hartmann Platz für die Ausbildung von rund 70 Hunden. Auch für das Ausland bilden die sieben regulären Ausbildungsleiter der Schule unter der Aufsicht von Leiterin Hartmann Polizeihunde aus.

Im Alter von einem Jahr werden die Tiere von Tierheimen oder von bekannten Züchtern erworben. Erst in diesem Alter kann eine gesundheitliche Eignung festgestellt werden, da dann der Körper voll entwickelt ist. Eigentlich sei jede Rasse geeignet, um als Spürhund ausgebildet zu werden; besonders beliebt seien jedoch Schäferhunde, Riesenschnauzer, Boxer, Dobermänner und Terrier. „Wichtig ist nur, dass sie wesenstreue und gehorsame Begleiter ihrer Herrchen sind“, sagt Hartmann.

Die Ausbilder nutzen geschickt den natürlichen Spiel- und Beutetrieb der Tiere. Die Hunde verknüpfen mit dem Erkennen und Anzeigen des Duftstoffes eine Belohnung - und empfänden das Ganze als Spiel. „Wichtig ist, dass der Hund nicht aufgibt, dass er die Beute unbedingt haben will“, erklärt Hartmann. Dass den Hunden Drogen verabreicht werden, sei hingegen ein beliebtes aber falsches Gerücht.

Zu Beginn durchlaufen die Tiere einen dreiwöchigen Gehorsamslehrgang. Nach einer Erholungspause folgt eine Grundausbildung, in der sie auf die gängigen Drogendüfte trainiert werden. Ein siebenwöchiger Praxislehrgang am Frankfurter Flughafen ergänzt das Programm. Bis die Hundeteams, so heißt das Paar aus Hundeführer und Vierbeiner, zum Einsatz kommen, vergeht rund ein Jahr. Danach arbeiten die beiden immer gemeinsam, im Schichtdienst mit rund vier Einsätzen am Tag.

Wozu ein ausgebildeter Spürhund in der Lage ist, demonstriert Schäferhund Al auf beeindruckende Weise. Auf das Startsignal seines Halters und Lehrers Paul Wiebe beginnt Al, den Innenraum eines grauen VW Polo nach Drogen abzusuchen. Den kleinen Teststreifen mit Opiumgeruch findet er blitzschnell. Doch statt laut zu bellen und einen potenziellen Täter zu warnen, verhält sich der schlaue Detektiv ruhig. Lediglich der verharrende Blick auf die Fundstelle zeigt Wiebe das Versteck an. Die sogenannte passive Anzeigemethode beherrscht nicht jeder Hund, doch Al ist eben gut ausgebildet.

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