Kröten wandern wieder: Straßen als tödliches Hindernis

Berlin (dpa) - In Berlin hat nach den ersten milden Frühlingsnächten die Krötenwanderung begonnen. In der Nähe von Feuchtgebieten überquerten Kröten, Frösche und Molche auf der Suche nach Laichgewässern in großer Zahl Straßen und Wege.

Kröten wandern wieder: Straßen als tödliches Hindernis
Foto: dpa

Aber Erdkröten und Wasserfrösche leben auch mitten in der Innenstadt, zum Beispiel im Tiergarten“, berichtete Katrin Koch, Naturschutzreferentin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). „Das betrifft vor allem die Außenbezirke.

Die Naturschützer bitten Autofahrer in Krötenwander-Gebieten, in den kommenden Wochen besonders rücksichtsvoll zu fahren. In manchen Jahren würden Tausende Tiere überfahren. Wo es keine Krötentunnel gibt, stellen Helfer zur Zeit Schutzzäune auf und tragen die Tiere in Sammeleimern über die Straße - zum Beispiel an der Dammheide in Mahlsdorf Süd. Seit 1998 werden hier Erdkröten vor dem Unfalltod gerettet, im letzten Jahr waren es nach Nabu-Angaben allein hier 967 Tiere. Der „Kröten-Shuttle“ ist allerdings aufwendig: Jeden Morgen und Abend müssen Helfer die Fangeimer leeren. Denn sonst können sich Waschbären und andere Fressfeinde sehr bequem bedienen.

Noch gebe es in Berlin zwölf Lurcharten, sagte Koch. Dazu zählen unter anderem Molche, Kröten, Frösche und Unken. „Für eine Großstadt ist das keine schlechte Bilanz. Doch einige Arten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht“, ergänzte sie. Das Hauptproblem in Berlin seien Straßenverkehr und Zersiedlung. Es gebe zum Beispiel kaum noch Kreuzkröten oder Rotbauchunken. Der Laubfrosch gilt in der Hauptstadt bereits als ausgestorben.

Amphibienforscher erleben aber auch Überraschungen. So breitete sich auf einer Bahnbrache in Pankow die Kreuzkröte wieder aus, seit der Verkehr verbannt war und nicht mehr gegen Unkraut gespritzt wurde, wie Koch berichtete. Doch von langer Dauer wird dieser Lichtblick nicht sein: Das Areal soll bebaut werden.

Rotbauchunken haben eine Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren, erläuterte Norbert Schneeweiss, Experte der Naturschutzstation Rhinluch in Brandenburg. Heute werde aber kaum ein Tier in der Region älter als drei oder vier Jahre. Der frühe Tod drohe vor allem durch Straßenverkehr, intensive Landwirtschaft und Lebensraumverlust durch breite Straßen und Siedlungen. Eine Erdkröte lege rund 10 000 Eier in Gewässern ab. 60 bis 95 Prozent des Nachwuchses gingen jedoch wieder ein - die ersten Feinde lauerten schon im Gewässer.

Zwei bis drei Kilometer könnten Lurche auf ihren Wanderungen zum Laichgewässer zurücklegen, berichtete Naturschützerin Koch. Dabei hockten sie an regnerischen Frühlingsabenden leider besonders gern auf Straßen, weil der Asphalt noch schön warm sei. Allein eine Landstraße im Amphibienwandergebiet koste fünf bis zehn Prozent der Tiere das Leben, ergänzt Forscher Schneeweiss. Eine Autobahn sei für sie wie ein Gebirge - unüberwindlich.

Neben Helfern mit Sammeleimern gibt es in Berlin aber auch Krötentunnel - zum Beispiel in Pankow und im Bucher Forst.

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