König der Gartenteiche: Der Koi-Karpfen hat hohe Ansprüche

Rosenheim (dpa/tmn) - Sie scheinen durchs Wasser zu schweben, die Schuppen funkeln orange-silbrig. „Nicht zu Unrecht trägt der Koi den Namen König der Gartenteiche“, sagt Josef-Herbert Fiege vom Verein Koi Liebhaber am Niederrhein.

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Größe, Körperform und Farben machen die Tiere so besonders.

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Man kann den Koi-Karpfen als „großen Bruder des Goldfisches“ bezeichnen, sagt Tierarzt Werner Hoedt aus Rosenheim. Schon vor Jahrhunderten fand dieser Fisch seinen Weg aus Asien nach Europa. Oft jedoch korrespondiere der Koibesatz eines Gartens mit dem Fuhrpark der zugehörigen Garage, kritisiert er die Anschaffung dieser Tiere als pure Prestigeobjekte.

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„Kois sind keine Tiere für jedermann“, meint auch Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Nur wenige seien mit Blick auf Platz, Fachkenntnis und Durchhaltevermögen tatsächlich in der Lage, die Fische artgerecht zu halten.

Kois können einen Meter lang und 20 Kilo schwer werden. „Sie wachsen schnell, im Alter von einem Jahr sind sie bis zu 17,5 Zentimeter groß, mit zwei schon doppelt so groß und mit drei Jahren über 40 Zentimeter“, sagt Schmitz. Und je größer die Tiere werden, umso anspruchsvoller ist ihre Haltung. „Sie haben immer Hunger, brauchen hochwertiges Futter und fressen alles auf, was sich im Teich befindet“, erklärt Hoedt. Entsprechend hoch ist ihr Stoffwechsel, und der Teich braucht einen sehr guten Filter. Bei guten Bedingungen werden Kois bis zu 60 Jahre alt.

Trotzdem tummeln sich in vielen Teichen eher kleine Exemplare. „Das liegt häufig daran, dass viele nicht sehr alt werden, weil der Teich im Sommer umkippt oder im Winter einfriert und immer kleine Kois nachgekauft werden“, sagt Hoedt. Was die meisten unter einem Gartenteich verstehen, ist für Kois normalerweise zu klein. Als Faustregel rät der Tierarzt zu 1000 bis 3000 Litern Wasser pro Tier. Als Minimalgröße eines Koiteichs empfiehlt Schmitz 3 Meter auf 2,5 Meter Tiefe.

Tiefe Teiche frieren nicht komplett zu, kühlen langsamer aus und überhitzen nicht so schnell. „Auch bieten sie bessere Rückzugsmöglichkeiten vor Räubern“, sagt die Tierschutzbund-Sprecherin. Die im Handel erhältlichen Plastikteiche sind für Kois in der Regel zu klein. Am besten lässt man seinen Koiteich vom Spezialisten planen, empfiehlt Hoedt. „Man muss ihm aber genau sagen, was man vorhat - und ob dort Goldfische oder Kois einziehen“. Sonst verletzten sich Kois vielleicht an Felsen, die Goldfischen nicht geschadet hätten.

Neben einem Filter braucht ein Koiteich im Idealfall Heizung, Belüftung und Beleuchtung. Die Wasserwerte sollen denen von Trinkwasser nahekommen. Problematisch ist die Temperatur: „Die kann schnell ins Geld gehen“, sagt Hoedt. Denn die Karpfen mögen es warm, um die 20 Grad. Will man aktive und gesunde Tiere, sollte man im Frühjahr und Herbst heizen. Weil das vielen zu teuer ist, isolieren sie den Teich nur oder lassen ihn zufrieren, kritisiert Hoedt. „Sie sagen dann im Frühjahr, dass es ein guter Winter war, da ihnen nur drei Koi verstorben sind.“

So seien das Teure an Kois eher Teich, Technik, Futter und medizinische Versorgung - und weniger die Tiere selbst, sagt Hoedt, der ein Buch über die Fische geschrieben hat. Wer ein Händchen für Fische hat, für den ist aber auch die Haltung von Kois nicht schwer, sind sich die Experten einig. Trotzdem: „Ein Koiteich stellt die extremste Form eines Gartenteiches dar“, sagt Hoedt. Das sollte man sich daher nur antun, wenn man wirklich die Zeit besitzt, viele Stunden am Teich zu verbringen.

„Weniger ist mehr“, appelliert der Tierarzt an Gartenteichbesitzer. Er empfiehlt ihnen ein Biotop, das nur kleinere Fischarten beherbergt und für die es keine starken Filter braucht. Passende Fische sind beispielsweise Bitterlinge und Moderlieschen, Goldelritzen, Schleie Rotfeder - oder Goldfischzuchtformen, wenn man es exotischer haben will. Sie alle müssen in der Regel nicht tierärztlich versorgt werden, vermehren sich selbständig, und wenn sie krank sind, werden sie von Krähen oder Katzen abgefischt.

Als Zwischenweg zwischen Koiteich und einem Teich mit Kleinfischen rät Hoedt zur Goldorfe. „Sie wird fast so groß wie ein Koi, ist aber nicht so anspruchsvoll, wird selten krank und sehr alt.“

Service: Robert Jungnischke, Werner Hoedt: „Koi - Juwelen im Gartenteich“, Kosmos-Verlag 2008, ISBN-13: 978-3-440-10632-7, 16,99 Euro

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