Besondere Pflege Es juckt: Mücken verursachen Ekzem bei Pferden

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Für Pferde mit Sommerekzem sind die warmen Monate die schlimmste Zeit des Jahres. Sie leiden an einer Allergie, die durch Kriebelmücken ausgelöst wird.

Besondere Pflege: Es juckt: Mücken verursachen Ekzem bei Pferden
Foto: dpa

Das Pferd lässt keine Gelegenheit aus, um sich heftig zu kratzen - bis das Fell abgeschabt ist und es blutet. Die Pferdehalterin Andrea Netz aus Oberursel bei Frankfurt am Main weiß dies aus eigener Erfahrung. Ihr Islandpferd Rodi leidet seit dem vergangenen Sommer unter dieser Krankheit.

Das Sommerekzem kann zwar jedes Pferd treffen, doch besonders Ponys leiden darunter. Unter ihnen sind die Isländer sehr oft betroffen. „Vor allem die in Island geborenen Pferde, die dann exportiert wurden, neigen extrem hierzu“, berichtet die Tierärztin Miriam Baumgartner von der Technischen Universität München. Denn auf der Vulkaninsel leben keine Kriebelmücken, die Tiere haben keine Möglichkeit zur Gewöhnung.

Betroffene Pferde sollten möglichst nicht in der Nähe von Gewässern gehalten werden, da dort besonders viele der Blutsauger unterwegs sind. „Richtig stechlustig werden sie in feuchter Wärme und in der Dämmerung“, sagt die Pferde-Fachtierärztin Anke Rüsbüldt aus der Nähe von Hamburg.

Die betroffenen Pferde reagieren allergisch auf den Speichel der Mücken. Diese stechen bevorzugt in weiche Hautstellen, an denen die Haare senkrecht stehen - zum Beispiel am Mähnenkamm und an der Schweifrübe. Die Symptome sind sehr deutlich: Durch den starken Juckreiz scheuern sich die Pferde an Gegenständen oder kratzen sich mit den Hinterhufen. Manche legen sich hin und schaben ihren Bauch am Boden. Doch der Juckreiz wird dadurch nur noch größer. Die Stellen am Körper werden kahl und entwickeln sich schnell zu nässenden, blutenden Wunden. Schmutz dringt ein, es kommt zu Entzündungen.

Um dem Pferd möglichst rasch den schlimmen Juckreiz zu nehmen, ist eine Therapie mit Cortison ratsam. „Dieses sollte wegen der Nebenwirkungen jedoch nur bei sorgsam ausgewählten Pferden und generell nicht für längere Zeit gegeben werden“, sagt die Tierärztin Baumgartner.

Ihre Kollegin Rüsbüldt empfiehlt, stark betroffene Pferde ab dem Frühling in der Box zu halten und nur zwischen 11.00 und 15.00 Uhr ins Freie zu lassen. Dann sind die Mücken weniger aktiv.

Ein sehr effektives Mittel gegen die Mückenstiche ist eine Ekzemerdecke, die im Fachhandel angeboten wird. Diese bedeckt fast das komplette Pferd inklusive Hals und Bauch, so dass die winzigen Kriebelmücken nicht in die Haut stechen können. Nur der Kopf und die Beine sind frei. Damit die Pferde darunter nicht schwitzen, werden die Decken aus atmungsaktivem Stoff hergestellt.

Um bereits betroffene Stellen zu pflegen und die Heilung zu unterstützen, eignen sich mehrere Öle und Fette, darunter Teebaumöl und Melkfett. Diese Mittel haben zudem den Vorteil, dass sie einen Film auf der Haut hinterlassen und so den Mücken das Stechen schwer machen.

Möglich ist auch eine Desensibilisierung, dabei wird den Pferden jede Woche ein Extrakt gespritzt. Allerdings steckt diese Behandlungsmethode noch in den Kinderschuhen. „Es gibt außerdem einen Impfstoff gegen Hautpilz bei Pferden, mit dem auch Sommerekzem behandelt werden kann“, sagt die Tierärztin Rüsbüldt. Das Medikament soll dreimal im Abstand von etwa zwei Wochen gespritzt werden, und zwar im Winter oder spätestens in der ersten Frühlingszeit.

Literatur:

Anke Rüsbüldt: Sommerekzem, Cadmos, 79 Seiten, 10,95 Euro, ISBN-13: 9783861275565

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