Das große Krabbeln: Ameisen, Schaben und Schrecken als Haustiere

Berlin (dpa/tmn) — Schaben und Schnecken sind Haustiere, mit denen man nicht Gassi gehen muss. Im Gegenteil: Insekten sind pflegeleicht. Allerdings sind sie etwas ungewöhnlicher als ein Hund oder eine Katze.

Und sie zeigen zum Teil ein sehr merkwürdiges Verhalten.

Der Biologielehrer Jens Esser ist ein Fan von Schaben, Schnecken und Schrecken. Er hält sie für seine Schüler in Terrarien im Bioraum der Berliner Greenwich Oberschule. Früher hatte der Hobby-Insektenforscher auch zu Hause mehrere Terrarien mit den ungewöhnlichen Bewohnern. Die Schaben und Schnecken bekommen täglich Gemüse und Obst. Saubermachen erübrigt sich in diesen Terrarien, in denen die Fauchschaben friedlich mit den Goldachatschnecken zusammenleben. Denn bei Schaben liegt nie etwas herum, sie fressen alles auf.

„Schaben sind wirklich pflegeleicht“, sagt auch Martin Sebesta, der in Berlin im „ Antstore“ neben Ameisen auch viele Arten von Schaben, Schnecken und Schrecken verkauft. Knapp fünf Euro kostet bei ihm zum Beispiel eine Fauchschabe. Eine Große Achatschnecke ist für knapp zehn Euro zu haben, eine Malaiische Riesengespenstschrecke kostet zwei Euro mehr.

Mario Elßner aus dem sächsischen Nossen hat viel Erfahrung mit Schaben, sieben Jahre lang hat er sie selbst gezüchtet - für seine Echsen. „Für die brauchte man viel Futter“, erzählt er. Halten könne man die Schaben in jedem Behälter mit einer glatten Wand und einem dicht schließenden Deckel, berichtet Elßner. Für die Belüftung sollte der Deckel mit einem Fliegengitter bespannt werden. Schaben stellen als Allesfresser keine großen Ansprüche an ihre Fütterung.

Auch wenn sie nicht als Futtermittel enden, haben Schaben kein langes Leben. „Maximal ein Jahr“, berichtet der Biolehrer Esser über die Lebenserwartung seiner Fauchschaben. Ursprünglich stammen diese Tiere aus Madagaskar. Ihren Namen verdanken sie dem Geräusch, das sie mit ihrem Hinterteil erzeugen. Über den Sinn dieses fauchähnlichen Tons sind sich die Experten uneinig, es könnte eine Drohgebärde sein.

Ebenfalls im Terrarium lassen sich Schnecken halten, zum Beispiel die Achatschnecke. Sie gehören zu den Riesenschnecken, ihr Gehäuse kann bis zu 20 Zentimeter lang werden. Ursprünglich kommen die nachtaktiven Kriecher aus Afrika und Madagaskar. Sie graben sich gerne ein und können in schlechten Zeiten ihr Haus mit einem Kalkdeckel verschließen.

Imposant sind auch die Riesengespenstschrecken: Bis zu 20 Zentimeter groß können sie werden, deshalb brauchen sie Hochterrarien. „Minimum ist eine Höhe von 60 Zentimetern“, sagt Martin Sebesta. Sie brauchen sandhaltigen Boden und Zweige mit Blättern - zum Beispiel vom Brombeerstrauch - zum Futtern. Damit die Zweige und Blätter länger frisch bleiben, sollten sie in ein Gefäß mit Wasser gestellt und täglich besprüht werden. Ein Wassergefäß zum Trinken brauchen die Schrecken - ebenso wie die Schaben und Schnecken - nicht.

Nach dem Schlüpfen würden die Jungtiere erstmal Ameise spielen, berichtet Esser. Sie kommen mit schwarzem Körper und roten Kopf auf die Welt und rennen wie wild herum. Erst nach einer Zeit werden sie ruhiger und färben sich um. Die Weibchen werden grün, die Männchen braun. Der vermutete Hintergrund dieses Verhaltens: In der Natur werden die Schreckeneier von Ameisen oft mit Pflanzensamen verwechselt und mit ins Nest genommen. Würde die frisch geschlüpfte Schrecke als solche erkannt, erginge es ihr schlecht. „Deshalb tut sie so, als wäre sie eine Ameise und macht, dass sie wegkommt“, erzählt Esser.

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