Milder Winter begünstigt Waschbär
Erfurt (dpa) - Der Waschbär ist in Thüringen weiter auf dem Vormarsch. „Begünstigt durch den sehr milden Winter rechnen wir mit einer deutlichen Zunahme der Waschbär-Bestände“, sagte der Geschäftsführer des Landesjagdverbands (LJV) Thüringen, Frank Herrmann.
Die Abschusszahlen würden dieses Jahr vermutlich noch einmal deutlich ansteigen. Schon in den vergangenen Jahren hatten sich diese vervielfacht: Zum Ende des Jagdjahres im März 1996 waren in Thüringen 331 Waschbären erlegt worden; 2013 lag die Zahl bei 8600; am Ende des Jagdjahres 2015 wurden dann mehr als 10 000 erlegte Waschbären gezählt. „Tatsächlich ist das aber nur ein Bruchteil der Population. Das Vorkommen ist um ein Vielfaches größer“, berichtete Herrmann. Weil der nachtaktive Jäger so versteckt lebe, sei eine seriöse Schätzung nicht möglich. Das Leben im Verborgenen mache eine wirksame Bekämpfung fast unmöglich.
Während der Waschbär in Ostthüringen und südlich des Rennsteigs noch eher selten vorkommt, hat er laut Jagdverband besonders Nordthüringen bereits fest in der Hand. Fast die Hälfte der im Freistaat erlegten Exemplare stammten aus den Kreisen Nordhausen, dem Eichsfeld, dem Unstrut-Hainich- sowie dem Wartburgkreis. Sogar in den Randbezirken von Erfurt, Weimar und Gera leben inzwischen Waschbären.
„Los werden wir dieses Problem vermutlich nie wieder, wir können allenfalls regulierend eingreifen“, erklärte Herrmann. Trotz seines putzigen Aussehens sorge der Einwanderer für massive Probleme in der heimischen Flora und Fauna. Für Vogelpopulationen könne der Nesträuber ähnlich verheerend sein wie für geschützte Amphibien. Auch die Landwirtschaft kenne das Problem: „Ein paar Tiere reichen aus, um etwa einen Pflaumenbaum innerhalb einer Stunde leer zu fressen.“